Nächstes „Chat-Opfer“

Fix: „Zeit im Bild“-Chef Matthias Schrom tritt ab

Medien
09.11.2022 11:51

Nach Informationen der „Krone“ hat Matthias Schrom soeben seine Funktion als ORF-2-Chefredakteur zurückgelegt. Schrom war, wie berichtet, über Chats mit Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) gestolpert und hatte sich deshalb bereits in einen spontanen Urlaub verabschiedet. Der interne Druck gegen eine mögliche Rückkehr als Verantwortlicher bei „Zeit im Bild“ etc. wurde nun offenbar zu groß, sein Abgang - zumindest von diesem Posten - ist seit Mittwoch fix.

ORF-Generaldirektor Roland Weißmann bestätigte den Rücktritt - er habe diesen angenommen. Dennoch bezeichnete Weißmann die Amtsführung von Schrom als „untadelig“ und die Informationsformate als sehr erfolgreich. Schroms Posten übernehme bis auf Weiteres die stellvertretende Chefredakteurin Eva Karabeg, die bereits bei Schroms Urlaubsantritt interimistisch mit der Redaktionsleitung beauftragt worden war.

Zitat Icon

Es sind gerade das große Vertrauen in unsere Berichterstattung und die kompromisslose Glaubwürdigkeit unserer Journalisten, die einen Schritt wie diesen unausweichlich machen. Ich danke Matthias Schrom für die hervorragenden Leistungen der ORF-TV-Information.

ORF-Generaldirektor Weißmann

Neben den großen „Breaking News“ der vergangenen Jahre wird seitens der ORF-Führung insbesondere erwähnt, dass unter Schrom junge Journalistinnen und Journalisten ins „ZiB“-Team geholt wurden, die sich hervorragend bewährt hätten. Dazu gehören u.a. Tobias Pötzelsberger, Margit Laufer, Martin Thür, Matthias Westhoff, Simone Stribl, Peter Teubenbacher, Stefan Lenglinger und Alexandra Wachter.

Kam unter Mathias Schrom zur „ZiB 2“: Martin Thür (Bild: ATV, „ZiB“, krone.at-Grafik)
Kam unter Mathias Schrom zur „ZiB 2“: Martin Thür

Unter Schrom wurden auch das Format der „ZiB 2 am Sonntag“ und diverse Info-Magazine neu eingeführt. Auch sei die tägliche „Zeit im Bild“ um 19.30 Uhr inhaltlich und optisch modernisiert worden, wird weiters gelobt. All das „unter großer Zustimmung des Publikums, wie die Reichweitenzuwächse für die ORF-Infoformate eindrucksvoll belegen“.

Redakteure gingen auf die Barrikaden
Bei allen Lobeshymnen im Nachhinein, die Chats des Chefs mit Ex-FPÖ-Chef Strache hatten vor allem die Belegschaft tief erschüttert. „Viele Kolleginnen und Kollegen sind fuchsteufelswild, weil sie hier in eine Sache hineingezogen werden, mit der sie absolut nichts zu tun haben“, hielt Dieter Bornemann, Vorsitzender des ORF-Redakteursrats, erst am Vormittag fest. Per Aussendung wurde ein Misstrauensvotum in den Raum gestellt.

Strache hatte 2019 ein „ZiB 24“-Bericht nicht gefallen. Schrom reagierte darauf mit Zustimmung: „Das ist natürlich unmöglich.“ Zur inhaltlichen Ausrichtung des Rundfunks schrieb Schrom damals: „Es ist schon bei uns genug zu tun und jeden Tag mühsam, aber langsam wird‘s, und die, die glauben, die SPÖ retten zu müssen, werden weniger.“

Chatprotokolle hatten zuletzt auch Rainer Nowak in Bedrängnis gebracht, der seine Funktionen als Chefredakteur und Herausgeber der „Presse“ vorerst ruhend stellte.

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