Das deutsche Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat am 28. Oktober verkündet, Tiertransporte aus Deutschland in Länder außerhalb der EU zu beenden. Österreichische Tierschützer hoffen darauf, dass der für Tierschutz zuständige Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) rasch nachzieht.
Deutsche Veterinärbescheinigungen für Exporte lebender Rinder, Schafe und Ziegen zur Zucht werden mit Wirkung vom 1. Juli 2023 zurückgezogen. Der Export von Tieren zur Mast und Schlachtung in Drittländer wurde bereits zuvor gestoppt. Deutschland setzt mit dem Zurückziehen der Veterinärbescheinigungen für lebende Wiederkäuer zu Zuchtzwecken nun auf die Verwendung von genetischem Material statt lebender Tiere und eine Verbesserung der Tierzucht vor Ort bei den Handelspartnern. Eine sinnvolle Alternative zu Lebendtiertransporten, die auch Österreich längst hätte einführen können.
Tage oder Wochen auf Lkws und Schiffen
In Österreich existieren keine Veterinärzertifikate für den Export von zur Schlachtung bestimmten Tieren außerhalb der EU, dennoch werden immer noch zehntausende Tiere für den vermeintlichen Zuchtaufbau in Drittländer transportiert. Zusätzlich besteht ein Exportzertifikat für Mastrinder nach Marokko. Ausgeklammert wird, dass auch diese Tiere tage-, oft sogar wochenlang auf Lkws und maroden Schiffen ausharren müssen und spätestens nach dem Abfall ihrer Leistung, fernab ihres Herkunftslandes, geschlachtet werden.
Brutale Gewalt gegen die Tiere
Durchtrennte Sehnen und ausgestochene Augen, um die Tiere am Flüchten zu hindern, an den Beinen fixierte Seile, um sie zu Fall zu bringen, stumpfe Messer, um ihnen bei vollem Bewusstsein die Kehle durchzutrennen: Recherchen belegen: Dies sind keine Einzelfälle, sondern traurige Routine, der auch österreichische Tiere ausgesetzt werden. Es ist an der Zeit, diese Doppelmoral zu beenden. Der VGT und Animals International wenden sich darum heute per offenem Brief an Bundesminister Rauch und fordern erneut ein Ende der Tiertransporte in Drittländer sowie
Österreichische Kälberproduktion in Zahlen
Rund 39.000 Kälber wurden im Jahr 2021 aus Österreich ins Ausland exportiert, davon der Großteil nach Italien, Spanien und Polen. Aus diesen Ländern werden die Tiere aber immer wieder weiter in Drittstaaten exportiert. 61 Kilogramm Fleisch pro Kopf isst jeder Österreicher pro Jahr - die unzähligen langen Tiertransporte sind auch für unseren Planeten unglaublich belastend.
Deutschland sprach ein Machtwort
Minister Cem Özdemir habe den mutigen Schritt gewagt, sich als erster EU-Minister gegen dieses immense Tierleid zu stellen, so der VGT in einer Aussendung. Er folgt damit nicht nur dem Ruf der Bevölkerung, sondern beendet auch das ewige Ping-Pong-Spiel zwischen der Europäischen Kommission und den Mitgliedsstaaten, wer letztendlich Verantwortung übernehmen soll beziehungsweise kann. Deutschland zeige, was möglich ist, wenn sich eine Regierung ihrer Verantwortung für die Tiere stellt und sich nicht hinter der EU versteckt, erklärt Gerit Weidinger, Campaignerin von Animals International.
Zieht Österreich nach?
Die Tierschützer fordern von der EU und Österreich, hier dringend nachzuziehen. Der VGT in seiner Aussendung weiter: „Dass Tiere auf diesen Exporten furchtbar leiden, zeigen wir und andere Organisationen seit Jahren auf. Wird Österreich seine Verantwortung ebenfalls anerkennen und die Exporte in Drittstaaten endlich abstellen?“
Nur über das Leid zu reden, reicht nicht!
„Krone“-Tierexpertin Maggie Entenfellner
Entenfellner: „Taten sind gefragt!“
„Krone“-Tierexpertin Maggie Entenfellner organisierte bereits 2020 einen erfolgreichen Gipfel zum Thema Tiertransporte, bei dem die wichtigen Player aus Politik und Tierschutz nach Lösungen suchten. Seit Jahren engagiert sie sich unermüdlich für ein Ende des rollenden Leids. „Nur darüber zu reden, reicht nicht - jetzt schlägt die Stunde der Wahrheit - und wir erwarten effektiven Einsatz! Und sollte es tatsächlich Menschen geben, denen dieses Tierleid nicht am Herzen liegt, dann darf ich vielleicht noch folgende Gedanken mitgeben: Der CO₂-Ausstoß der Tiertransporte ist massiv, und hinzukommen jedes Jahr Hunderte Unfälle auf Europas Straßen mit übermüdeten Fahrern.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.