Durch die aufgetreten Chatnachrichten steht nicht nur die Innenpolitik, sondern auch die heimische Medienlandschaft Kopf. Für Christian Rainer, den Chefredakteur des Nachrichtenmagazins „Profil“ ist der Rücktritt des durch Chatnachrichten in Bedrängnis geratenen ORF-2-Chefredakteurs Matthias Schrom ein guter Anlass, um über die Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu sprechen. „Der ORF bekommt genügend Gebührengeld - und jetzt dieser Skandal. Wir müssen über seinen Heiligenschein diskutieren!“
Für den Journalisten sehe man durch die Chat-Causa rund um den zurückgetretenen ORF-Chefredakteur, wie „stark parteipolitisch“ die Bestellung von Funktionen geführt wird. Matthias Schrom galt als Vertreter auf einem FPÖ-Ticket, aufgrund seiner Nachrichten mit dem ehemaligen Vizekanzler Heinz-Christian Strache ist er heute von seiner Position zurückgetreten.
(Bild: Reinhard HOLL)
Werden rechte Journalisten abgesägt? „Verschwörungsglaube“ Der rennomierte Kommunikationswissenschaftler Fritz Hausjell erklärt, dass der Grundfehler von Matthias Schrom jener gewesen sei, dass er dem Ex-FPÖ-Chef vermittelt habe, „auf seiner Seite zu stehen“, indem er ihn darin bekräftigte, dass der ORF „links“ sei. Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk sei die „Verpflichtung zur Ausgewogenheit“ noch einmal wichtiger. Die Erzählung, wonach mit dem Rücktritt von Matthias Schrom der letzte rechts-stehende Journalist im ORF durch die Chats „abgesägt“ wurde, sei in seinen Augen aber ein „ausgeprägter Verschwörungsglaube“.
(Bild: Reinhard HOLL)
Nach Schrom auch „Rücktritt von Nowak alternativlos“ Für den ehemaligen Chef des Styria-Verlages, der auch die in Rede gekommene „Die Presse“ innehat, Horst Pirker, ist nach dem Rücktritt des ORF-Chefredakteurs klar, dass auch der nun „zur Seite getretene“ Rainer Nowak zurücktreten wird. „Ich halte seinen Rücktritt für alternativlos“, so der renommierte Medienmanager. Dennoch ruft er dazu auf, die Chats in seiner Gesamtheit „nicht überzubewerten“, denn immerhin sei „Die Presse“ mehr als ein Chefredakteur.
(Bild: Reinhard HOLL)
„Wir sollten viel mehr auf einen Kaffee gehen“ Beim „Kurier“ hat es laut der stellvertretenden Innenpolitik-Leiterin Johanna Hager bisher keine Interventions-Versuche von Seiten der Politik gegeben. Zwar sei der „Kurier“ „bürgerlich-konservativ“, aber sie stellt klar: „Wir sind kein ÖVP-Türkis-Blatt!“ Hager ist sich sicher, dass es nun als Journalist umso mehr notwendig sei, „einen guten Job zu machen“. Dazu gehöre es eben auch, mit einem Politiker auf einen Kaffee zu gehen. „Wir sollten tunlichst viel mehr auf einen Kaffee gehen, um aus diesem toxischen Klima wieder einen gedeihlichen Boden zu machen“, fordert sie.
(Bild: Reinhard HOLL)
„Die Frage ist, was man daraus macht“ Dem pflichtet auch „Profil“-Chef Christian Rainer bei. Im Gegenteil: Laut ihm müsse man Politiker „im engen Umfeld“ sehen, um ihn erst beurteilen zu können. Er sei selbst wie der beurlaubte „Presse“-Chefredakteur „umtriebig“, das hätte aber keinen Einfluss auf seine Berichterstattung. Der Job eines Journalisten bedeute nämlich auch, Kontakte zu pflegen. „Die Frage ist nur, was man daraus macht“, sagt Rainer.
(Bild: Reinhard HOLL)
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