USA sind „besorgt“

Russland: Bei Atomkrieg gibt es keine Sieger

Ukraine-Krieg
02.11.2022 19:07

Seit einigen Wochen spuken wieder Gerüchte über einen möglichen Einsatz von Atomwaffen in der Ukraine herum. Einem Medienbericht zufolge sollen hochrangige russische Armeeangehörige mittlerweile derart frustriert über den Misserfolg des Angriffskrieges sein, dass sie auch eine nukleare Option diskutiert haben sollen. Offiziell versucht Russland jedoch tiefzustapeln - man pflege eine defensive Atomdoktrin, so eine Erklärung. Die US-Regierung zeigt sich dahingehend dennoch „beunruhigt“.

Wie die „New York Times“ am Mittwoch unter Berufung auf nicht näher genannte US-Amtsträger berichtete, sollen russische Militärvertreter Szenarien für den möglichen Einsatz einer taktischen Atomwaffe im Ukraine-Krieg erörtert haben. Ranghohe russische Militärangehörige hätten etwa darüber gesprochen, wann und wie Moskau womöglich eine taktische Atomwaffe einsetzen könnte.

Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, sagte am Mittwoch zudem, die Sorgen seien im Verlauf der Monate gewachsen. „Wir beobachten das, so gut wir können.“

Putin nicht eingebunden?
Russlands Präsident Wladimir Putin sei in die Diskussionen nicht eingebunden gewesen. Und es gebe nach wie vor keine Hinweise, dass Moskau tatsächlich Schritte in diese Richtung unternehme, wurden die Amtsträger weiter zitiert. Die Information, dass auf hoher Ebene des russischen Militärs darüber gesprochen worden sei, habe bei der US-Regierung und anderen Verbündeten dennoch Besorgnis ausgelöst.

Putin selbst soll in die Überlegungen des Militärs nicht eingebunden gewesen sein - im Außenministerium wird betont, „jedwede militärische Konfrontation zwischen Nuklearmächten zu vermeiden."“ (Bild: AFP)
Putin selbst soll in die Überlegungen des Militärs nicht eingebunden gewesen sein - im Außenministerium wird betont, „jedwede militärische Konfrontation zwischen Nuklearmächten zu vermeiden."“

Geheimdienstinformationen zu diesen Gesprächen seien Mitte Oktober innerhalb der US-Regierung geteilt worden, hieß es in dem Bericht weiter. Es zeige, wie frustriert russische Generäle über militärische Misserfolge in der Ukraine seien.

Russland um Beruhigung bemüht
Das russische Außenministerium erklärte am Mittwoch, es müsse „oberste Priorität“ haben, einen militärischen Konflikt zwischen Atommächten zu verhindern. Atommächte müssten „gefährliche Versuche aufgeben“, zentrale Interessen anderer Atommächte zu verletzen. Russland halte sich in seiner Abschreckungspolitik daran, dass ein Atomkrieg unzulässig sei. Es gebe bei einem solchen Krieg keine Sieger, und er dürfe niemals entfesselt werden.

Die russische Doktrin sei zutiefst defensiv: Sie erlaube den Einsatz von Atomwaffen nur, wenn Russland selbst mit Massenvernichtungswaffen angegriffen werde oder bei einem konventionellen Angriff, „der die Existenz des Staates bedroht“. Dies unterliege keiner Auslegung und keinen Erweiterungen.

Gerüchte um „schmutzige Bombe“ kursieren
Kurz nach dem Angriff auf die Ukraine am 24. Februar hatte Russland seine Atomstreitkräfte in eine höhere Bereitschaftsstufe versetzt - mutmaßlich, um mögliche militärische Unterstützer der Ukraine abzuschrecken. Im Westen wurde zuletzt spekuliert, dass Russland auf die militärischen Misserfolge in der Ukraine vom Spätsommer mit dem Einsatz einer taktischen Atombombe reagieren könnte.

Putin hatte in den vergangenen Monaten wiederholt die Möglichkeit eines russischen Einsatzes von Atomwaffen ins Spiel gebracht. Weitere Befürchtungen wurden zuletzt durch russische Vorwürfe geschürt, die Ukraine wolle eine „schmutzige Bombe“ einsetzen. Der Westen befürchtet, Russland könnte das als Vorwand nutzen, um Atomwaffen einzusetzen.

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