In der Klinik Floridsdorf - dem ehemaligen KH Nord - wirft auch der Primar das Handtuch. Ein „fliegendes Team“ aus dem Donauspital soll nun die Babystation mitbetreuen. Geht das gut?
Nur 400 Gramm schwer sind manche Frühgeburten, die in der Neonatologie der Klinik Donaustadt betreut werden. Zwölf Betten stehen für Babys, die ab der 24. Schwangerschaftswoche geboren wurden, bereit. Primar Herbert Kurz, selbst Neonatologe, leitet die Kinderabteilung. „Es ist eine tolle Arbeit, die Sinn und Spaß macht“, betont er.
Nur mehr drei statt sieben Ärzte
Dennoch ist es ein Mangelfach. Und das machte sich bereits in der Klinik Floridsdorf bemerkbar. Denn wie berichtet, stiegen die Kinderärzte dort auf die Barrikaden, da sie die Aufgaben der Neonatologen, die eine dreijährige Ausbildung haben, übernehmen sollten. „Wir hatten aber nicht einmal einen Crashkurs“, sagt Kinderarzt und Sektionsobmann für die angestellten Ärzte, George Zabaneh.
Nun kündigte auch noch der Primar, die erste Oberärztin gab ihre Aufgaben ab. Mit Februar gibt es auf der Kinderstation dann nur mehr drei statt sieben Ärzte.
Wie genau, muss man sich anschauen
Daher hat sich der Wiener Gesundheitsverbund eine Lösung überlegt: Die Kinderstation wird samt Neonatologie am Standort in Floridsdorf bleiben, jedoch von einem Ärzteteam unter der Leitung von Primar Kurz, betreut. „Wie genau, das muss man sich noch anschauen“, sagt er. Vorstellbar wäre ein fixes Team je Klinik sowie Ärzte, die mal da und mal dort sind. „Das Modell basiert natürlich auf Freiwilligkeit“, betont Kurz.
Laut der Direktorin des Wiener Gesundheitsverbundes (WIGEV), Evelyn Kölldorfer-Leitgeb, würde so ein Modell bereits gut zwischen Klinik Landstraße und Favoriten funktionieren. Der Unterschied ist jedoch, dass es sich in Landstraße lediglich um eine Ambulanz handelt.
Konzentration der Tätigkeit lautet Devise
„Das Wiener Spitalskonzept sieht zur gesamten Verbesserung der Struktur die Konzentration der Tätigkeit in Zentren vor“, heißt es dazu von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). In dem Fall der zusammengelegten Kinderstation bedeutet das aber auch, dass weniger Personal die gleiche Leistung erbringen muss.
„Man kann alles machen und vielleicht wird es funktionieren. Aber was macht das mit der Arbeitszufriedenheit?“, fragt der Vizepräsident der Ärztekammer, Stefan Ferenci.
Kurzfristige Verschleierung?
Zudem sei die Zusammenlegung nur eine kurzfristig Verschleierung der Tatsache, dass man einfach kein Personal mehr finde. „Man will sich natürlich nicht eingestehen, dass man im modernsten Krankenhaus Europas die Kinderstation schließen müsste“, findet Ferenci.
„Es ist oft schwierig und es gibt nicht die eine Lösung für alles. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir das hinkriegen“, so Kölldorfer-Leitgeb.
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