Im Winter bleibt der Zürsersee meist unter Schnee und Eis verborgen. Jetzt präsentiert sich dieser noch als Kleinod.
Die Region Lech-Zürs ist vor allem wegen ihres Skigebiets bekannt. Dabei hat das Lechquellgebirge auch schneefrei einiges zu bieten. Sonnige, trockene Herbsttage lassen sich hervorragend dazu nutzen, um die eindrucksvolle Berglandschaft abseits des großen Trubels zu erkunden. Eine sportliche Runde führt von Zürs zum Zürsersee und wieder retour. Startpunkt ist das Zürser Zentrum, von wo man zunächst in Richtung Flexenpass (1773 Meter) marschiert. Etwa 200 Meter nach dem Kreisverkehr zweigt ein Güterweg rechts von der Straße ab. Nun folgt man den weiß-rot-weißen Markierungen bergan und hat bald einen guten Ausblick auf die Passhöhe sowie die Ortschaft Zürs. Der Gebirgspass verbindet das obere Lechtal mit dem Klostertal und dürfte bereits in vorhistorischen Zeiten begangen worden sein. Darauf weist zumindest der Fund einer bronzezeitlichen Axt hin.
Die Flexenstraße, ein Pionierprojekt
Im späten Mittelalter gewann der Flexen vermehrt an Bedeutung, spätestens seit damals wurde auch ein Saumweg angelegt. Bedarf für die heutige Straße entstand nach Eröffnung der Arlbergbahn im Jahr 1884. Am 3. August 1895 wurde schließlich mit dem Bau der Flexenstraße von Stuben bis Warth begonnen. Anstelle des alten Saumweges mit seinen vielen Kehren („Flexen“) durch einen ständig lawinengefährdeten Südhang nach Zürs hinauf, wurde eine Abzweigung von der Arlbergstraße oberhalb von Stuben bei der Alpe Rauz gebaut und eine neue Trasse in den Fels verlegt. 1909 war die Straße bis in das Tiroler Lechtal fertiggestellt. Seit 1936 wird die Verbindung auch im Winter regelmäßig befahrbar gehalten.
Zahllose Rinnsaleund Wacholderbüsche
Nach diesem Ausblick auf Zürs und die Passhöhe geht es weiter. Der erste Anstieg der Wanderung ist recht steil. Man hat die Wahl, auf dem schottrigen Güterweg zu bleiben oder dem markierten Pfad zu folgen. Letzterer ist vielleicht ein wenig mühsamer zu gehen, dafür bietet dieser mehr Erlebnis und ist landschaftlich schöner. Immer wieder werden Rinnsale und kleine Bächlein gequert. Kurze Zeit folgt der Pfad sogar einem steinigen Bachbett. Goldbraun wiegt sich das Gras im kühlen Wind, als Kontrast dazu die dunkelgrünen Wacholderbüsche.
Die immergrünen Pflanzen gehören zur Familie der Zypressengewächse und obwohl es weltweit zwischen 50 bis 70 verschiedene Arten gibt, kommen in Mitteleuropa nur zwei vor: der Gemeine Wacholder und der Sadebaum. Wacholderbeeren sind ein wichtiges Gewürz und finden in der traditionellen Küche Mitteleuropas Anwendung, besonders in den Alpenländern, wo die Pflanze häufig anzutreffen ist. Somit ist der Wacholder das einzige Beispiel für ein Gewürz aus der Gruppe der Nadelhölzer und auch eines der wenigen Gewürze, die aus gemäßigtem bis kühlem Klima stammen. Auch im Lechquellgebirge gedeihen die Sträucher üppig.
Alpen- Wundklee: Die mehrjährige, krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen von 5 bis 40 Zentimetern, die Blüten stehen in vielblütigen Blütenköpfen und sind meistens von goldgelber Farbe. Die triviale Bezeichnung „Wundkraut“ verweist auf die Verwendung in der Volksmedizin zur Heilung von Wunden und als Hustenmittel. Grund dafür ist der Gehalt an Saponinen (Bitterstoffe, Anm.) und Gerbstoffen in den Blüten, welche auch dazu benutzt wurden, um Geschwüre aller Art zu behandeln. Der Wundklee galt lange Zeit auch als Zauberpflanze, die, in die Wiege gelegt, kleine Kinder vor dem „Verhexen“ beschützen sollte. Als Standort bevorzugt der Wundklee Trockenwiesen und Halbtrockenrasen, Wegränder, Böschungen und Steinbrüche. Die Pflanze gedeiht vor allem auf kalkhaltigen Böden. Die Blütezeit erstreckt sich normalerweise von Juni bis September, bei günstiger Witterung kann sie jedoch wesentlich länger andauern.
Traumhafter Blick auf den Zürsersee
Der höchste Punkt der Wanderung auf 2174 Höhenmeter ist nach gut einer Stunde erreicht. Nun offenbart sich einem bereits ein perfekter Blick auf den Zürsersee. Bei dem Gewässer handelt es sich um einen natürlichen Hochgebirgssee, an dessen Ufer mittlerweile allerdings eine Liftstation steht. Im Winter ist das Gewässer meist unter einer dicken Schicht Eis und Schnee verborgen. Vom höchsten Punkt geht es nun der Forststraße entlang hinab zum See, welcher auf 2168 Höhenmeter liegt. In rund einer halben Stunde kann man das Gewässer gemütlich umrunden. Dabei eröffnet sich einem ein beeindruckender Ausblick auf Oberlech und Lech. Highlight ist ein Steg, der aufs Wasser führt und an dessen Ende ein Picknicktisch mit Bänken aufgestellt ist. Der ideale Platz für eine kurze Rast. Danach hat man entweder die Möglichkeit, auf demselben Weg zurück nach Zürs zu gehen oder aber man folgt einem steinigen Pfad, der rechts vom Seeufer abzweigt. Über Almwiesen geht es bergab bis zur Madlochalpe und dann weiter entlang des Zürsbachs nach Lech, wo man auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen kann.
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