Die Hiobsbotschaften um die Kryptobörse FTX reißen nicht ab. Die Wertpapieraufsicht der Bahamas gab am Donnerstag (Ortszeit) bekannt, Vermögenswerte von FTX Digital Markets eingefroren zu haben. Als nächstes könnte ein Insolvenzverwalter die Abwicklung übernehmen. Einen entsprechenden Gerichtsantrag hat die Aufsichtsbehörde bereits gestellt. Die Schieflage der großen Handelsplattform für Digitalwährungen wie Bitcoin hält den Kryptomarkt seit Tagen in Atem.
FTX Digital Markets ist ein auf den Bahamas ansässiges Unternehmen aus dem Krypto-Imperium von US-Unternehmer Sam Bankman-Fried und betreibt die strauchelnde Kryptobörse FTX.com. Der Wertpapieraufsicht zufolge steht die Firma unter anderem unter Verdacht, Kundengelder veruntreut zu haben.
FTX.com war nach enormen Mittelabzügen in Liquiditätsnot geraten. Am Mittwoch sah es zunächst so aus, als ob der Konkurrent Binance das Unternehmen übernimmt. Doch dieser Plan scheiterte. Ohne eine riesige Geldspritze droht FTX.com nun die Insolvenz. Viele Kunden fürchten um ihr Geld.
3) But the important thing is that customers are protected.
— SBF (@SBF_FTX) November 8, 2022
Die Kryptoplattform war am Sonntag in Zahlungsschwierigkeiten geraten, nachdem Zweifel an den Kapitalreserven zu einer Kundenflucht und Mittelabzügen im Milliardenvolumen geführt hatten. Mittlerweile werden auch FTX-Nutzer in den USA immer nervöser. Eigentlich sind das internationale und das US-Geschäft von FTX getrennt.
FTX sucht händeringend nach frischem Geld
Bankman-Fried bemühte sich am Donnerstag über Twitter, die Lage zu beruhigen und behauptete, FTX.US sei zu „100 Prozent liquide“. Doch zugleich kündigte die Plattform an, den Handel womöglich für ein paar Tage auszusetzen. US-Medien berichteten zudem, dass Mitarbeiter in den USA in einer Art Notverkauf versuchten, Firmenteile zu Geld zu machen.
FTX-Chef Sam Bankman-Fried soll einem Insider zufolge indes mit Konkurrenten und anderen Investoren über eine Finanzspritze im Volumen von 9,4 Milliarden Dollar verhandeln. Er führe unter anderem Gespräche mit der Kryptobörse OKX und dem Wagniskapital-Geber Sequioa. Ob Bankman-Fried das Geld zusammenbekommen wird, ist bislang unklar.
Regulierer greifen ein
Ein anderer Insider wies darauf hin, dass die US-Börsenaufsicht SEC gegen den früheren Börsenhändler ermittle. Vor diesem Hintergrund wurden in den USA Forderungen nach einer strengeren Regulierung des Sektors lauter. „Von den USA über Japan bis zu den Bahamas haben Regulierer bereits eingegriffen“, sagte Kami Zeng, Chef-Analyst des auf Kryptowährungen spezialisierten Vermögensverwalters Fore Elite. „Da kommt noch mehr.“
Unterdessen stoppte die Kryptobank BlockFi, die im Sommer von FTX übernommen werden sollte, vorerst sämtliche Abhebungen von Kundengeldern, um von den Turbulenzen nicht mit in den Abgrund gerissen zu werden. Beim Brokerhaus Genesis stehen nach eigenen Angaben 175 Millionen Dollar im Feuer, die in Handelsgeschäften an der FTX stecken.
Für Kunden und Investoren wird die Lage immer kritischer. Sollte Bankman-Fried nicht überraschend irgendwo einige Milliarden Dollar auftreiben, dürfte zumindest FTX.com nicht mehr zu retten sein. Dabei hatte der 30-jährige Krypto-Unternehmer am Dienstag noch versichert, dass alle Einlagen geschützt seien und voll ausgezahlt würden. Gerüchte über eine Geldnot wies er als falsch zurück.
Der Bitcoin profitierte am Donnerstag von der allgemeinen Erholung am Finanzmarkt und lag zuletzt bei knapp 17.500 Dollar. Am Mittwoch hatte die Sorge um FTX ihn auf ein Zweijahrestief unter 16.000 Dollar gedrückt.
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