Die ehemalige Voltigier-Europa-und Staatsmeisterin Daniela Fritz aus Siegendorf betreut seit Kurzem schwerstbehinderte Menschen in einem Wohn-und Tagesheim in St. Margarethen. Die „Krone“ hat ihr beim Arbeiten über die Schulter geblickt.
Akrobatisch turnend auf einem galoppierenden Pferd - so kannte man Daniela Fritz bisher. Im Vorjahr holte sich die 27-jährige Voltigier-Königin, die mitunter siebenfache Staatsmeisterin und zweifache Europameisterin bei den Junioren war, mit ihrer Gruppe sogar den Vizeweltmeistertitel. Im April diesen Jahres beendete sie dann ihre aktive Sportkarriere. Jetzt hat die gelernte Fachsozialbetreuerin mit Schwerpunkt Behinderten- und Pflegeassistenz einen neuen Vollzeitjob, der genauso viel Feingefühl erfordert wie der Umgang mit Pferden.
Soziale Ader
„Ich arbeite seit August für ‚Rettet das Kind‘ und betreue schwerstbehinderte Erwachsene in einem Tages- und Wohnheim in St. Margarethen. Menschen mit besonderen Bedürfnissen zu begleiten - das war immer schon mein Traum“, sagt Fritz und erzählt von ihrer sozialen Ader. Geprägt hat diese ihr Cousin, der mit Trisomie 21 zur Welt kam. Als Kind nahm er heilpädagogisches Reiten in Anspruch. So kam sie als Dreijährige zum Voltigieren.
Basale Unterstützung
Die Frauen und Männer, um die sich Fritz nun mit fünf Kollegen kümmert, sind zwischen 18 bis 45 Jahren alt und weisen in fast allen Lebensbereichen einen intensiven Hilfebedarf auf. Manche kamen mit ihren Behinderungen zur Welt, andere haben diese erst im Laufe des Lebens erworben - etwa nach Unfällen oder schweren Erkrankungen. Zwölf von ihnen leben im Wohnheim, vier weitere werden im Tagesheim betreut - eine Möglichkeit, die zur Entlastung der Angehörigen beiträgt.
Keiner unserer Klienten kann aufgrund seiner Beeinträchtigung ein selbstständiges Leben führen. Deshalb unterstützen wir sie bei der Morgen- und Abendpflege, beim Ankleiden, Essen, den Toilette-Gängen und auch jedem anderen Schritt, den gesunde Menschen allein erledigen können
Fachsozialbetreuerin und Ex-Spitzenathletin Daniela Fritz
Nonverbale Kommunikation
Die individuellen Förderziele werden dabei im Auge behalten, damit die Klienten nicht ihre Fähigkeiten verlieren, fit bleiben und sich weiterentwickeln. Gefördert werden zudem der Beziehungsaufbau und die soziale Interaktion in der Gruppe, auch wenn für manche die Kommunikation nur über Mimik und Gestik möglich ist. Doch egal, ob sie ihre Emotionen und Bedürfnisse durch Blicke, Laute, ihre Hände oder ihre Körperhaltung ausdrücken, Fritz kann sie verstehen.
Meine nonverbalen Erfahrungen mit Pferden kommen mir auch im neuen Beruf zugute. Ich nehme mir für meine Klienten viel Zeit um sie zu verstehen und um herauszufinden, was sie mögen und was nicht. Das zeigen sie sehr klar
Daniela Fritz über wortlose Kommunikation
Gelebte Integration
Mit jenen Heimbewohnern, die sich kaum bewegen können, übt Fritz Greifen und Tasten, mit anderen, die mobiler sind, malt, musiziert und tanzt sie gerne. Einige bindet sie sogar in den Haushalt ein und lässt sie Blumen gießen oder die Post holen. Denn das Gefühl, etwas allein bewerkstelligen zu können und für die Gemeinschaft von Nutzen zu sein, erfüllt alle mit Freude und Stolz. Gesellschaftliche Teilhabe wird aber bei auch gemeinsamen Ausflügen gelebt: „Neulich waren wir alle auf einem Pferdefest. Manche unserer Klienten nehmen sogar an den Special Olympics teil! Dafür zu trainieren, macht großen Spaß!"
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