Seit Mitte September:

Die tägliche Turnstunde in der Volksschule Wildon

Steiermark
14.11.2022 06:30

Seit Mitte September läuft das Pilotprojekt rund um Bewegung an den Schulen. Wir haben die Kinder der Volksschule Wildon besucht.

Sechs der zehn Klassen der Volksschule Wildon machen bei dem Projekt mit, erfahren wir von Direktorin Christine Maier. „Mehr gibt die Kapazität des Turnsaals einfach nicht her.“ Dabei müsse man auch jetzt schon jonglieren, ab und zu in die Mittelschule oder ins Freie ausweichen.

(Bild: Jauschowetz Christian)

Heuer kommt beim Turnen eine Stunde mehr dazu
Dann kommen sie auch schon, die 19 Mädels und Buben der 3a. „Laut Stundenplan haben die Drittklässler drei Stunden Sport in der Woche“, erklärt Klassen-Lehrerin Christina Wechselberger, „heuer gibt es eben eine vierte Stunde dazu.“ Und für die kommt der ausgebildete Sportlehrer Robert Szarka vom UTC Wildon ins Haus.

Direktorin Christine Maier (Bild: Jauschowetz Christian)
Direktorin Christine Maier
Sportlehrer Robert Szarka (Bild: Jauschowetz Christian)
Sportlehrer Robert Szarka

Kinder müssen das Werfen lernen
Was Szarka mit den Kindern macht? „Ich halte mich im Prinzip an das, was im Lehrplan vorgesehen ist.“ Sprich: Kräftigung, Koordination, Laufübungen, Turn- und Leichtathletik-Elemente oder Ballspiele stehen am Programm. Wobei: Das, was für Kinder vor Jahrzehnten ganz normal war, ist für viele heute eine große Herausforderung. „Es fehlt oft die Wahrnehmung des eigenen Körpers, auch den natürlichen Bewegungsdrang haben viele nicht mehr. Wenn du Kindern eine Sprungschnur in die Hand gibst, wissen viele gar nicht, was sie damit machen sollen“, sagt die sehr engagierte Direktorin.

Szarka, der in einer weiteren Schule und in zwei Kindergärten die zusätzlichen Sport-Einheiten übernimmt, kann das nur bestätigen: „Die Körperspannung ist oft nicht vorhanden. Viele können nicht einmal einen Ball richtig werfen. Beim Balancieren auf der umgedrehten Langbank musst du schon Absichern“ Aber der Trainer, der bei den Schülern voll akzeptiert und äußerst beliebt ist, betont: „Mir ist nicht wichtig, dass ein Kind etwas kann, sondern, dass es das versucht.“

„Wenn ich in der Früh noch etwas müde in die Schule komme und dann Sport mache, dann bin ich voller Power und konzentrierter“, sagt die 8-jährige Anna. (Bild: Jauschowetz Christian)
„Wenn ich in der Früh noch etwas müde in die Schule komme und dann Sport mache, dann bin ich voller Power und konzentrierter“, sagt die 8-jährige Anna.
Tobias (9) ist begeistert: "Ich liebe Sport, spiele auch Fußball im Verein. Ich finde die zusätzliche Turnstunde cool. Ich freue mich immer darauf. (Bild: Jauschowetz Christian)
Tobias (9) ist begeistert: "Ich liebe Sport, spiele auch Fußball im Verein. Ich finde die zusätzliche Turnstunde cool. Ich freue mich immer darauf.
Was der 8-jährigen Emma gefällt: „Nach der Sportstunde fällt es mir immer leichter, zu lernen. Außerdem macht’s viel Spaß und bei Robert gibt’s immer viel Action.“ (Bild: Jauschowetz Christian)
Was der 8-jährigen Emma gefällt: „Nach der Sportstunde fällt es mir immer leichter, zu lernen. Außerdem macht’s viel Spaß und bei Robert gibt’s immer viel Action.“

Süßigkeiten sind in Wildon verboten
In Bewegung ist an der Schule, die auch einen musikalischen Schwerpunkt hat und in der auch auf die gesunde Ernährung sehr geachtet wird (Süßigkeiten etwa sind verboten), vieles: Da werden Buchstaben in der Koordinationsleiter gekerbt, wird beim Auswendiglernen mit Bällen jongliert oder findet der Sachunterricht während einer Runde um den Wildoner Schloßberg statt. „Die Kinder lieben diese Abwechslung“, sagt Maier, die natürlich auch stolz ist, als Pilotschule dabei zu sein.

Ein Modell auf drei Säulen

Seit Jahrzehnten wurde über die tägliche Turnstunde in Österreich diskutiert. Im Mai war es dann endlich soweit: Die Ministerien für Bildung und Sport gaben den Startschuss. In jedem Bundesland wurde eine Modellregion auserkoren, in der Steiermark ist der Bezirk Leibnitz. 130 Klassen und Kindergartengruppen machen mit - alle Kinder (bis zur 8. Schulstufe) haben garantiert vier Stunden Sport in der Woche. Die zum Stundenplan benötigten Mehrstunden organisieren die Sportverbände Askö, Asvö und Sportunion. Die Idee dahinter: Die Spezialisten aus den Bereichen Bewegung und Sport entlasten das Schulsystem. Herwig Reupichler, der Koordinator der Sportunion, erklärt: „Das Modell besteht aus zwei weiteren Säulen. Aus den Bewegungsinterventionen wie etwa die bewegte Pause oder Bewegungsteile im Unterricht. Säule drei ist für Kinder, die motorischen Defizite haben, für die gibt es Extraangebote.“

„Endlich bewegt sich was“, betont Union-Geschäftsführer Markus Pichler, „ein großer Schritt in die richtige Richtung ist getan“. Wo die Experten das Hauptproblem sehen? „Die Turnsaal-Kapazitäten reichen vielerorts einfach nicht aus. Wie brauchen in der Zukunft einfachere Infrastruktur wie etwa Traglufthallen.“

Leistungssteigerung bereits erkennbar
Welchen Mehrwert Sport und Bewegung haben, bringt die achtjährige Emma auf den Punkt: „Nach der Sportstunde fällt es mir immer viel leichter, aufzupassen und zu lernen.“ Wechselberger kann das nur bestätigen: „Es läuft derzeit in der Klasse perfekt. Die Stimmung ist toll, die Kinder sind motivierter und konzentrierter.“

Für Direktorin Christine Maier ist auch deswegen klar: „Die Volksschule Wildon steht voll und ganz zur täglichen Turnstunde.“

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