Tschechiens AKW-Pläne

Energie-Experte: „Zu früh, um sich zu fürchten“

Österreich
07.11.2022 14:00

Die AKW-Ausbaupläne des tschechischen teilstaatlichen Energiekonzerns CEZ, bei dem sogenannte Mini-AKWs - neue Kernkraftwerke im Kleinformat - eine Schlüsselrolle spielen könnten, wirbeln in Österreich viel Staub auf. Grenzgemeinden in Oberösterreich drohen bereits offen mit einem Aufstand. Für den Energie-Experten und ehemaligen Chef der Regulierungsbehörde E-Control Walter Boltz ist es jedoch „noch zu früh, um sich zu fürchten“. 

Laut Boltz werde die Technologie für kleine modulare Reaktoren („Small Modular Reactor“, SMR) seit fünfzehn Jahren diskutiert und es gebe noch keinen einzigen, der laufe. 

Die Internationale Energie-Behörde (IEA) sei 2020 zu dem Schluss gekommen, von einem wirtschaftlich sinnvollen Betrieb sei man noch weit entfernt, berichtete das Ö1-„Mittagsjournal“ am Montag.

Blick auf die Kühltürme des AKW Temelin (Bild: © Harald Dostal)
Blick auf die Kühltürme des AKW Temelin

Nach den Worten von Petr Zavodsky, der innerhalb von CEZ für die Ausbaupläne verantwortlich ist, will auch Prag zunächst Erfahrungen mit der neuen Technik in einem anderen Land wie den USA oder Kanada abwarten, bevor mit dem Bau begonnen werde.

Gewessler steht zu Anti-Atomkraft-Linie
Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) will jedenfalls die österreichische Anti-Atomkraft-Linie auch künftig gegenüber allen Nachbarländern vertreten. Man werde Österreich offen über alle Pläne informieren, sobald diese spruchreif seien, die Entscheidungen müsse man aber eigenständig treffen, sagte Zavodsky. Mit einer Entscheidung der tschechischen Regierung sei erst gegen Ende nächsten Jahres zu rechnen, hieß es weiter.

Geplant sind zwei neue Reaktorblöcke in Temelin und mehrere kleinere Kraftwerke. Laut deutschen Medienberichten werden bereits sieben konkrete Projekte geprüft. 2032 könnte das erste in Temelin in Betrieb gehen.

Im Mühlviertel brodelt es
In den Mühlviertler Gemeinden in Oberösterreich - an der Grenze zu Tschechien - brodelt es deswegen bereits gewaltig. Man sei wieder einmal nicht informiert worden, beklagt die Bürgermeisterin von Leopoldschlag, Anita Gstöttenmayr (ÖVP), gegenüber dem Ö1-„Morgenjournal“. Sie fügt hinzu: „Temelin ist gut 50 Kilometer vom Ortskern entfernt. Von gewissen Anhöhen in unserer Gemeinde kann man die Reaktoren mit freiem Auge sehen.“ Demonstrationen und Grenzblockaden - zum Beispiel am Grenzübergang Wullowitz - sind im Gespräch.

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