Minister beschwichtigt

Wird der Mutter-Kind-Pass bald kostenpflichtig?

Politik
10.11.2022 16:01

Die seit geraumer Zeit schwelende Debatte um eine Erhöhung der Vergütung für Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen spitzt sich immer weiter zu. Während Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) versucht zu beschwichtigen und „schon bald“ ein fertiges Paket präsentieren möchte, stellen sich die niedergelassenen Ärzte der Ärztekammer bereits auf ein Aus der Gesundheitsvorsorgemaßnahme ein - schon im kommenden Jahr könnte es demnach damit vorbei sein.

Der im Jahr 1974 eingeführte Mutter-Kind-Pass gilt als Meilenstein der heimischen Gesundheitsversorgung, konnte dadurch doch die Säuglings- als auch die Müttersterblichkeit deutlich reduziert werden. Doch schon länger brodelt es in der Ärzteschaft, was die Vergütung der damit einhergehenden Untersuchungen betrifft.

Seit knapp 30 Jahren sei das Honorar dafür nicht mehr valorisiert (also an die Teuerung angepasst) worden, trommeln die Mediziner. Und tatsächlich sieht der derzeit gültige Tarif etwa für die recht umfassende Untersuchung eines Neugeborenen aktuell nur 18,02 Euro vor.

Im Pass werden die Ergebnisse von Vorsorgeuntersuchungen der ersten Lebensjahre des Kindes dokumentiert. (Bild: stock.adobe.com, krone.at-Grafik)
Im Pass werden die Ergebnisse von Vorsorgeuntersuchungen der ersten Lebensjahre des Kindes dokumentiert.

Ärzte bereiten sich schon auf das Aus vor
Die schon länger laufenden Verhandlungen des Ministeriums mit der Kammer dazu verlaufen dabei jedoch äußerst schleppend. Und der Streit darum spitzt sich weiter zu: Sollte es nicht bald eine Einigung geben, werde mit Ende des Jahres die Kündigung des Mutter-Kind-Passes als Kassenleistung ausgesprochen werden. Ein entsprechender Beschluss ist am Mittwoch im Rahmen der Sitzung der Bundeskurie gefasst worden.

„Auf diesen höchst bedauernswerten Ausgang müssen wir uns vorbereiten, weil wir bislang von der Politik nur Lippenbekenntnisse bekommen haben“, wird der Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, Edgar Wutscher, in einer Aussendung am Mittwoch zitiert.

Rauch kritisiert „medialen Druck“
Im Gesundheitsministerium ist man hingegen um Beruhigung bemüht. Minister Rauch spricht in einem Statement auf Twitter von „Gerüchten“, durch die werdende Eltern nicht verunsichert werden dürften. Man befinde sich - ohne jedoch einen Zeitrahmen zu nennen - in den finalen Zügen der Verhandlungen.

Die Sorge der Ärzte stellte er dabei als „medialen Druck“ dar, um ein „bestmögliches Verhandlungsergebnis“ erzielen zu können. Das Projekt werde jedenfalls „weiterentwickelt und modernisiert“, so Rauch weiter. In eine ähnliche Kerbe schlägt Familienministerin Susanne Raab (ÖVP) - auch sie beteuerte, dass die Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen weiterhin kostenfrei bleiben werden. 

Ärzte arbeiten an privater Abrechnung
Sollte es jedoch trotzdem zu keiner Einigung kommen, würden die Mediziner die im Pass angeführten Untersuchungen dann nicht mehr als Kassenleistung anbieten. „Wir werden uns auch weiterhin um die werdenden Mütter und ihre Kinder kümmern, damit diese nicht unverschuldet ohne Versorgungsplan dastehen“, sagt Bundes-Fachgruppenobmann Thomas Fiedler.

Derzeit erarbeite man eine private Abrechnungsmöglichkeit, damit die Untersuchungen im Rahmen des Mutter-Kind-Passes weiter absolviert werden können.

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