Heftige Kämpfe
Truppenabzug: Russen geben jetzt auch Cherson auf
Bislang hieß es aus Moskau, die ukrainischen Rückeroberungsversuche von Cherson seien abgewehrt worden. Doch am Mittwochnachmittag ordnete Russland den Abzug seiner Truppen aus der Stadt am Fluss Dnipro an. Das teilte Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Mittwoch mit. Seine Anordnung wurde im russischen Staatsfernsehen gezeigt.
General Sergej Surowikin erklärte ergänzend, beabsichtigt sei, dass die Streitkräfte sich auf das Halten des Ostufers des Flusses konzentrieren sollten. Es bestehe die Gefahr, dass das Gebiet am Westufer überschwemmt werde und die russischen Truppen dort eingekesselt würden. Bislang hätten rund 115.000 Menschen die Region bereits verlassen. Es sei unmöglich, die Stadt noch zu versorgen. „Das Leben und die Gesundheit der Soldaten der Russischen Föderation waren immer eine Priorität“, sagte Schoigu zur Begründung.
Heftige Kämpfe rund um die Stadt
Mit dem Rückzug verliert Russland im Süden die Kontrolle über die einzige ukrainische Gebietshauptstadt, die es seit Beginn des Angriffskriegs Ende Februar eroberte. In den letzten Tagen war es immer wieder zu heftigen Kämpfen rund um die Stadt gekommen. Auch der Vizechef der von Moskau eingesetzten Verwaltung starb - laut offiziellen Angaben allerdings bei einem Verkehrsunfall.
Mehrfach berichteten die Ukrainer von großen Zerstörungen und hohen Verlusten auf russischer Seite. Unabhängig konnte das oft zwar nicht überprüft werden. Zuletzt rechneten aber auch russische Militärblogger mit einem baldigen Rückzug der eigenen Truppen aus der Stadt Cherson.
Zivilisten aus Cherson verschleppt?
Auch Kommandant Surowikin kündigte bereits im Oktober „schwierige Entscheidungen“ in Cherson an, was von Beobachtern als Indiz für einen geplanten Abzug gedeutet wurde. Zudem brachten die russischen Besatzer eigenen Angaben zufolge Zehntausende Zivilisten aus der Stadt Cherson weg. Die Ukraine sprach von einer Verschleppung der Menschen, auch Amnesty International sprach von „Zwangssituationen“.
Cherson liegt im Süden der Ukraine. Vor dem Krieg lebten dort etwa 300.000 Menschen. Russland hat das Nachbarland Ukraine am 24. Februar überfallen. Seitdem mussten die russischen Truppen bereits mehrfach größere militärische Niederlagen einstecken. Als eines der aus Kreml-Sicht größten Debakel gilt der Rückzug aus dem ostukrainischen Gebiet Charkiw Mitte September.
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