Debatte um NGO-Schiff
Italien plant Inspektion an Bord der Humanity 1
Die italienischen Behörden planen eine Inspektion an Bord des deutschen Rettungsschiffes Humanity 1, das vor der Küste Siziliens auf einen Landehafen wartet. Damit sollen unter den 179 Personen an Bord jene Menschen, darunter Frauen und Kinder, identifiziert werden, die aus humanitären Gründen von Bord gehen werden. Die anderen werden die italienischen Gewässer verlassen müssen, berichteten Medien am Samstagabend.
Laut der NGO SOS Humanity sei die Maßnahme jedoch „rechtswidrig“, da es sich bei den geretteten Personen um Flüchtlinge handelt, „die sich in einem verletzlichen Zustand befinden und von denen einige sichtlich traumatisiert sind“. „Sie benötigen medizinische und psychologische Betreuung“, betonte die Hilfsorganisation. Sie schlägt auch wegen der Lebensmittelvorräte Alarm.„Zwei warme Mahlzeiten können nur noch für drei Tage geliefert werden“, berichtete die NGO.
Schiff wartet seit Tagen vor Küste
Auf einen Landehafen wartet die Humanity 1 seit Tagen. Die Crew widersprach den Aussagen des italienischen Innenministers, Matteo Piantedosi, laut dem sie ohne Erlaubnis italienische Seegewässer erreicht habe. „Wir sind in die Hoheitsgewässer eingefahren, um Schutz vor dem Wind und den hohen Wellen zu finden. Das haben wir aber erst getan, nachdem wir die Erlaubnis der Behörden im Hafen von Catania eingeholt hatten“, teilte SOS Humanity am Samstag mit.
Der italienische Innenminister berichtete indes von einer „Revolte“ an Bord der deutschen Rise Above von Mission Lifeline, die am Donnerstag 95 Bootsmigranten aus Seenot im Mittelmeer rettete. Das Schiff sei in Richtung der sizilianischen Stadt Siracusa (Syrakus) unterwegs. Italien prüfe die Lage, sagte der Minister. Zwei Personen - ein Mann aus Cote d‘Ivoire und eine Frau aus Guinea - haben inzwischen die Rise Above verlassen und wurden von einem Patrouillenboot der italienischen Küstenwache nach Siracusa gebracht. Das Paar wurde in der Notaufnahme des Krankenhauses aufgenommen.
Über 1000 Migranten an Bord
Vor Italien warten insgesamt vier Schiffe verschiedener NGOs mit zusammen mehr als 1000 Migranten an Bord. Zu ihnen zählt auch die von der NGO Ärzte ohne Grenzen betriebene Geo Barents mit 572 Menschen an Bord. Die Crew berichtete, dass sie wegen der schlechten Wetterlage italienische Gewässer aufgesucht habe. Sie habe dafür die Genehmigung der italienischen Behörden erhalten, die dem Schiff jedoch keinen Landehafen zugewiesen haben. Die Menschen an Bord warten seit zehn Tagen auf die Landung, bemängelte die Crew. Die Lage sei schwierig.
Italiens neue rechte Regierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sieht die Flaggenstaaten der Schiffe in der Pflicht, die geretteten Migranten aufzunehmen. Die Regierung in Rom führt Gespräche mit Frankreich, das Bereitschaft zur Aufnahme einiger Flüchtlinge signalisiert hat.
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