Fische und andere Lebewesen werden in heimischen Gewässern vom Strudel eines katastrophalen Artensterbens mitgerissen!
„Das Wandern ist der Fische Lust. Viele Arten ziehen durchs Wasser, um sich zu ernähren oder abzulaichen. Doch deren Weg wird massenhaft durch Dämme, Wehre, Schleusen und Durchlässe behindert. Unsere Gewässer und somit der Fischlebensraum sind zerstückelt. Allein in Europa gibt es mindestens 100.000 veraltete Hindernisse, die wichtige Migrationsrouten behindern“, zeigt sich Helmut Belanyecz vom Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz bestürzt.
Fischbestände um fast 100 Prozent eingebrochen
Bittere Bilanz, wie sie der jüngst publizierte „Living Planet Report“ penibel beschreibt: Besonders jene Süßwasserfische, die auf großen, langen Strecken flosseln, sind weltweit seit 1970 um durchschnittlich 76 Prozent zurückgegangen. Schlimmer noch: In Europa sind die Bestände um 97 Prozent eingebrochen. Manche Gewässer - vor allem im Alpenvorland - gelten bereits als völlig fischleer.
Dieses dramatische Artensterben zieht aber einen ganzen Rattenschwanz an weiteren Bedrohungen für rare Spezies nach sich. „Wir müssen uns auf eine der größten Umweltkatastrophen der vergangenen Jahrzehnte einstellen. Denn es geht nicht nur um die eine oder andere Äsche, sondern um Dutzende Tierarten, die im Wasser leben“, versucht Belanyecz neuerlich und wie ein Rufer in der (Wasser-)Wüste aufzurütteln.
Den Fischen setzen eine Vielzahl an Prädatoren wie der Fischotter, aber auch der Klimawandel zu. Denn vor allem Bachforellen brauchen kaltes Wasser. Dieses erwärmt sich aber immer mehr.
Der leidenschaftliche Fliegenfischer und Wiener Spitzenchirurg Johannes Leitgeb
Dramatisches Beispiel: die Flussperlmuschel. Diese braucht die Kiemen der Bachforellen, um dort ihre Larven abzulegen. Weil die besonderen Salmoniden Fischottern und anderen Prädatoren zum Opfer gefallen sind, gilt „Margaritifera margaritifera“ - so ihr zoologischer Name - in vielen Gewässern des Wald- und Mühlviertels bereits als ausgestorben. Dabei hatten sich die Bestände bereits so weit erholt, dass das wundersame Muscherl bereits von der Roten Liste gestrichen werden konnte. Doch diese Zeiten sind vorbei. Die Bachforelle selbst leidet zusätzlich darunter, dass sich ihre Biotope wegen der Erderwärmung erhitzen. Zwar versucht „Salmo trutta fario“ flussaufwärts in kühlere Bereiche ausweichen - doch irgendwann steht sie an.
Große Sorge um den Giganten der Donau
Jüngstes Opfer: der mächtige Huchen, auch als Donaulachs bezeichnet. Der imposante Fisch kann 150 Zentimeter lang und bis zu 30 Kilogramm schwer werden. Eine in Vorbereitung befindliche Studie mehrerer Wissenschafter unter Leitung des international gefragten Wildbiologen Klaus Hackländer zeichnet für den Giganten der heimischen Unterwasserwelt ein ähnlich düsteres Bild. Auch dem Huchen setzt der Klimawandel (Austrocknung der Flüsse etc.) zu.
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