Chat-Enthüllungen

ORF, „Presse“: Bei den Chefredakteuren brennt‘s!

Medien
06.11.2022 16:53

Immer dünner wird die Luft für die beiden Chefredakteure Rainer Nowak („Die Presse“) und Matthias Schrom (ORF). Durch die Enthüllung der Chats von Nowak mit dem ehemaligen Finanzministeriums-Generalsekretär und späteren ÖBAG-Chef Thomas Schmid und von Schrom mit dem damaligen FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache ist sowohl bei der Wiener Traditionszeitung wie beim öffentlich-rechtlichen TV- und Rundfunk-Konzern am Küniglberg Feuer am Dach.

Das Löschen dieses Feuers will so gar nicht gelingen - im Gegenteil, ständig wird neues Öl in dieses gegossen. So tauchten nun weitere Chat-Protokolle Nowaks auf. Für Aufsehen nicht nur in der Medienbranche sorgt auch der Leitartikel eines Nowak-Chefredakteurs-Kollegen aus dem eigenen Konzern: Hubert Patterer von der „Kleinen Zeitung“ schreibt, Nowak werde sich „seiner Verantwortung stellen“. Nun wird gerätselt: Legt hier der eine dem anderen den Rückzug nahe? Oder weiß er - vor der Redaktionsversammlung bei der „Presse“ am Montag - mehr?

Chats mit Schmid erschüttern Vertrauen
Je mehr aus den Chats zwischen Rainer Nowak und Thomas Schmid bekannt wird, umso mehr erschüttern die Protokolle seine vor Kurzem veröffentlichte Verantwortung gegenüber den Lesern: „Ich kann Ihnen versichern, dass in dieser Zeitung Interventionen zu unserer Berichterstattung, wie sie in den Ressorts Politik und Wirtschaft immer wieder vorkommen, in der Chefredaktion zwar entgegengenommen werden, dort aber enden.“ Ob sie dort wirklich stets enden, daran zweifelt man nicht nur in der Redaktionsmannschaft der „Presse“. Schon vor dem Auftauchen weiterer Chat-Protokolle hatte Styria-Vorstandschef Markus Mair zwar einerseits Nowak das Vertrauen ausgesprochen, aber auch darauf hingewiesen, der Fehler liege daran, dass „aus Eitelkeit oder womöglich falsch verstandener Ironie mit einem Beamten kommuniziert wird, wie man es grundsätzlich nicht tun sollte“.

Rainer Nowak, „Presse“ (Bild: APA/Herbert Neubauer)
Rainer Nowak, „Presse“

Und solche Kommunikation sei eines Chefredakteurs nicht würdig. Hubert Patterer, ebenfalls unter dem Styria-Dach Chefredakteur, schreibt nun in der Sonntagsausgabe der „Kleinen Zeitung“: „Rainer Nowak ist Berufs- und Konzernkollege. Ich schätze ihn und viele seiner Fähigkeiten, auch wenn eine seiner Begabungen, die des federnden Tänzers auf dem Parkett, ihm zum Verhängnis wurde. Er hat die Feuerwand nach innen nie preisgegeben, aber so wie ich ihn kenne, wird er sich der Verantwortung stellen.“ Wenn nun schon der Kollege „im eigenen Stall“ von „Verhängnis“, von „sich der Verantwortung stellen“ schreibt - dann brennt’s hier wirklich. Wie wird das enden, fragen sich nun alle.

ORF-Chefredakteur Matthias Schrom (Bild: APA/Herbert Neubauer)
ORF-Chefredakteur Matthias Schrom

ORF-Mannschaft fordert Stellungnahme des Chefs
Wie es für den ORF-Chefredakteur Matthias Schrom endet, fragt man sich auch nicht nur in der erschütterten Mannschaft am Küniglberg. Der auf einem „blauen“ Ticket aufgestiegene Journalist im sogenannten Staatsfunk hatte sich in nun bekannt gewordenen Chats mit dem damaligen FPÖ-Chef Heinz Christian Strache abfällig über sein eigenes Haus und zumindest Teile seiner Mannschaft geäußert und Strache noch dazu Tipps zum Umgang mit dem ORF geliefert. Wenig überraschend fühlt sich die Mannschaft von ihrem Chef „vernadert“ und fordert in einer Stellungnahme „eine außerordentliche Aufarbeitung dieser Chat-Protokolle“.

APA-Beirat empört über Drohungen
Aufregung herrscht auch bei der Presseagentur APA. Der Redaktionsbeirat der Austria Presse Agentur zeigt sich empört über in den aktuellen Korruptionsermittlungen bekannt gewordene Drohungen gegen die Unabhängigkeit der Austria Presse Agentur. In einer Aussendung heißt es: „Wir weisen die vom Großspender einer Regierungspartei gegenüber dem damaligen Vizekanzler erhobene Forderung, in der APA gehöre ,aufgeräumt´, aufs Schärfste zurück. Die APA ist - wie nur 20 der 144 Nachrichtenagenturen weltweit - unabhängig vom Staat, und das ist gut so.“ Der Hintergrund: ÖVP-Großspender Alexander Schütz hatte Strache dereinst zu einem ORF-Statement gratuliert und formuliert: „Das rote Zeckenparadies geht allen auf die Nerven!“ Dazu hatte er ergänzt: „Und die APA gehört auch aufgeräumt.“ Mittlerweile ist Schütz Financier eines umstrittenen Online-Nachrichtenportals …

Es brennt!

Porträt von Kronen Zeitung
Kronen Zeitung
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