Ja, darf man das? In Margareten gibt es neben dem klassischen Leberkas jetzt den ersten Kebab-Leberkäse. Die „Krone“ hat den „LeBab“ verkostet.
Leberkäse gehört zu Wien wie das Riesenrad und das Wiener Schnitzel. Vor allem Pferdeleberkäse hat in der Bundeshauptstadt eine lange Tradition und gilt vielen als der beste Leberkäse überhaupt. Trotzdem verschwindet die Delikatesse aus den Geschäften und wird auch an den Würstelständen immer seltener angeboten. Aber noch besteht Hoffnung.
Denn die typisch wienerische Jause am Leben zu erhalten, das haben sich die Betreiber von Tasty Retro zum Ziel gesetzt. Mit „LeBab“-Erfinder Kristijan Jurkic-Dusper von Tasty Retro sprachen wir über den für Wien typischen Pferdeleberkäse und die Herausforderung, gegen den Leberkas aus dem Supermarkt und den Döner-Laden nebenan bestehen zu können.
Vor mittlerweile mehr als 20 Jahren übernahmen Zeljana Jurkic-Dusper und ihr Ehemann die ehemalige Filiale des Pferdefleischers R. Schuller in der Pragerstraße 12 im 21. Wiener Gemeindebezirk und machten daraus die erste Tasty-Retro-Filiale. Heute können Leberkäse, Speck, Wurst und Feinkost in Deutschland und Österreich auch online bei Tasty Retro bestellt werden. Neben der ersten Filiale in Floridsdorf betreibt Juniorchef Kristijan, seit 2021 zudem eine zweite Filiale in Margareten. Auch dieser Standort war früher ein Geschäft von Pferdefleischer R. Schuller, der in Wien jahrzehntelang als Institution in Sachen Pferdeleberkas galt.
Erfolgreich auf TikTok, Facebook & Co.
Jungunternehmer Kris ist es auch, der den Onlineshop aufgebaut und Tasty Retro auf Social Media erfolgreich gemacht hat: Heute zählt Tasty Retro auf TikTok mehr als 190.000 Follower. Die unterhaltsamen Videos von „KrisVomTastyRetro“ kommen auf der Plattform auf über 5,6 Millionen Likes und mehrere Millionen Views. Um vor allem junge Menschen wieder für Pferdeleberkäse zu begeistern, versuchen es Kris und seine Familie mit etwas völlig Neuem, das Leberkäse-Puristen vermutlich aufschreien lassen wird.
Seit kurzem gibt es einen „LeBab“, also einen Kebab mit Pferdeleberkäse. Es ist ein durchaus radikaler Schritt, den der Jungunternehmer mit Tasty Retro wagt. Aber um gegen die Masse an Döner-Läden im Grätzel zu bestehen, ebenso wie gegen den Leberkäse aus dem Supermarkt, erfordere es neue Strategien. Es sei ohnehin schon schwer, gegen die „Alles muss immer billiger werden“-Mentalität anzukämpfen, die in Österreich leider auch in der Essenskultur Einzug gefunden hat, wie Kris zu bedenken gibt.
Die Strategie scheint jedenfalls aufzugehen: Es kommen Leute ins Geschäft, die im Internet ein Video gesehen haben und den „LeBab“ jetzt unbedingt probieren wollen. Ein Margaretner fragt während des „Krone“-Lokalaugenscheins nach dem Leberkäse-Kebab. Darauf angesprochen, erzählt der Mann, er selbst habe zwar im Bezirk noch nichts von der neuen Kreation gehört, aber ein Freund aus München habe ihm ein Video davon geschickt.
Erste Reaktionen: „LeBab“ geschmacklich top!
Influencer und Foodie DJ Mosaken schaute ebenso schon zum Verkosten vorbei, wie die Margaretner Bezirksvorsteherin Silvia Jankovic. Beide waren, wie auch die „Krone“, von der neuen Kreation geschmacklich begeistert. Besonders der scharfe Leberkas sorgt im Sandwich-Brot mit Döner-Sauce und frischen Zutaten für eine Geschmacksexplosion im Mund. Ein weiterer Vorteil: Vom „LeBab“ ist man auf jeden Fall satt, hat aber wohl auch dank Salat und Saucen nicht dieses Völlegefühl, das einem nach dem Verzehr einer Semmel einzig mit großzügig geschnitter Scheibe Leberkas durchaus erschleichen kann.
Das „LeBab“ hat also durchaus das Zeug zum neuen Jausenhit in Wien, und könnte zugleich dazu beitragen, ein Stück Wiener Essenskultur zu erhalten. Denn, das versichert Kris im Gespräch mit der „Krone“, die klassische Pferdeleberkäsesemmel werde es weiterhin bei Tasty Retro zu kaufen geben. Schön, wenn Tradition erfolgreich auf Moderne trifft!
Jetzt fehlt nur noch der Kebabspieß
Was dem „LeBab“ zum Durchbruch noch fehlt? Der typische Kebabspieß, auf dem sich das Fleisch dreht und gegrillt wird, wie auch DJ Mosaken beim Verkosten anmerkte. Das Auge isst schließlich mit. Kris ist, dazu befragt, nicht abgeneigt und will sich das anschauen. Spätestens dann werden wir wieder zum Verkosten vorbeikommen, das ist sicher!
Wer übrigens gerne Leberkas isst, diesen aber hauptsächlich aus dem Supermarkt kennt, der hat wahrlich etwas verpasst. Denn ein Leberkäse aus Schweinefleisch wird nie den Geschmack und die Bissfestigkeit von Pferdeleberkäse haben. Die meisten Leberkäse-Sorten sind zudem leider recht weich und haben keine richtige Kruste, weiß Kris, wovon er spricht.
So mancher hat noch nie Leberkäse mit echter Kruste gegessen
Oft wird der Leberkäse heute sogar im Vakuum in einem Wasserbad warm gemacht. Bei Tasty Retro hingegen wird noch traditionell im Ofen gebacken. Weil manche Kunden aber noch nie einen Leberkäse mit echter Kruste gesehen haben, würden Sie dem Irrtum aufsitzen, sein Pferdeleberkäse sei alt und schon zu lange in der Theke gelegen, kann der Juniorchef nur den Kopf schütteln, wenn er sich an so manche Diskussion zurückerinnert.
Der Pferdeleberkas enthält Schwein, wie Tasty Retro auf seiner Website angibt. Denn: Pferdefleisch ist sehr mager. Für einen guten Leberkäse braucht man Fett. Für den Geschmack, aber auch, weil Speck als natürliches Bindemittel der beiden Fleischsorten dient. Wird kein Speck verwendet, kommen oftmals künstliche Bindemittel zum Einsatz. Darauf will Tasty Retro verzichten.
Heute gibt es in dem Feinkostladen in der Reinprechtsdorferstraße auch Leberkäse aus Wildschwein und Reh. „Auch wenn wir sehr gerne neue Kreationen testen, werden wir immer bei unserem klassischen Pferdeleberkäse bleiben!“, versichert Kris.
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