Die mögliche Umbenennung historisch belasteter Linzer Straßen sorgt nicht nur bei Anrainern für Unverständnis. Auch im Netz sorgt das Ganze für „virtuelles“ Kopfschütteln. Die „Krone“ fragte zudem nach, was man in Wels und Braunau gedenkt zu tun, nachdem die beiden Städte ebenfalls Straßen haben, die etwa nach NS-Propagandist Franz Resl benannt sind.
Pfitzner, Resl, Porsche und Gföllner: vier Männer, die – wie berichtet – aufgrund ihrer NS-Vergangenheit im 1800-Seiten-Bericht der Linzer Straßennamen-Kommission in der obersten Kategorie problematisiert werden. Auch wenn SP-Stadtchef Klaus Luger nicht vorgreifen und die Angelegenheit in einem der nächsten Stadtsenatssitzungen besprechen will, scheint es wohl als wahrscheinlich, dass es zumindest bei diesen betroffenen Straßen zu einer Umbenennung kommen könnte.
Seit 1955 wohne ich hier, bin politisch unbedarft, aber interessiert. Und ich kenne auch Hans Pfitzner als Komponisten, umso mehr überrascht mich das Thema. Ich frage mich dabei, ob sich der Aufwand einer Umbenennung lohnt.
Emil Burka, Anrainer Pfitznerstraße
Gebühren würden rückerstattet werden
Ein Umstand, der nicht nur bei Anrainern, sondern vor allem im Netz für Kopfschütteln sorgt. Ein überwiegender Großteil der krone.at-Leser fragt sich etwa, ob man in der aktuellen Zeit wirklich keine andere Probleme hat als negativ behaftete Straßennamen. Viele hinterfragen auch, zu welchem bürokratischen Aufwand und welchen Kosten es für Anrainer im Falle einer Umbenennung käme. Zumindest bei Letzterem beruhigt Luger: „Den Betroffenen würden die anfallenden Gebühren seitens der Stadt rückerstattet werden.“
Ich kann mich nicht erinnern, dass sich in den letzten 43 Jahren, seit dem ich in dieser Straße lebe, jemals auch nur einer über unseren Straßen- namen beschwert hätte. Deshalb verstehe ich dieses Tam-Tam überhaupt nicht.
Elfriede Gottinger, Anrainerin Gföllnerstraße
Immenser Aufwand nicht nur für Anrainer
Alle Dokumente, die die Wohnadresse beinhalten, müssten schließlich geändert werden. Natürlich auch jede Menge Straßenschilder, Pläne, Navis und vor allem die Post hätte wohl ihre Freude mit einer Umbenennung. Datenbanksysteme, von der Zustellung bis hin zu Filialen und Postpartnern müssten aktualisiert, Sortieranlagen umgestellt werden. Die Stadtregierungsparteien halten sich bisher mit Kommentaren zum Thema vornehm zurück, einzig die Grünen haben sich bereits dezidiert für eine Umbenennung ausgesprochen.
Ich bin über die aktuelle Diskussion total entsetzt. Bisher habe ich den Straßennamen mit dem Auto verbunden, für mich ist Porsche Prestige und deshalb bin ich auch stolz drauf, dass ich seit nunmehr 34 Jahren hier wohnen darf.
Michaela S., Anrainerin Porscheweg
Was machen Wels und Braunau?
Weil das Thema im Bezug auf Franz Resl nicht neu ist und es nach ihm benannte Straßen auch in Wels und Braunau gibt, wollte die „Krone“ gestern wissen, ob der nun vorliegende Bericht der Linzer auch die dortigen Stadtchefs zu weiteren Schritten bewegt. Der Welser FP-Bürgermeister Andreas Rabl verweist auf das stadteigene Projekt: „Der Prüfbericht unseres Stadtarchivs liegt bis Ende des Jahres vor, dann entscheiden wir. Ich werde aber bei der nächsten Städtebund-Sitzung diesbezüglich das Gespräch mit dem Linzer Bürgermeister suchen.“ Braunaus VP-Stadtchef Johannes Waidbacher handelt ähnlich: „Wir schauen uns den Linzer Bericht an und überlegen dann etwaige Schritte.“
Für mich wären andere Themen relevanter, als sich mit Namen aus der Historie zu beschäftigen. Stellt sich für mich die Frage: Wo soll man anfangen, wo endet es? Der bürokratische Aufwand spricht definitiv nicht für eine Umbenennung.
Simone Mitterhauser, arbeitet im Reslweg
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