Tamira Paszek ist in den vergangenen Jahren von vielen gesundheitlichen Problemen zurückgeworfen worden. Die mittlerweile 31-jährige Vorarlbergerin ist aktuell Nummer 492 im WTA-Ranking, doch der Auftritt beim Billie Jean King Cup hat gezeigt, dass sie immer noch Potenzial für weit mehr hat. Hält ihr Körper und hat sie auch das nötige Glück, dann könnte sich ihr Traum noch erfüllen: zurück auf die große Bühne - auch bei Grand-Slam-Turnieren. „Ich glaube an mich selbst und ich weiß, dass ich eigentlich auf diese Bühne gehöre!“
Gegen die launische Nummer 18 der Weltrangliste Jelena Ostapenko hätte es im Play-off-Länderkampf gegen Lettland schon fast eine Sensation gegeben: Paszek hatte u.a. zwei Matchbälle und vor allem eine gute Leistung gezeigt. Am zweiten Tag ließ sie der Nummer 300 der Welt nur fünf Games.
Die ehemalige Nummer 26 im WTA-Ranking aus Dornbirn spielt ein etwas anderes Tennis, als viele der „Hau-drauf-Generation“ von heute. „Ich habe immer variantenreich, immer gern Stopps oder Slice gespielt, was mich noch unterscheidet von der Generation heutzutage, wo viele hopp oder drop spielen.“ Sie spiele den Ball, mit der Betonung auf spiele, und mache noch mehr damit. Allen Unkenrufen und auch Rückschlägen zum Trotz hat sie sich mit bald 32 (6. Dezember) noch nicht abgeschrieben.
Was rundherum geredet wird, kümmert die einstige zweifache Wimbledon-Viertelfinalistin mittlerweile nicht mehr. „Die Zahl von Leuten, die wirklich an mich glauben, kann man wahrscheinlich an einer Hand abzählen. Wurscht, weil ich mache es für mich selbst“, sagte Paszek. Nach den Auftritten in Schwechat hat sie nun aber wohl mehr Schulterklopfer dazugewonnen. Und auch aus dem Team erhält sie viel Respekt. „Sie war drei Jahre lang verletzt. Es ist halt schwer, wenn man wirklich von Null anfängt. Es ist wahnsinnig schwierig, sich durch diese 15.000-Dollar-Turniere durchzuspielen“, kann ÖTV-Kapitänin Marion Maruska den Leidensweg Paszeks gut nachfühlen. „In den vergangenen Wochen hat sie auch einen Sprung in der Rangliste gemacht und bei den größeren Turnieren auch wieder Leute, die um die 200 stehen, geschlagen. Sie ist jetzt auch sehr fit, auch spielerisch wieder.“
Maruska stärkt Paszek den Rücken
Man könne Paszek wieder einiges zutrauen, wenn sie es wieder zu größeren Turnieren schafft. „Es ist schwierig, wenn man schon einmal so weit vorne war, nach so vielen Jahren die ganzen kleinen Turniere zu spielen. Sie braucht auch die große Bühne“, sagte Maruska. Auch Sinja Kraus, aktuell Nummer 197, sieht bei Paszek „definitiv wieder das Potenzial vorne mitzuspielen“. Nachsatz: „Wenn sie fit und gesund bleibt, viele Turniere spielt und auch ein bisschen Glück hat.“
Paszek, deren knappe Niederlage gegen Ostapenko dank ihres Einzelsieges sowie des Doppel-Erfolgs am Samstag letztlich ohne Bedeutung blieb, reist mit „einer Menge positiver Erinnerungen“ vom Team ab. Gerade die „Gänsehautmomente“ vor eigenem Publikum nehme sie mit. In den vergangenen Jahren hatte Paszek auch schon ein bisschen auf finanzielle Reserven zurückgreifen müssen und die Situation habe auch Unterstützung von zu Hause erfordert.
Probleme mit Long-Covid
Ein interessantes Detail verriet Paszek über Long-Covid-Auswirkungen nach ihrer zweiten Covid-Erkrankung Anfang August. „Ich habe bis heute mit Schwindel und dem Kreislauf zu kämpfen. Bei mir waren es wie so Ohnmachtsanfälle, mir wird immer wieder schwindlig, das sind Sachen, die ich davor nicht gehabt habe.“ Darum hat sie etwa auch in ihrem zweiten Einzel Tropfen und Eis bekommen. Über ähnlich lange Covid-Auswirkungen hatte übrigens auch Melanie Klaffner berichtet.
Paszek hat für 2023 seit Samstag auch den BJK-Cup im April eingeplant. Auf der Tour will sie im Jänner einsteigen. Möglicherweise in England, wenn der internationale Turnierplan feststeht.
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