Sorge vor Überflutung
Russische Truppen räumen auch Staudamm-Stadt
Nach dem Truppenrückzug vom rechten Ufer des Flusses Dnipro in der südukrainischen Region Cherson haben die russischen Besatzer nun auch eine Evakuierung der Staudamm-Stadt Nowa Kachowka auf der linken Flussseite angekündigt. Befürchtet wird, dass der Staudamm durch Beschuss zerstört und das Gebiet überflutet werden könnte.
Die Verwaltung von Kachowka ziehe sich mit den Bürgern der Stadt an einen sicheren Ort zurück, teilte Besatzungschef Pawel Filiptschuk nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass am Samstag in einer Rede an die Bevölkerung mit. Das Leben der Menschen sei durch Kampfhandlungen in Gefahr, sagte Filiptschuk. Die Menschen sollten in die südrussische Region Krasnodar gebracht und dort versorgt werden. Filiptschuk versprach den Flüchtenden eine warme Unterkunft, regelmäßige Mahlzeiten und 100.000 Rubel (rund 1600 Euro) Hilfe. Die Ukraine wirft den Besatzern vor, die Menschen zu verschleppen.
Explosion bei Staudamm
Russen und Ukrainer werfen sich seit Wochen gegenseitig vor, eine solche Provokation zu planen. Die ukrainischen Streitkräfte hätten die Verwaltung von Kachowka als Ziel „Nummer eins für einen Terroranschlag“ in der Region ausgemacht, behauptete Filiptschuk. Die Ukraine weist Sabotageabsichten zurück. Mitten während der Abzugsvorbereitungen verbreiteten sich Aufnahmen von einer Explosion beim Wasserkraftwerk in den sozialen Medien (siehe Tweet unten). Die ukrainische Seite machte die Russen für die Sprengung verantwortlich, bei der auch Teile der Brücke über den Fluss Dnipro beschädigt worden waren.
London: Stadt Cherson weitestgehend unter ukrainischer Kontrolle
Unter dem Druck ukrainischer Gegenoffensiven hatte Moskau am vergangenen Mittwoch den Rückzug seiner Truppen aus allen Teilen Chersons angekündigt, die nordwestlich des Flusses Dnipro liegen - darunter fällt auch die Hauptstadt des Gebiets. Internationale Beobachter werten das als eine der größten Niederlagen für die russische Armee in diesem Krieg. Nach britischer Einschätzung bedeutet die Rückeroberung Chersons durch ukrainische Truppen einen erheblichen Imageschaden für Russland.
„Der Rückzug ist eine öffentliche Anerkennung der Schwierigkeiten, mit denen die russischen Streitkräfte am Westufer des Flusses Dnipro konfrontiert sind“, kommentierte das Verteidigungsministerium in London am Samstag. Die Ukraine habe große Teile des Gebiets Cherson am Westufer des Dnipro eingenommen und kontrolliere mittlerweile weitestgehend die gleichnamige Stadt, teilte die Behörde unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit.
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