Robert und Roland Mößlacher zählen zu den leistungsstärksten Bergsteigern Kärntens. Die Zwillinge suchen in den Felswänden ständig nach neuen Routen und Erstbegehungen.
„Der noch unbestiegene Westpfeiler der Hochalmspitze in den Hohen Tauern, das wäre ein Traum!“, schmunzeln Robert und Roland Mößlacher: „Schon öfter haben wir darüber gesprochen, ob wir uns in diese Wand hineinhauen sollten.“ Denn der Fels an der Nordwestseite der 3360 Meter hohen Tauernkönigin verspricht selbst heute noch allerfeinste Abenteuerkletterei, weil nicht nur der Zustieg schon eine große Herausforderung darstellt.
Das Klettern in hohen Schwierigkeitsgraden in alpinen Felswänden ist für die beiden sympathischen Mößlacher-Zwillinge die Königsklasse im Bergsteigen. „Es ist der Wahnsinn, wenn man im neunten oder zehnten Schwierigkeitsgrad eine 700 Meter hohe Wand durchsteigt“, erzählen Robert und Roland, welche die „Bergkrone“ zum Klettern an eine versteckte Felswand im Bereich des Faaker Sees begleitete. Die 37-Jährigen, die in Nötsch aufgewachsen sind, haben sich das Klettern quasi selbst beigebracht.
„Im Alter von drei Jahren haben wir laut unseren Eltern den ersten Gipfel gemacht“, verrät Roland: „Wir sind bei einem Familien-Wanderurlaub allein von der Radnig Alm in den Gailtaler Alpen auf den Golz gestiegen.“ Mit 17 sind die Mößlacher-Zwillinge dann zum Wandern und Skitourengehen gekommen: „Dabei haben wir rasch festgestellt, dass wir, wenn wir nicht gut klettern können, keine anspruchsvollen Berge besteigen oder nur den Normalweg machen können.“
Wenn wir eine Route gemeistert haben und dann auf dem Gipfel stehen, dann fühlen wir uns einfach gut und alle Probleme und Sorgen des Alltags sind in diesen Momenten ganz weit weg.
Robert und Roland Mößlacher
Inzwischen füllen zahlreiche Begehungen alpiner Klassiker, wie die schweren Routen in den Nordwänden der Großen Zinne in Südtirol, Trogkofel in den Karnischen Alpen oder der Mala Mojstrovka in den Julischen Alpen, die Tourenbücher der beiden - wo auch wilde Freesolos zu finden sind.
Das Klettern beigebracht hat den Zwillingen ein großartiger Arnoldsteiner Bergsteiger, der 79-jährige Martin Janach: „Martin war unser Mentor und Förderer. Zuletzt stand er mit mir im Alter von 72 Jahren auf der Großen Zinne. Wir sind damals die Dülfer-Verschneidung geklettert“, so Roland, der auch schon die legendäre „End of Silence“ von Thomas Huber in den Berchtesgadener Alpen durchstiegen hat, die als eine der schwersten Mehrseillängentouren der Alpen gilt.
Beobachtet man Robert und Roland beim Klettern, dann fällt einem sofort ein scheinbar unsichtbares Seil auf, dass die Zwillinge zu verbinden scheint. Fast wortlos kommunizieren die Mößlacher-Buben in der Felswand und harmonieren dabei perfekt. Ein Genuss - ihnen zuzusehen.
„Als Zwilling weiß man, was der andere gerade denkt und leisten kann“, sagt Robert: „Wir machen natürlich auch Touren mit anderen, aber Roland ist mein liebster Kletterpartner.“
Da wundert es kaum, dass die beiden heute in Villach nur fünf Minuten von einander entfernt wohnen.
Gerade weil die beiden so eng verbunden sind, fasziniert es sie beim Bergsteigen, dass jeder er selbst sein kann. Robert: „Wenn ich eine Route schaffe oder ins Seil stürze, dann kann ich auf mich stolz sein oder nur mir selbst die Schuld geben.“ Eigentlich verständlich, denn Vergleiche mag wohl kein Zwilling.
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