Zwei Spieltage sind bereits absolviert, die Football-Saison der ACSL (Austrian College Sports League) damit in vollem Gange. Tausende Zuseher bekamen erste Überraschungen zu Gesicht, die Rollen sind neu verteilt. „Krone.at“ konnte den ACSL-Experten Jan Zsifkovits für ein Gespräch gewinnen und ihn nach dessen Prognose fragen. Teil zwei des Exklusiv-Interviews:
Krone: Jan, gibt es Dinge, an denen die Teams arbeiten müssen. Was gehört deiner Meinung nach verbessert?
Zsifkovits: Bei den Uni Wien Emperors hat die Vorbereitung auf das Frühjahr schon vor dem zweiten Spieltag begonnen, weil sie gemerkt haben, ohne entsprechende Trainingsleistung, ohne die nötige Einstellung wird man es in der Liga heuer schwer haben. Und das, obwohl sie in den letzten drei Jahren kein einziges Spiel verloren haben. In Hinblick auf die letzten Monate hat man gemerkt, dass bei dem einen oder anderen Spieler ein bisschen der Schlendrian hineingekommen ist. Sie haben die letzten Jahre in dieser Siegermanier weitergemacht. Das kann man sich aber in der ACSL definitiv nicht leisten, weil jedes Team seine Hausaufgaben macht. Daher wird es wichtig sein, an der Einstellung zu arbeiten und diese zu verbessern. Ansonsten wissen wir natürlich, dass das Team der Uni Wien eines ist, dass Potenzial hat, die Championship zu gewinnen. Sowohl in der Defense als auch der Offense haben sie Star-Spieler, die über die letzten Jahre brilliert haben. Rein sportlich und taktisch gesehen gibt es da nicht wirklich viel zu verbessern, es braucht nur die richtige Einstellung.
Teil eins des Interviews:
Die BOKU Beez sind das jüngste Team in der ACSL-Football-Welt, das sich aber in jüngster Vergangenheit ziemlich verbessert hat. Es ist bei Mannschaften wie den Beez oder den Serpents enorm wichtig, dass sie viele Spieler über die Tryouts dazugewinnen, damit sie eine größere Kaderdichte erreichen können. Nicht nur um dementsprechend gute Trainings abhalten zu können, sondern auch, um am Game Day genügend Spieler auf dem Rasen zu haben. Verletzungen passieren immer wieder und dann wird es schwierig, während den Partien auf solche Ausfälle zu reagieren, wenn es der Kader nicht hergibt.
Der Schritt, taktisch und athletisch etwas zu verbessern, wurde ja schon gemacht, jedoch ist da noch viel mehr möglich - vor allem in Spielen, in denen man in Rückstand gerät. In diesen dann noch probate Mittel zu haben, um solche Partien vielleicht doch noch einmal drehen zu können, sollte das Ziel sein. Ein Beispiel hierfür wäre das Match gegen die Emperors, in welches die BOKU Beez gut hineingestartet, dann jedoch immer mehr ins Hintertreffen geraten sind. Es wird wichtig sein, taktisch noch Mittel zu finden, um auch mit den größeren Teams mithalten zu können. Die Beez haben sich in eine Pole Position gebracht, was den Play-off-Einzug betrifft. Es ist vor Saisonbeginn schon gemunkelt worden, dass Beez gegen Serpents das Spiel um den vierten Platz werden wird. So wie es jetzt aber aussieht (nach dem Sieg der Beez gegen die Serpents), wird wohl die Boku in den Play-offs stehen.
Sehr viel von den Beez kann auch auf die Serpents umgelegt werden. Etwa was die Kadergröße betrifft, was das Trainingspotential betrifft sowie die Aufgabe, aus dem Vorhandenen das Bestmögliche herauszuholen. Es wird jedoch wichtig sein, verletzungsfrei über die Off-Season zu kommen. Man hat im ersten Spiel gesehen, dass sie nicht mit dem etatmäßigen Quarterback angetreten sind. Wenn so ein Spieler in der Offense fehlt, sieht man, dass das Ganze nicht wirklich ins Laufen kommt. Sie tun sich dann auch unglaublich schwer, ein Spiel zu finden. Die Serpents werden mit kleineren Brötchen backen müssen. Es war jedoch wirklich überraschend, zu sehen, wie eindeutig das Spiel in direkter Konkurrenz mit den Beez verlaufen ist.
Es ist bei Mannschaften wie den Beez oder den Serpents enorm wichtig, dass sie viele Spieler über die Tryouts dazugewinnen.
Jan Zsifkovits
Die Robots haben sich in ihrem ersten Spiel sensationell präsentiert. Zum zweiten Spiel hin haben sie viele Spieler vor allem in der Offense vorgeben müssen. Für sie gilt es nun einmal mehr, verletzungsfrei ins Frühjahr zu starten. Ab dann steht ihnen eine rosige Zukunft bevor. Die Defense ist ziemlich gut eingespielt und hat für sehr viel Furore sorgen können, im zweiten Spiel wurde dann aber sichtbar, dass die gegnerischen Teams bereits wussten, was auf sie zukommen würde. Wenn sie sich in dem Punkt noch verbessern, ist noch einiges möglich.
Finale ist Pflicht
Die WU Tigers haben mit dem Sieg gegen die Robots einen Wunschstart erwischt. Man hat aber erkennen können, dass es noch etwas an der Balance fehlt. Es sind einige junge Rookies gepaart mit erfahrenen Spielern, daher wird es wichtig sein, eine gute Mischung zu finden. Dann ist auch für die Tigers einiges drin. Sie sind eben sehr hungrig, weil es der Anspruch des Teams ist, zumindest ins Finale zu kommen, wenn nicht sogar sich den Titel zu holen. Dabei schwingen sicher viele Revanche- und Wiedergutmachungsgedanken mit. Sie werden während der Off-Season sehr hart daran arbeiten, genau diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Sie werden sicher ein paar Problemzonen noch ausmerzen und dann im Frühjahr ihre Siegesserie, die sie jetzt gestartet haben, fortzusetzen.
Gibt es schon ein Spiel oder vielleicht auch mehrere auf, die du dich besonders freust?
Auf jeden Fall, und da bin ich vermutlich ein bisschen befangen aus meiner Zeit mit den Emperors, aber dem Spiel der Uni Wien gegen die WU Tigers blicke ich mega gespannt entgegen. Auf die Partie brenne ich jetzt schon. Das waren schon zu meiner Zeit stets heiß umkämpfte Spiele, in denen extrem viel Feuer steckte. Da wird sozusagen „ordentlich gefetzt am Platz“. Ich bin also sicher nicht der Einzige, der sich auf dieses Spiel freut. Auch die Teams selbst fiebern den Begegnungen schon sehr früh entgegen. Es wird bestimmt eines, wenn nicht sogar das Highlight der restlichen Regular Season.
Welches Team, denkst du, hat das Potential, den Summer Bowl Finale zu erreichen und diesen vielleicht sogar zu gewinnen?
Vor Saisonbeginn hätte ich ganz klassisch gesagt: Tigers gegen Emperors. Jetzt hat sich das ganze Bild doch ein bisschen geändert. Es ist extrem schwierig, vorauszusagen, wer im Endspiel stehen wird, da die Liga so ausgeglichen ist wie noch nie. Vor allem das Trio Uni Wien, WU und TU bewegen sich gerade ziemlich auf demselben Niveau. Trotzdem würde ich, stand jetzt, bei meiner bisherigen Prognose bleiben, wobei es ausschlaggebend sein wird, wie die Robots ihre Verletzungsprobleme in den Griff bekommen. Wenn sie es schaffen, sind auch sie ein heißer Tipp, es ins Finale zu schaffen. Mit den Emperors rechne ich definitiv, und das nicht nur, weil ich eine Vergangenheit bei dieser Mannschaft habe, sondern weil ich weiß, dass das Coaching extrem gut ist, genauso wie die Spieler im Kader. Beim Ausfallen eines Spielers wegen Verletzung gibt es glücklicherweise einen Spielerpool, der es zulässt, den Mann einfach zu ersetzen. Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren und von den Teams überraschen.
Statement aus Linz
Hast du schon von den JKU Astros gehört? Sie steigen ja nächstes Jahr als neues Team - nach einem Jahr Vorlaufzeit - in die Football-Liga der ACSL ein. Wie denkst du, werden sie sich schlagen?
Es wird extrem spannend sein, zu beobachten, wie sich das neue Football-Team der Astros schlagen wird. Sie werden zu Beginn die große Unbekannte auf ACSL-Ebene sein. Wir wissen natürlich, dass im Raum Oberösterreich und im angrenzenden Niederösterreich sehr viele Tackle-Footballvereine beheimatet sind, wodurch sie sicher auch etliche Spieler mit Vorerfahrung im Kader haben werden. Wie sich die Gruppe aus Spielern dann zusammenfindet, wie das Ganze eingespielt wird und wer die Führungsrolle übernehmen wird, wird interessant, mitzuverfolgen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass sie sich von Anfang an nicht mit der Rolle des Underdogs zufriedengeben werden. Die JKU Astros werden gleich zu Beginn in der ACSL ein Statement setzen wollen. Daher würde ich ihnen so aus der Ferne auch zutrauen, sich direkt einen Platz in den Playoffs erkämpfen zu können, wenn sie dann nächstes Jahr Gas geben werden.
Marion Eder
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