Terrorprozess

16-jähriger Salzburger träumte vom Dschihad

Salzburg
10.11.2022 10:19

Wegen Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung und Anleitung zu einer terroristischen Straftat wurde am Mittwoch ein 16-jähriger Schüler in Salzburg zu 18 Monaten Haft verurteilt. Der Tschetschene soll islamistische Propagandamaterialien und eine Anleitung zum Bombenbau im Internet verbreitet und die Interessen des „Islamischen Staat“ gefördert haben. Außerdem suchte er laut Chats nach einer Gelegenheit, in den Dschihad zu ziehen.

Tausende Dateien mit Bezug zur Terrormiliz „Islamischer Staat“ fanden Ermittler nach einem Hinweis des FBI auf dem Handy des 16-jährigen Salzburger Schülers. Darunter fanden sich Videos, auf denen IS-Kämpfer mit einem abgetrennten Schädel Fußball spielen und religiöse Propagandasongs, die die Tötung ungläubiger glorifizieren. Außerdem organisierte sich der Tschetschene, der sich im Internet selbst als „Mud“ bezeichnete, mehrere Anleitungen zum Bau eines Sprengsatzes und veröffentlichte diese dann selbst online. Zudem soll der Bursche Internetbekanntschaften gefragt haben, ob sie ihn irgendwie ins „Kalifat“ bringen könnten. In mehreren Chats bedauerte er außerdem, in Europa zu leben.

Vermummte Spezialkräfte führten Angeklagten in Verhandlungssaal
Vier vermummte Beamte der Einsatzgruppe der Justizwache führten den Schüler mit schwarzem Hoodie und weißen Sneakers, der seit Juni in Untersuchungshaft saß, am Mittwoch mit Handschellen in den Verhandlungssaal. Vor dem Saal postierte sich zudem Polizisten einer Sondereinheit. „Ich wollte in den Dschihad ziehen. Ich dachte, dass beim IS gute Menschen sind“, gab der schmächtige Bub mit dicker Brille und langen Haaren vor der Jugendrichterin zu Protokoll.

Der 16-Jährige soll den „Islamischen Staat“ durch Propaganda-Aktivitäten unterstützt haben. (Bild: Dabiq/Zuma/picturedesk.com)
Der 16-Jährige soll den „Islamischen Staat“ durch Propaganda-Aktivitäten unterstützt haben.

Erster Kontakt zur Terrororganisation mit 14
Erstmals mit dem IS in Kontakt gekommen sein soll der Angeklagte nach seiner Darstellung als 14-Jähriger. Damals soll ihn ein Unbekannter auf Instagram angeschrieben und ihn über den IS „informiert“ haben. Dabei soll er erstmals auch mit Propagandavideos in Kontakt gekommen sein, die er später selbst hortete und verteilte. Der Jugendliche beteuerte, mittlerweile einen Gesinnungswandel durchgemacht zu haben. 

Enthauptung des eigenen Verteidigers gezeichnet
Da bohrte die Richterin nach, denn: Erst vor wenigen Wochen fand man bei einer Durchsuchung des Haftraums des 16-Jährigen Skizzen, die die Enthauptung seines früheren Verteidigers zeigten. „Es geht wieder um das Köpfen einer Person, um das Fußballspielen mit einem Kopf. Warum zeichnen sie so etwas?“, fragte die Richterin. Der Teenager replizierte: „Ich habe mich geärgert, ich habe übertrieben. Das ist mir jetzt peinlich.“ Außerdem wurden selbstgezeichnete Propagandamaterialien und Skizzen von Pistolen, Gewehren und Sprengkörpern gefunden.

Die Justizanstalt Puch-Urstein in Salzburg (Bild: APA/BARBARA GINDL)
Die Justizanstalt Puch-Urstein in Salzburg

Der Staatsanwalt traute dem Jugendlichen in seinem Plädoyer sogar zu, dass er zu einem Terroranschlag fähig gewesen sei. Für die Zukunft sollen laut dem Verteidiger des Burschen ein Jugendcoaching, Bewährungshilfe, gute Freunde und der Plan, eine HTL zu besuchen, eine Perspektive für den jungen Mann bieten.

Das nicht rechtskräftige Urteil: 18 Monate unbedingte Haft für den jungen Tschetschenen. Der Angeklagte erklärte Rechtsmittelverzicht. Die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab.

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