Hafenblockade
Rom: Schwangere und Kinder dürfen nun doch an Land
Im Streit um aus dem Mittelmeer gerettete Migranten, die an Bord von drei NGO-Schiffen seit Tagen ausharren, weil sich kein Mittelmeer-Hafen findet, wo die Schiffe anlanden könnten, ist nun etwas Bewegung gekommen. Die Regierung in Rom hat sich nämlich bereit erklärt, sich „um alle bedürftigen Menschen wie schwangere Frauen oder Kinder“ zu kümmern.
Nach Abschluss der Überprüfung müssten aber alle, die nicht zu den Bedürftigen zählen, an Bord und in internationale Gewässer zurück, erklärte Innenminister Matteo Piantedosi. Laut Piantedosi sollen die Staaten, unter deren Flagge die Rettungsschiffe unterwegs sind, die Verantwortung für die Geretteten übernehmen. „Wenn Sie ein Schiff in internationalen Gewässern betreten, betreten Sie den Boden dieses Landes“, erinnerte Piantedosi im Gespräche mit Journalisten.
Der Minister berichtete, dass neben drei den bereits vor Sizilien wartenden Schiffen ein weiteres in Italiens Hoheitsgewässer eingelaufen sei. Dabei handelt es sich um ein kleineres Schiff mit 94 Personen an Bord, das in Richtung der sizilianischen Stadt Syrakus unterwegs sei. „Wir werden auch dieses Schiff nach denselben Kriterien behandeln, die für die ́Humanity 1 gelten“, betonte der parteifreie Minister, der jedoch Vizepremier und Infrastrukturminister Matteo Salvini.
Salvini: „Italien zu verteidigen, ist kein Verbrechen“
Dieser begrüßte die Regierungsmaßnahme. „Wie immer werden wir Rettung und Hilfe garantieren, aber wir verbieten ausländischen NGOs, in italienischen Hoheitsgewässern zu halten. Italien zu verteidigen, ist kein Verbrechen, sondern eine Pflicht“, kommentierte Salvini.
Die Humanity 1 der deutschen Hilfsorganisation SOS Humanity urgiert nach zehn Tagen auf See und elf unbeantworteten Anfragen bei den Behörden Italiens und Maltas immer noch einen sicheren Hafen für 179 im zentralen Mittelmeer gerettete Menschen. In der Zwischenzeit verschlechtere sich die gesundheitliche Lage an Bord, warnte die NGO, eine Grippeinfektion habe sich ausgebreitet. Neben der Humanity 1 und der norwegischen Ocean Viking mit 234 Geretteten, wartet auch die Geo Barents von Ärzte ohne Grenzen seit Tagen auf die Zuweisung eines Hafens, um 572 gerettete Bootsmigranten an Land zu bringen. Die freiwilligen Helferinnen und Helfer retteten sie in den vergangenen Tagen in mehreren Einsätzen.
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