In den stockenden Kollektivvertragsverhandlungen für die 130.000 Beschäftigten des privaten Pflege-, Gesundheits- und Sozialbereichs haben die Arbeitnehmer am Dienstag Druck gemacht, und zwar mit Betriebsversammlungen und einer Demonstration in Wien vom Christian-Broda-Platz zum Ballhausplatz. Die Gewerkschaften GPA und vida fordern von den Arbeitgebern mehr Gehalt, gleichzeitig auch mehr Freizeit. Sollte die kommende Verhandlungsrunde kein zufriedenstellendes Ergebnis bringen, wurden weitere Streiks angekündigt.
Um 14.30 Uhr startet der Demozug vom Christian-Broda-Platz im Bezirk Mariahilf. Ziel war der Ballhausplatz. Rund 3000 Menschen nahmen laut GPA daran teil.
„Guten Abschluss verdient“
„Nach drei Jahren Dauerkrise inklusive Maske und Schutzausrüstung für die meisten Beschäftigten haben sich die Kolleginnen und Kollegen einen guten Abschluss verdient. Unsere Demonstration gilt den Arbeitgebern gleichermaßen wie dem Finanzminister, der den Trägern die Mittel für eine deutliche Gehaltserhöhung zur Verfügung stellen muss“, betonte GPA-Chefverhandlerin Eva Scherz. Ziel für die weiteren Verhandlungen sei ein Abschluss deutlich über der Inflationsrate.
Vorstellungen liegen weit auseinander
Die Vorstellungen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern liegen in den Verhandlungen noch weit auseinander, die dritte Verhandlungsrunde zum Kollektivvertrag war zuletzt ergebnislos unterbrochen worden. Die Gewerkschaften GPA und vida fordern eine Gehaltserhöhung von 15 Prozent mit einem Mindestbetrag von 350 Euro, bessere Arbeitsbedingungen und mehr Freizeit - so wurde auch die 35-Stunden-Woche gefordert. Immerhin sei das Personal seit drei Jahren im Krisen-Dauereinsatz. Das Angebot der Arbeitgeber liegt bei 7,5 Prozent bzw. mindestens 150 Euro.
„Wir sind streikbereit“
Sollte die nächste Verhandlungsrunde am 16. November kein Ergebnis „weit über 7,5 Prozent“ bringen, werde weiter gestreikt, hieß es von der GPA. „Wir sind streikbereit“, so die Rufe der Demoteilnehmer. „Es geht um Anerkennung für Menschen, deren Arbeit essenziell ist für den Fortschritt einer menschlichen, sozialen Gesellschaft“, sagte Barbara Teiber, Vorsitzende der Gewerkschaft GPA, bei der Schlusskundgebung vor dem Kanzleramt.
„Von politischen Verantwortungsträgern wurde uns versprochen, niemand werde zurückgelassen, koste es, was es wolle. Wir sind heute hier, um das auch einzufordern“, so Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Gewerkschaft vida.
Spürbar wurden die gewerkschaftlichen Maßnahmen am Dienstag vor allem in den Wiener Ganztagsvolksschulen: Die Nachmittagsbetreuung entfiel wegen Betriebsversammlungen der städtischen Freizeitpädagogen, an Einrichtungen mit verschränktem Angebot endete die Schule um 14 Uhr. In sensiblen Bereichen der Branche wie etwa der Pflege blieb der Betrieb aber aufrecht.
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