Über Jahre hat sie einem Polizisten Nachrichten geschrieben, ihn angerufen und ihm aufgelauert. Sogar den Chef ihres Opfers kontaktierte die Frau mehrmals: „Ich war einfach außer mir!“, sagt sie vor Gericht. Angeklagt ist sie wegen beharrlicher Verfolgung und gefährlicher Drohung. Die 33-Jährige leidet an einer Persönlichkeitsstörung, sieht sich selbst als Opfer von Stalking. Sie zeigte den Mann und eine Bekannte sogar bei der Polizei an.
„Dieses On-Off hat mich ehrlich gesagt gekränkt“, so die 33-Jährige am Wiener Landesgericht. So sehr, dass sie den Mann über Jahre mit Anrufen und Nachrichten bombardiert habe. Sogar vor seiner Haustür und bei der Arbeit soll sie ihm aufgelauert haben. Die Betroffene lernte ihn dort kennen - sie war Assistentin bei der Finanzpolizei. Man traf sich ein paar Mal, eine Beziehung entwickelte sich nicht. „Mir wäre bei den paar Treffen gar nicht aufgefallen, dass sie einen psychischen Knackser hat“, sagt der 37-jährige Beamte.
Mir wäre bei den paar Treffen gar nicht aufgefallen, dass sie einen psychischen Knackser hat.
Der Polizist wurde Opfer von Stalkingattacken.
An einem Tag äußert die Frau Liebesbekundungen und Entschuldigungen, am anderen Ultimaten, Drohungen und Vorwürfe. Der Mann wurde zunehmend verzweifelter, anzeigen wollte er die Betroffene aber nicht: „Ich habe verschiedene Strategien angewendet. Ich war höflich. Ich war unhöflich und ich war distanziert.“ Gebessert habe es sich aber nie: „Sie ist immer wieder in ihr Schema zurückgefallen.“
33-Jährige sieht sich als eigentliches Opfer
Die Betroffene leidet nämlich an einer Persönlichkeitsstörung - laut Gutachter mit Wahnvorstellungen. Die 33-Jährige, laut eigenen Angaben nun „psychoenergetischer Coach“, will nämlich selbst Opfer von anonymen Stalking-Angriffen sein. Sie werde immer wieder angerufen und es tauchen Postings über sie im Netz auf. Auch Todesdrohungen und Nägel hätte man ihr auf den Balkon gelegt. Ein Werk des Polizisten und einer Bekannten, vermutet sie.
Sie war offensichtlich so verliebt in diesen Polizisten, dass sie nicht damit klargekommen ist, dass er sich nicht mehr gemeldet hat. Sie hat ihn dann observiert und bombardiert.
Zeugin im Wiener Landesgericht
Auch Freundin verfolgt und bedroht
Auch diese Bekannte litt unter Angriffen durch die Betroffene. Die beiden seien Freundinnen gewesen: „Sie erzählte mir, sie arbeite bei der Finanzpolizei und ist fürchterlich verliebt in einen Polizisten.“ Daraufhin wollte die 31-Jährige die beiden verkuppeln. Der Beamte zeigte aber wenig Interesse. „Sie war offensichtlich so verliebt in diesen Polizisten, dass sie nicht damit klargekommen ist, dass er sich nicht mehr gemeldet hat. Sie hat ihn dann observiert und bombardiert.“
Und irgendwann gelangte auch die Freundin ins Visier der 33-Jährigen. „Seitdem sie weggesperrt ist, hab‘ ich enorm an Lebensqualität zurückgewonnen. Ich hatte einfach kein Sicherheitsgefühl mehr“, so die junge Mutter im Zeugenstand.
Verteidigung sieht Fehler in psychiatrischem Gutachten
Verteidiger Thomas Nirk sieht die Diagnose der wahnhaften Störung als problematisch: Es gäbe objektive Beweise, dass seine Mandantin Opfer von Verfolgung und Hass im Netz geworden ist. Damit wären das keine Wahnvorstellungen. Trotzdem seien die Vorfälle „krankheitsbedingtes Verhalten“ gewesen.
Der Schöffensenat spricht die Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher aus. Sie ist nicht rechtskräftig.
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