Kreml-Chef nicht dabei

Putin schickt Lawrow zum G20-Gipfel nach Bali

Ausland
10.11.2022 09:41

Es galt ohnehin als unwahrscheinlich, doch seit Donnerstag ist es fix: Wladimir Putin kommt nicht persönlich zum G20-Gipfel, der am 15. und 16. November auf der indonesischen Insel Bali stattfinden wird. Der russische Präsident schickt an seiner Stelle Außenminister Sergej Lawrow zu dem Treffen. Das wurde sowohl von der indonesischen Regierung als auch vom Kreml bestätigt.

Zu dem Gipfel reisen unter anderem US-Präsident Joe Biden und der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz. Bei den Gesprächen der G20 auf Bali wird der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine zentrales Thema sein. Für viele kam die Verkündung der Absage Putins deshalb nicht überraschend.

Putin war zu „konstruktivem Dialog“ eingeladen
Der südostasiatische Inselstaat Indonesien hat in diesem Jahr den G20-Vorsitz. Als Gastgeber des Gipfels hatte Präsident Joko Widodo den russischen Staatschef ausdrücklich eingeladen und gesagt, dass er ihn auf Bali erwarte. Widodo hatte auch eine Friedensinitiative für die Ukraine angekündigt. Indonesien werde bei dem Gipfel alle dazu einladen, „sich zusammenzusetzen und sich in einen konstruktiven Dialog zu begeben“, sagte er Ende Oktober.

Indonesiens Präsident Joko Widodo (Bild: AP)
Indonesiens Präsident Joko Widodo

Selenskyj nimmt voraussichtlich per Video teil
Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist zu dem Gipfel eingeladen, obwohl sein Land nicht zur G20 gehört. Vor wenigen Tagen hatte er seine Teilnahme zugesagt, voraussichtlich per Video. Zuvor hatte Selenskyj erklärt, dass er nicht zu dem Treffen reisen werde, falls Putin daran teilnehmen sollte. Selenskyj prangert Russland als „Terrorstaat“ an und fordert den Ausschluss des „Aggressors“ aus der G20-Gruppe - in der Moskau angesichts von Unterstützern wie China, Indien und der Türkei nicht komplett isoliert ist.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (Bild: AP)
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj

Indonesiens Präsident: „Dies sind keine normalen Zeiten“
Präsident Widodo hatte kürzlich mitgeteilt, dass 17 Staats- und Regierungschefs ihre Teilnahme an dem wichtigen Treffen zugesagt hätten. „In normalen Zeiten sind generell 17 oder 18 Staats- und Regierungschefs anwesend. Aber dies sind keine normalen Zeiten. Daher ist die Anwesenheit der gleichen Anzahl eine sehr gute Sache.“

Lawrow sorgte bei Treffen im Juli für Eklat
Putins angekündigter Vertreter, Außenminister Lawrow, hatte bereits im Juli beim Treffen der G20-Außenminister für einen Eklat gesorgt. Er verließ den Saal gleich nach seiner Rede und hörte sich die Wortmeldungen seiner Kritiker gar nicht mehr an. Anschließend warf er dem Westen vor, eine friedliche Lösung des Konflikts in der Ukraine zu verhindern. Bei dem nun bevorstehenden Gipfel trifft die russische Delegation erstmals auch wieder mit Staats- und Regierungschefs der G7 zusammen, die weitreichende Sanktionen gegen Russland erlassen haben.

Sergej Lawrow kam, sprach und verließ das G20-Treffen wieder. (Bild: APA/AFP/POOL/Stefani Reynolds)
Sergej Lawrow kam, sprach und verließ das G20-Treffen wieder.

Putin reist wohl zu anderem Gipfel nach Asien
Dennoch ist nicht ausgeschlossen, dass Putin in der kommenden Woche nach Asien reist: Direkt nach dem G20-Treffen auf Bali richtet sich der politische Fokus auf Thailands Hauptstadt Bangkok, wo am 18. und 19. November der Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft stattfindet. Russland gehört auch diesem Kreis an, ebenso wie die USA. US-Präsident Biden hat bereits angekündigt, zu diesem Treffen Vizepräsidentin Kamala Harris als Vertreterin zu schicken.

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