Studie von Medizin-Uni

Was Impfaktion in Tiroler Forschungsregion brachte

Tirol
08.11.2022 06:24

Eine Studie der Medizinischen Universität Innsbruck hat nach der breit angelegten Corona-Impfaktion im Tiroler Bezirk Schwaz im Frühjahr 2021 eine mehr als 90-prozentige Reduktion von Neuinfektionen über einen Zeitraum von sechs Monaten nachgewiesen. 100.000 Impfstoff-Dosen waren damals von der EU bereitgestellt worden.

Der Tiroler Bezirk Schwaz, der zu dieser Zeit besonders von Südafrika-Mutation des Coronavirus betroffen war, wurde zur internationalen Forschungsregion für Pfizer. 67 Prozent der impfbaren Bevölkerung wurden damals im März (erste Dosis) bzw. April (zweite Dosis) mit dem BioNTech/Pfizer-Vakzin immunisiert. Die wissenschaftliche Begleitung war Bedingung dafür, dass die EU 100.000 zusätzliche Impfdosen für Tirol bereitgestellt hat. Die Studie wird seither federführend von der Medizin-Uni Innsbruck durchgeführt.

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Bemerkenswert ist, dass in der gesamten Studie nur eine Person wegen der Infektion ins Krankenhaus aufgenommen werden musste und es keinen Todesfall im Zusammenhang mit der Infektion gab.

Studienleiter Peter Willeit

Studienleiter Peter Willeit betonte am Montag vor allem den zeitlichen Aspekt. So zeichne sich die Studie vor allem dadurch aus, dass sie zeige, „wie sich die rasche Impfung eines Großteils der Bevölkerung auf die Häufigkeit von SARS-CoV-2 Infektionen auswirkte, insbesondere im Vergleich zu anderen Tiroler Bezirken, in denen die Ausrollung der Impfungen langsamer erfolgte“, führte der Professor für Epidemiologie und Public Health in einer Aussendung aus. Vergleichbare Studien gebe es nur aus Israel, wo eine ähnliche Durchimpfungsrate über einen Zeitraum von vier Monaten erzielt werden konnte, unterstrich Willeit.

Peter Willeit von der Medizin-Uni Innsbruck leitet die Studie (Bild: Christian Forcher)
Peter Willeit von der Medizin-Uni Innsbruck leitet die Studie

Daten von 12.000 Personen erfasst
In der vom Land geförderten „REDUCE“-Studie wurde die Wirksamkeit der Impfkampagne auf Basis der Daten von knapp 12.000 Personen erfasst. Im Durchschnitt war die Studienpopulation 44,6 Jahre alt, etwas mehr als die Hälfte war weiblich. Zwischen März und September 2021 erkrankten 71 der Teilnehmenden an Corona, zwei Drittel davon hatten Symptome. „Bemerkenswert“ fand Willeit, dass in der gesamten Studie nur eine Person wegen der Infektion ins Krankenhaus aufgenommen werden musste und es keinen Todesfall im Zusammenhang mit der Infektion gegeben habe.

(Bild: LIEBL Daniel | zeitungsfoto.at)

Die Effektivität der Sonder-Impfaktion in Bezug auf die Reduktion der Häufigkeit von SARS-CoV-2 Infektionen habe damit im Vergleich zur langsameren Ausrollung der Impfungen in anderen Bezirken 91,1 Prozent im Zeitraum von sechs Monaten betragen - ein Wert, der auch den Ergebnissen der Zulassungsstudien des Impfstoffes entspreche.

Deutliche Senkung des Infektionsrisikos
„Von diesem Ergebnis lässt sich also ableiten, dass es ohne die Sonder-Impfaktion wahrscheinlich wohl mehr als zehnmal so viele Infektionen bei den Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmern gegeben hätte“, erklärte Willeit. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung des Bezirks Schwaz ergebe sich durch die Sonder-Impfaktion für denselben Zeitraum eine ebenso signifikante Senkung des Infektionsrisikos von 64 Prozent.

42.000 Bürger nahmen Angebot an
Die Impfaktion im Bezirk Schwaz war Mitte März 2021 nach vorherigem heftigem politischen Tauziehen gestartet worden. Zwei Drittel der infrage kommenden Bevölkerung - insgesamt über 42.000 Personen - hatten daraufhin innerhalb von sechs Tagen die erste Impfdosis verabreicht bekommen. Die zweite Impfung hatten dann etwa 99,5 Prozent der Erstgeimpften im empfohlenen zeitlichen Abstand bekommen.

Das Land unterstützte die Durchführung der „REDUCE“-Studie mit 250.000 Euro. Wissenschaftliche Erkenntnisse wurden im „Cell-Journal iScience“ veröffentlicht. Eine Fortsetzung der Untersuchung, die auch Booster-Impfungen berücksichtigt, war im Gange, hieß es.

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