Tschechien plant nicht nur Erweiterung des AKW Temelín. In zehn Jahren sollen auch viele kleinere Reaktoren entstehen. Große Sorgen und Protest.
"Notfalls müssen wir eben wieder auf die Straße gehen“, sagt Anita Gstöttenmayr, Bürgermeisterin von Leopoldschlag im oberösterreichischen Grenzgebiet zu Tschechien. Nur etwa 50 Kilometer sind es von dort nordwärts zum AKW Temelín, wegen dessen Betriebsstart vor mehr als 20 Jahren die Grenze bei Wullowitz mit Traktoren blockiert worden war.
Nun plant Tschechien nicht nur den Ausbau des vorhandenen, viele Störfälle produzierenden AKWs um weitere zwei Reaktoren. Es soll auf dem Gelände dort in zehn Jahren auch ein „Atomversuch“ stattfinden, nämlich der Bau eines sogenannten „Small Modular Reactors“. Diese unerprobten Pilotprojekte verkörpern die neue Marketing-Offensive der Atomlobby, indem sie als „Mini-Atomreaktoren“ verharmlost werden.
Viele solcher kleinerer Reaktoren - mit einer Leistung von bis zu 300 Megawatt Strom, das ist fast ein Drittel eines Temelín-Reaktors - sollen in Tschechien entstehen. Als Ersatz für Kohlekraftwerke, daher als Mittel gegen die Klimakatastrophe, so das Hauptwerbeargument.
Trotzdem sind die Sorgen in Bayern und in Oberösterreich – siehe Leopoldschlag – groß: „Wir werden sicher nicht tatenlos zusehen, wenn unsere nördlichen Nachbarn ein Kernkraftwerks-Experiment vor unserer Haustür durchführen“, sagt OÖ-Landesrat Stefan Kaineder.
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