Eine Ende Oktober von der Regierung beantwortete parlamentarische Anfrage der NEOS zum Thema Kälbertransporte offenbart brisante Inhalte: Bereits 2019 wurde heimlich ein Abkommen zwischen Österreich und Italien ausgehandelt, das es - mit fragwürdigen Methoden - ermöglicht, kleine Rinder in Drittstaaten zu transportieren.
Österreichische Kälber werden regelmäßig nach Italien verbracht, wobei Bozen dann nur als „vorläufiger Bestimmungsort“ der Reise gilt. Die Tiere können nach einer nur kurzen Rast weiter transportiert werden. Daraus ergibt sich ein gravierendes Problem: Österreichische Tierärzte, die Kälbertransporte im Vorfeld abfertigen müssen, haben durch diese Regelung keine Ahnung, was das eigentliche Endziel der Reise ist.
Nicht konform
„Das EU-Recht schreibt eine so genannte Plausibilitätsprüfung vor. Diese ist ohne Wissen um den eigentlichen Bestimmungsort nicht möglich. Auf diese Weise dürften eigentlich überhaupt keine Kälbertransporte abgefertigt werden. Mit diesem Abkommen geben die österreichischen Behörden die Verantwortung an der Grenze ab - und verstoßen gegen EU-Recht“, sagt Veronika Weissenböck von der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“.
Trauriges Schicksal im Nahen Osten
Nach wie vor enden viele Kälber in EU-Drittstaaten, die aus Tierschutzgründen problematisch sind. Der Weg führt dabei nach wie vor häufig von Bozen aus über Spanien, wo die Kälber gemästet werden.
Schlachtung ohne Betäubung
Allerdings ist die Mast in vielen Fällen wieder nicht der endgültige Bestimmungsort. 2021 wurden ca. 9.000 österreichische Kälber über Bozen nach Spanien verbracht. Ein Teil der Kälber wird dann per Schiffstransport weiter in Hochrisikostaaten nach Nordafrika und den Nahen Osten verfrachtet, wo sie unter grausamsten Bedingungen und ohne Betäubung geschlachtet werden.
Jedem, der sich für ein rasches Ende von Tiertransporten engagiert, ist die Unterstützung der ,Krone‘-Familie sicher.
Maggie Entenfellner, „Krone“ Tierexpertin
Entenfellner: „Taten sind gefragt!“
„Krone“-Tierexpertin Maggie Entenfellner organisierte bereits 2020 einen erfolgreichen Gipfel zum Thema Tiertransporte, traf vor dem Sommer die beiden zuständigen Minister Rauch und Totschnig und sprach auch das brennende Thema Tiertransporte scharf an. Seit Jahren engagiert sie sich unermüdlich für ein Ende des rollenden Leids.
„Nur darüber zu reden, reicht nicht - jetzt schlägt die Stunde der Wahrheit - und wir erwarten effektiven Einsatz! Und sollte es tatsächlich Menschen geben, denen dieses Tierleid nicht am Herzen liegt, dann darf ich vielleicht noch folgende Gedanken mitgeben: Der CO2-Ausstoß der Tiertransporte ist massiv, und hinzukommen jedes Jahr Hunderte Unfälle auf Europas Straßen mit übermüdeten Fahrern.“
Klare Forderung von Tierschützern
Österreichische Behörden dürfen keinen Transport genehmigen, der nur einen vorläufigen Bestimmungsort beinhaltet! Wir sprechen von wenigen Wochen alten Tieren, die schon allein auf dem Weg vom landwirtschaftlichen Betrieb bis hin zur österreichischen Sammelstelle und dann weiter nach Bozen eine wahre Tortur erleben. Mann muss sich vor Augen halten: Die Kälber sind in der Regel nicht entwöhnt, das heißt, sie bräuchten noch die Muttermilch.
Politik ist gefordert
„Auch nach der aktuellen Novelle der Tiertransport-Gesetzgebung in Österreich dürfen Kälber schon mit drei Wochen transportiert werden. Es ist inakzeptabel, dass nicht-entwöhnte Kälber auf Langstreckentransporten leiden müssen - ja, mehr noch: Es wird alles dafür getan, dass diese Transporte auch weiterhin möglich sind. Wir fordern Regierung auf, diese unsäglichen Kälbertransporte ein für alle Mal zu verbieten.“ so Veronika Weissenböck von „Vier Pfoten“.
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