Diagnose „CED“

Häufiges Tabu: Dauerhafte Entzündungen im Darm

Gesund Aktuell
11.11.2022 05:00

Was sich hinter den Leiden, die als chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) bezeichnet werden, verbirgt und welche Therapien es dagegen gibt.  

Der Überbegriff chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) bezeichnet eine Gruppe von Krankheiten, die Entzündungen im Magen-Darm-Trakt verursachen. Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind deren häufigste Ausprägungen. Ihre Ursachen sind nicht genau bekannt, wie Univ.-Prof. Dr. Walter Reinisch, MedUni Wien, erklärt: „Es wird angenommen, dass eine genetische Veranlagung und der Einfluss von Umweltfaktoren die Entzündungen begünstigen. Neben dem Lebensstil – etwa schlechte Ernährung mit hoch aufbereiteten Nahrungsmitteln, Rauchen oder frühkindlicher Einsatz von Antibiotika – steht Studien zufolge auch eine gestörte Darmflora mit dem Auslösen der Erkrankung in Zusammenhang.“

Unterschiedliche Krankheitsbilder
Bei Colitis ulcerosa ist die Entzündung nur auf den Dickdarm begrenzt und breitet sich von seinem Ende nach oben aus. Der Verlauf ist meist schubweise, das heißt die Darmschleimhaut ist phasenweise entzündet und erholt sich dann wieder. Typische Symptome: Bauchschmerzen, Blut im Stuhl und Durchfälle, die sehr akut und heftig ausfallen können. „Diese Dringlichkeit, sich sofort entleeren zu müssen, bedeutet für die Betroffenen eine enorme Belastung. Es geht mitunter bis zur Inkontinenz und manche Menschen müssen sogar im jungen Erwachsenenalter Einlagen tragen. Das ist ein großes Tabu“, führt der Experte weiter aus.

Beim Morbus Crohn kann sich der gesamte Verdauungstrakt von der Mundhöhle bis zum After entzünden. Und zwar nicht nur die oberflächliche Schleimhaut, sondern auch tiefere Schichten. Abhängig vom betroffenen Bereich kommt es zu Bauchschmerzen, Durchfällen oder Verdauungsstörungen. Zudem können Entzündungen in benachbarte Gewebe vordringen (Fisteln) oder Verengungen des Darms (Stenosen) entstehen. Auch diese Krankheit verläuft meist in Schüben.

Dr. Reinisch: „Im Unterschied zu Colitis ulcerosa findet man hier jedoch am Darm immer Entzündungen, selbst wenn der Betroffene keine Beschwerden verspürt. Patienten merken oft über Jahre nichts, bis plötzlich massive Schmerzattacken auftreten und der Darm durch die Entzündungen bereits stark beeinträchtigt ist.“ CED können auch Symptome außerhalb des Darms mit sich bringen, etwa Gelenkschmerzen, Entzündung der Haut, Abgeschlagenheit, Müdigkeit oder Lustlosigkeit.

Wichtig: Ausheilen der Darmschleimhaut
„Bei der Therapie gilt es einerseits die Beschwerdefreiheit des Patienten und andererseits auch die Eindämmung der Entzündungen bzw. vollständige und dauerhafte Abheilung der Darmschleimhaut zu erreichen“, so der Experte. Die Behandlungsmethode hängt von Schwere und Ausdehnung des Leidens ab. Angefangen mit entzündungshemmenden Medikamenten bei leichten Schüben, über Behandlung mit Kortison-Präparaten, bis zu zielgerichteten immunmodulierenden Therapien (greifen in Entzündungsprozesse des Immunsystems ein) wie Biologika oder Januskinasehemmer.

Moderne Therapien
Dr. Reinisch: „Biologika kommen sowohl bei Morbus Crohn als auch Colitis ulcerosa zur Anwendung. Sie werden als Infusion oder Spritze verabreicht und blockieren bestimmte entzündungsfördernde Botenstoffe. Januskinasehemmer (JAK-Inhibitoren) stehen derzeit nur für die Behandlung der mittelschweren bis schweren Colitis ulcerosa zur Verfügung. Sie werden als Tabletten eingenommen, wirken innerhalb der Zellen und unterbrechen dort den Signalweg, der Entzündungen fördert. Derzeit laufen Studien, die auch auf eine Wirksamkeit dieser Arzneimittel bei Morbus Crohn hinweisen.“

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