Europa kann nach Einschätzung von EZB-Präsidentin Christine Lagarde mit einem digitalen Euro dem Vordringen ausländischer Konzerne im europäischen Zahlungsverkehr Paroli bieten. „Durch die Ausgestaltung von öffentlichem digitalen Geld können wir diesen Entwicklungen voraus sein“, sagte Lagarde am Montag in einer Videobotschaft für eine Konferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) und der EU-Kommission. Das Vertrauen in das Geldsystem könne so gesichert und Neuerungen gefördert werden. Europas strategische Autonomie werde dadurch gestärkt.
Lagarde warnte in ihrer Rede vor einer immer stärkeren Rolle großer ausländischer Technologie-Konzerne im Zahlungsverkehr in Europa. Dies berge das Risiko der Marktdominanz und die Gefahr einer Abhängigkeit von ausländischer Technologie. „Heute werden bei Kartenzahlungen in Europa bereits mehr als zwei Drittel der Transaktionen von Unternehmen betrieben, die Firmensitze außerhalb der Europäischen Union haben“, sagte die EZB-Chefin.
Weltweit prüfen Notenbanken inzwischen die Einführung digitaler Versionen ihrer Währungen. Die Währungshüter reagieren damit unter anderem auf die drohende Konkurrenz durch Cyberdevisen internationaler Technologiekonzerne und den Vormarsch von Kryptodevisen wie Bitcoin und Etherum.
Die EZB leitete im Herbst 2021 eine zweijährige Untersuchungsphase ein, um die Kerneigenschaften eines Digital-Euro zu bestimmen. Im Oktober 2023 soll dann die endgültige Entscheidung über die Einführung einer Digitalversion des Euro fallen. Bis das Digitalgeld letztendlich für die Bürger verfügbar wird, dürften dann noch einmal rund drei Jahre vergehen.
„Kein Wettrennen“
„Das ist kein Wettrennen“, sagte Lagarde. Aber tatsächlich befinde sich der Euroraum in einem relativ fortgeschrittenen Stadium bei der Untersuchung einer zentralbankgestützten Digitalwährung, auch CBDC genannt. Im Fokus stehe nun deren konkrete Ausgestaltung und ihre Einbettung in einen vernünftigen Rechtsrahmen.
Damit ein digitaler Euro ein Erfolg werde, müsse unter anderem dafür gesorgt werden, dass dieser die Erwartungen der Bürger an den Schutz der Privatsphäre erfülle. In öffentlichen Konsultationen der EZB, die von Oktober 2020 bis Jänner 2021 liefen, hatte bei rund 43 Prozent der Antworten der Schutz der Privatsphäre bei einem künftigen Digital-Euro an oberster Stelle gestanden.
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