Bei Kreditvergaben

Österreich spielt wieder mal den „Musterschüler“

Tirol
14.11.2022 09:23

Erstmals in seiner Funktion als Landeshauptmann und Finanzreferent nahm Tirols LH Anton Mattle (ÖVP) am Freitag am Treffen der „Landes-Säckelmeister“ in Wien teil. „Die Vorgaben für die Vergabe von Krediten an Private sind übertrieben“, meinte Mattle unter anderem. Das Thema Eigentum für junge Menschen spielte beim Treffen eine wesentliche Rolle.

Im Mittelpunkt des Treffens standen eigentlich die Finanzausgleichsverhandlungen für 2024. Doch aus Sicht der Bürger war ein anderes Thema weitaus wichtiger: die Kriterien für die Kreditvergabe beim Schaffen der eigenen vier Wände. Die sogenannte Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung (KIM-VO) der Finanzmarktaufsicht verunmöglicht nämlich vielen jungen Menschen in Österreich die Schaffung von Eigentum.

„Sparsame Menschen werden bestraft“
„Die maximale Beleihungsquote von 90 Prozent hat de facto einen Eigenmittelbedarf von 20 Prozent des Kaufpreises zur Folge. Dazu kommt eine Schuldendienstquote von maximal 40 Prozent, in der man in erster Linie sparsame Menschen bestraft“, zeigt Mattle auf. In der Praxis bedeutet diese Regelung, dass beim Ankauf einer 75-Quadratmeter-Wohnung um 400.000 Euro inklusive Nebenkosten der Käufer 80.000 Euro Eigenkapital mitbringen muss - was für viele junge Menschen fast unmöglich ist. LH Anton Mattle hat sich über diesen Umstand bereits bei den FMA-Vorständen und Finanzminister Magnus Brunner beschwert.

Anton Mattle von der Tiroler ÖVP (Bild: Birbaumer Christof)
Anton Mattle von der Tiroler ÖVP
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Ich bin fest davon überzeugt, dass diese Verordnung jungen Menschen in Tirol und Österreich die Zukunft verbaut.

LH Anton Mattle

Risiko von „dauerhaften Mietabhängigkeiten“
Bei der Konferenz in Wien legte Mattle noch einmal nach, wie er gegenüber der „Krone“ erklärt: „Ich bin fest davon überzeugt, dass diese Verordnung jungen Menschen in Tirol und Österreich die Zukunft verbaut. In meinen Augen riskieren wir mit dieser Regelung, dass der Eigentumsgedanke in unserer Gesellschaft komplett verloren geht und dauerhafte Mietabhängigkeiten entstehen. Das widerspricht dem Wunsch vieler jungen Tirolerinnen und Tiroler und auch meiner eigenen Überzeugung. Denn Eigentum zu schaffen ist die beste Vorsorge und verhindert nachweislich Altersarmut. Wenn wir zusätzlich zu den steigenden Grund- und Baupreisen auch die Kreditaufnahme verunmöglichen, wird die Schaffung von Eigentum kaum mehr möglich sein. Das kann und darf nicht das Ziel der Republik Österreich sein!“

„Massiv über das Ziel hinausgeschossen“
Die Vorgaben für diese FMA-Verordnung sind übrigens in Brüssel entstanden. Österreich ist aber – wieder einmal – der Musterschüler und noch einen Schritt weitergegangen. Hinter vorgehaltener Hand wird von „Gold Plating“ gesprochen. „Das heißt, dass wir als Republik Österreich wieder einmal weit über den europäischen Mindeststandards liegen. In meinen Augen hat die FMA in dieser Angelegenheit massiv über das Ziel hinausgeschossen“, sagt Landeshauptmann Mattle abschließend.

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