Will Angriff erzwingen

Moskau droht Soldaten bei Rückzug mit Erschießen

Ausland
04.11.2022 11:15

Um die Moral der russischen Armee in der Ukraine ist es schlecht bestellt. Nach Einschätzung der britischen Regierung hat Russland wahrscheinlich Einheiten im Einsatz, die die eigenen Soldaten an Rückzug und Fahnenflucht hindern sollen. Diese Einheiten drohten damit, Männer auf dem Rückzug zu erschießen, um Offensiven zu erzwingen.

Wegen „niedriger Moral und Scheu vor dem Kampf“ haben die russischen Streitkräfte wohl damit begonnen, „Barrieretruppen“ oder „blockierende Einheiten“ einzusetzen, so das Verteidigungsministerium in London. Bereits Mitte Oktober zeigte ein abgefangenes Telefonat, dass ein Erschießen von fliehenden Soldaten Teil der Strategie ist. Ein solches Vorgehen ist auch aus früheren Konflikten bekannt.

Russische Generäle seien wohl darauf aus, Stellungen bis zum Tod zu halten, erklärte das Ministerium weiter. „Die Taktik, Deserteure zu erschießen, ist wahrscheinlich ein Beleg für die geringe Qualität, niedrige Moral und schlechte Disziplin der russischen Streitkräfte“, so die Einschätzung.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die Regierung der russischen Darstellung entgegentreten und Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.

Die Berichte über schlechte Moral in der russischen Armee häufen sich. (Bild: Russian Defense Ministry Press Service)
Die Berichte über schlechte Moral in der russischen Armee häufen sich.

Zieht Russland aus Cherson ab?
Indes zieht Russland weiterhin einen Teil der Truppen aus dem Nordwesten des Gebiets Cherson ab. Laut „Institute for the Study of War“ (ISW) ist aber noch unklar, ob russische Streitkräfte aus der Stadt Cherson im Süden der Ukraine abziehen oder sie gegen die heranrollenden Kiewer Truppen verteidigen wollen. Die Ukraine hat in den letzten Wochen Stück für Stück in der Region Cherson Fuß gefasst. Laut ukrainischen Angaben wurden 100 Städte und Dörfer zurückerobert zu haben, während sie sich auf die Hauptstadt der Region zubewegen.

Am Donnerstag wurde die russische Flagge vom Hauptverwaltungsgebäude der Stadt entfernt, was als Zeichen der Kapitulation gedeutet werden könnte. Militärexperten sind skeptisch: Russland könnte damit eine Falle stellen wollen, um einen Abzug vorzutäuschen, gleichzeitig aber neue Verstärkungen anrücken zu lassen. Laut ukrainischem Geheimdienst hatte Russland Ende Oktober noch immer etwa 40.000 Soldaten westlich des Dnipro stationiert.

Schwerer Beschuss in Mykolajiw
In der Nacht auf Freitag kam Mykolajiw, die an Cherson angrenzende Region, unter Beschuss. Russische Langstreckenraketen hätten Lagerhäuser, Verwaltungs- und Wohngebäude beschädigt, berichteten ukrainische Medien. Opfer habe es dabei keine gegeben. Die ukrainische Armee hatte zuvor von heftigen russischen Attacken in einigen Regionen berichtet.

„Der Gegner hat die Intensität der Kämpfe an einzelnen Frontabschnitten verdreifacht - bis zu 80 Angriffe täglich“, teilte der Oberkommandant der ukrainischen Streitkräfte, Walerij Saluschnyj, am Donnerstag mit. Bei einem Telefonat mit NATO-Oberbefehlshaber Christopher Cavoli habe er die Lage an der Front besprochen, erklärte er. „Die Situation ist angespannt, aber unter Kontrolle“, meinte Saluschnyj. Die ukrainische Armee halte die Verteidigung „durch Mut und Geschicklichkeit“ aufrecht.

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