Eine ganze Stunde musste ein Schwerverletzter in Großreifling warten, bis ihm endlich ein Arzt zu Hilfe kam. In der betroffenen Region wächst der Frust über fehlende Perspektiven in der Notarzt-Versorgung.
Die Notarztfahrzeuge waren unterwegs, Hubschrauber konnten aufgrund des Nebels nicht starten: Und so passierte es vor wenigen Tagen einmal mehr, dass einem Schwerverletzten (ein Mann war in Großreifling vom Dach gefallen) nicht adäquat geholfen werden konnte. In der betroffenen Region steirische Eisenwurzen kochen seither die Emotionen über.
„Wir haben es wirklich satt“, sagt Thomas Rauninger, Stadtchef von Eisenerz. „Von tragischen Einzelfällen kann ja bitte nicht mehr die Rede sein. Seit Jahren speist man uns ab, geht es um die Forderung nach einer ordentlichen Gesundheitsversorgung. Wenn man uns zumindest einmal eine Lösungsidee unterbreiten würde – aber nicht einmal das“, ist Rauninger zornig.
Wir brauchen unbedingt einen eigenen Notarzt-Stützpunkt in unserer entlegenen Region. Wieso man das in Graz nicht hören will - wir wissen es nicht!
Hannes Andrä, SPÖ-Bürgermeister von Altenmarkt
„Woher sollen wir das Personal nehmen?“
Dass die vorgegebene Hilfsfrist von 15 Minuten in weiten Teilen der obersteirischen Bezirke Liezen und Leoben mit den vorhandenen Kapazitäten oftmals nicht annähernd eingehalten werden kann, bestreitet in Graz zwar niemand, die Forderung nach einem 21. Notarztstützpunkt schmettert Harald Eitner, Leiter der steirischen Katastrophenschutzabteilung, aber dennoch ab: „Was bringt eine solche Maßnahme, wenn sie nur am Papier besteht? Wir können schon jetzt nicht alle Notarztdienste besetzen, woher soll dann das Personal für einen weiteren Stützpunkt kommen?“
Die Bürgermeister der Region lassen sich davon nicht beirren und erhöhen angesichts des bevorstehenden Winters den Druck: Von Bernhard Moser aus Landl über Karin Gulas aus Wildalpen bis zu Ludwig Gottsbacher aus Radmer – sie alle fordern geschlossen „die schnellstmögliche Umsetzung eines bodengebundenen Notarztkonzepts für die steirische Eisenstraße“.
In Summe kann längst nicht mehr von tragischen Einzelfällen die Rede sein. Wir hören immer nur - es gibt keine Ärzte, andere Lösungsideen hat man einfach nicht.
Thomas Rauninger, ÖVP-Bürgermeister von Eisenerz
Gesundheitszentren doch kein Allheilmittel?
Noch mehr Gewicht erhält ihr Postulat durch die angespannte Situation in den Gesundheitszentren: In jenem in Admont hat einer der beiden Ärzte kürzlich wegen des enormen Drucks aufgehört, und auch in Eisenerz ist mittlerweile nur mehr ein Arzt für Hunderte Patienten zuständig: „Nach dem Abgang des zweiten Mediziners haben wir mehrmals deponiert, dass die Stelle nachbesetzt werden muss – aber dem Gesundheitsfonds ist das egal, da herrscht Funkstille“, kritisiert Rauninger.
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