Zahlreiche Menschen verliehen am Samstagvormittag ihrem Unmut über die vielen leer stehenden Wohnräume in Tirol Ausdruck. Die Aktivisten von „Pradl für alle!“ besetzten deshalb das alte Hotel Alpinpark in der Pradlerstraße und skandierten ihre Forderungen.
„Zimmer statt Zelte“ - war bereits von Weitem auf der Ecke des Gebäudes auf einem Plakat zu lesen. Die Bewegung „Pradl für alle!“ steigt wegen der zahlreichen Zelte, Baracken und Container für Flüchtlinge auf die Barrikaden.
„Während geflüchtete Menschen in Massenunterkünften und Zeltlagern leben müssen, steht in Innsbruck jede zehnte Wohnung leer. Die Besetzung will leer stehenden Wohnraum öffnen und jenen zugänglich machen, die ohne Zuhause sind oder in miesen Verhältnissen wohnen müssen. Denn Tirol hat Platz.“
Die Forderungen der Aktivisten sind klar: Zimmer oder Wohnungen für alle Menschen in Österreich, freie Wahl des Wohnorts und Bewegungsfreiheit. Zudem fordert man Zutritt für alle zu den Lagern: „Geflüchtete Menschen sollen Besuch bekommen dürfen und ihre Lebensumstände dürfen der Zivilgesellschaft nicht vorenthalten werden.“
Das besetzte Hotel wurde 2020 von einem Bauträger gekauft und war für Luxuswohnungen vorgesehen. „Anstatt sozialen Wohnraum zu schaffen, hat die Stadt damals einer Umwidmung zugestimmt. Mal wieder ist Profit wichtiger als Menschen“, so die Aktivisten.
Die Protestaktion dürfte friedlich über die Bühne gegangen sein. Wie die Polizei mitteilt, sei die Versammlung unangemeldet erfolgt: „Von Seite der Polizei werden Erhebungen zu einem evt. Verantwortlichen geführt.“
Austausch mit Bauträger
Auf dem Twitter-Account der Bewegung wird angegeben, dass man mit dem Bauträger im Austausch sei. Dieser bestätigte offenbar, dass es bereits Überlegungen gab, das Hotel als Geflüchtetenunterkunft zu nutzen. „Laut Bauträger hat die Stadt Innsbruck das Hotel aufgrund von Sanierungsbedarf abgelehnt. Daraufhin hat anscheinen auch der Bauträger nichts investiert, um das Gebäude für Geflüchtete nutzbar zu machen“, heißt es.
Kritik von FP und VP
Scharf verurteilt wurde die Aktion unterdessen von der Tiroler FPÖ. „Was derzeit gesellschaftspolitisch abgeht, kann nicht mehr toleriert werden, wir sind nicht in Berlin, oder Hamburg, wo derartige rechtswidrige Vorgänge an der Tagesordnung stehen“, zeigte sich FPÖ-Chef Markus Abwerzger empört. Kritik kam auch von der Innsbrucker ÖVP. Dessen Stadtparteiobmann sowie Gemeinderats-Klubobmann Christoph Appler sprach von „anarchistischen Methoden“, die in Innsbruck nicht Schule machen und daher auch „politisch nicht forciert werden“ dürften. „Privates Eigentum ist zu respektieren. Der Rechtsstaat und die gültigen Gesetze müssen von allen gleichermaßen eingehalten werden“, erklärte Appler, der für die Volkspartei auch im Landtag sitzt.
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