Nach Evakuierungen

Ukraine: Russen wollen Häuser in Cherson plündern

Ukraine-Krieg
07.11.2022 19:51

Im Ukraine-Krieg rückt zunehmend die russisch besetzte Stadt Cherson in den Fokus. Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak warf den russischen Truppen am Montag vor, Stadtbewohner zunächst gezwungen zu haben, ihre Wohnungen und Häuser zu verlassen. Und jetzt würden sie diese plündern: „Raub an denen, die sie ‘beschützen‘ wollten - die beste Illustration der ‘russischen Welt‘.“

Das ukrainische Militär erklärte zudem, russische Soldaten würden als Zivilisten verkleidet Wohnhäuser besetzen, um sich besser für Straßenkämpfe in Stellung zu bringen. Russische Journalisten wiederum würden die Inszenierung von Videos vorbereiten, mit denen fälschlicherweise belegt werden soll, dass die ukrainische Soldaten Zivilisten Schaden zufügen.

Moskau: Evakuierungen gehen weiter
Russland äußerte sich zu den Vorwürfen zunächst nicht. In Cherson würden die ukrainischen Streitkräfte ihre Truppen konzentrieren, sagte zuvor der von Russland eingesetzte Vize-Verwaltungschef Kirill Stremoussow. Die Evakuierung der Region gehe weiter. Vor allem Menschen, die nicht selbst gehen könnten, sollten in Sicherheit gebracht werden. Teils gebe es Stromausfälle. An der Front sei die Lage unverändert, sagte Stremoussow. Die Ukraine hatte immer wieder angekündigt, Stadt und Gebiet Cherson zu befreien.

Russische Soldaten patrouillieren Ende Mai durch Cherson. (Bild: AP)
Russische Soldaten patrouillieren Ende Mai durch Cherson.

Cherson liegt im Süden der Ukraine. Es ist die einzige Regionalhauptstadt, die Russland seit Beginn seiner Invasion am 24. Februar erobern konnte. Vor dem Krieg lebten dort etwa 300.000 Menschen. In den vergangenen Tagen ordnete Russland Evakuierungen an, angeblich um die Zivilbevölkerung vor einer bevorstehenden Offensive der Ukraine zur Rückeroberung der Stadt in Sicherheit zu bringen.

Stromversorgung gekappt
In den vergangenen 48 Stunden lag die Stadt nach Angaben beider Kriegsparteien im Dunkeln, nachdem die Strom- und Wasserversorgung für die umliegende Gegend gekappt worden sei. Die von Russland eingesetzte Verwaltung beschuldigte die Ukraine der Sabotage. Ukrainische Behördenvertreter warfen dagegen Russland vor, Stromkabel demontiert zu haben. Elektrizität werde es vermutlich erst wieder geben, wenn das Gebiet wieder unter Kontrolle der Ukraine stehe.

Die Lage in der Stadt kann aktuell nicht unabhängig überprüft werden. Die Rückeroberung Chersons ist eines der Hauptziele der ukrainischen Gegenoffensive, die im Oktober begann. In den vergangenen Tagen war von ukrainischer Seite zu hören, dass mit einer erbitterten Schlacht zu rechnen sei. Russland hat Tausende Soldaten zur Verstärkung nach Cherson geschickt. In den vergangenen Tagen gab es aber auch Andeutungen, dass sich die russischen Truppen zurückziehen könnten.

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