Keine „rote Welle“
US-Kongresswahlen: Donald Trumps Stern im Sinken
Keine „rote Welle“ und ein blaues Auge für die Demokraten: Die Republikaner holen wohl die Mehrheit im US-Repräsentantenhaus. Der Kampf um den Senat ist aber noch nicht entschieden.
Amerikanische Meinungsforscher hatten eine „rote Welle“ vorhergesagt. Doch für die Republikanische Partei wurden die Midterm-Wahlen am Dienstag zu einer herben Enttäuschung.
Stichwahlen in Georgia im Dezember
Zwar konnten sich die Konservativen gemäß den Vorhersagen eine knappe Mehrheit im Repräsentantenhaus sichern und die verhasste Sprecherin Nancy Pelosi loswerden, doch der Sieg war viel knapper als erhofft. Und die angepeilte Senatsmehrheit wird höchstwahrscheinlich sogar verfehlt. Wer diese haben wird, entscheidet sich wohl bei den Stichwahlen in Georgia im Dezember.
DeSantis mit Rekordmehrheit
Es gab dennoch einen großen Sieger in der Republikaner-Riege: Ron DeSantis wurde mit Rekordmehrheit als Gouverneur von Florida wiedergewählt und gilt nun mehr denn je als Hoffnungsträger für die Präsidentschaftswahl 2024. Zum Ärger von Donald Trump, der Drohungen anstatt Gratulationen an die Adresse des Parteigenossen schickte. Der Stern des Ex-US-Präsidenten ist im Sinken begriffen.
Donald Trump drohte Parteifreund DeSantis
Bei seiner Siegesrede ließ sich DeSantis von seinen Anhängern feiern: „Two more years!“ - weitere zwei Jahre. Ein Fingerzeig, dass sich der 44-Jährige in zwei Jahren auf das Weiße Haus fokussieren wird.
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Wenn er trotzdem antritt, könnte ich Dinge über ihn erzählen, die nicht sehr schmeichelhaft wären. Ich weiß mehr über ihn als jeder andere - eventuell sogar mehr als seine Frau!
Donald Trump droht seinem Parteifreund Ron DeSantis
Trump-Fraktion versagte
Der große Verlierer der Nacht war nicht selbst angetreten. Stattdessen hatte Trump seine bevorzugten Kandidaten ins Rennen geschickt. Voraussetzung: Sie mussten offen verkünden, dass Trump die Wahl 2020 gestohlen wurde. Doch die MAGA-(„Make America Great Again“)-Fraktion versagte insbesondere beim Kampf um Senatsposten in umkämpften Bundesstaaten wie Pennsylvania oder New Hampshire. Selbst Wähler in konservativen Bundesstaaten fanden die rechten Ansichten der MAGA-Politiker zu extrem.
Trump will erneut für Präsidentschaft kandidieren
Trump, der schon nächste Woche seine erneute Kandidatur für die Präsidentschaft bekannt geben könnte, hatte am Wahltag verkündet: „Wenn die von mir unterstützten Kandidaten gewinnen, lag es an mir. Wenn sie verlieren, sollte mir keine Schuld dafür gegeben werden!“ Dann schickte er eine Warnung nach Florida: „Ich denke, wenn er (DeSantis) antritt, könnte er sich selbst sehr schlimm wehtun. Er würde einen Fehler machen, weil die Basis es nicht mögen wird!“ Um dann eine Schmutzkampagne anzukünden: „Wenn er trotzdem antritt, könnte ich Dinge über ihn erzählen, die nicht sehr schmeichelhaft wären. Ich weiß mehr über ihn als jeder andere - eventuell sogar mehr als seine Frau!“
Viele Republikaner fordern Kurskorrektur der Partei
Der konservative Kolumnist Marc Thiessen las ausgerechnet auf Sendung in Trumps Haussender Fox der MAGA-Fraktion die Leviten. Er verwies darauf, dass das Land die schlimmste Inflation, Verbrechenswelle, Immigrations-Krise und den unpopulärsten Präsidenten seit 80 Jahren habe: „Die Demokraten hätten untergehen müssen. Doch die Wähler haben sich die republikanische Alternative angeschaut und gesagt: ,Nein, danke!‘“ Thiessens Schuss vor den Bug: „Die Republikanische Partei muss sich nach diesem Desaster in den Spiegel schauen und sich hinterfragen. Wir müssen umdrehen!“
Christian Thiele, USA-Korrespondent der Kronen Zeitung
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