Einlagen in Gefahr

FTX-Kollaps: Fragen & Antworten zur Krypto-Pleite

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14.11.2022 13:14

Der Aufstieg der Kryptobörse FTX war phänomenal. In nicht einmal drei Jahren erreichte das Unternehmen eine Bewertung von 32 Milliarden Dollar (31 Milliarden Euro) und verwahrte Milliardenwerte im Auftrag seiner Kunden. Vor einer Woche stürzte die FTX-Gruppe wie ein Kartenhaus zusammen und meldete Insolvenz an.

Wie konnte es dazu kommen? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was ist FTX?
FTX ist eine Handelsplattform, über die Nutzer mit Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether handeln können, aber auch mit weit komplexeren Finanzprodukten. Das Unternehmen wurde im Mai 2019 von zwei Absolventen der US-Elite-Universität MIT, Sam Bankman-Fried und Gary Wang, gegründet und zählte im Februar 2022 bereits eine Million Kunden. Insbesondere Bankman-Fried, der im Netz mit seinen Initialen SBF auftritt, erreichte schnell den Status eines Krypto-Gurus. FTX wurde nicht nur von privaten Investoren genutzt, sondern auch von Hedgefonds und anderen professionellen Akteuren.

Was hat es mit Alameda Research auf sich?
Bankman-Fried hatte noch vor FTX im Oktober 2017 das Unternehmen Alameda Research gegründet, um aus Kursunterschieden beim Kryptohandel zwischen Asien und den USA Profit zu schlagen. Diese Arbitrage-Geschäfte nahmen immer größere Ausmaße an. Daher entschied sich „SBF“, mit FTX eine eigene Handelsplattform zu gründen. Die Verbindung zwischen FTX und Alameda ist im Detail aber undurchsichtig und soll zum FTX-Crash maßgeblich beigetragen haben.

Warum ist FTX pleite?
Zum einen steht der Verdacht im Raum, dass FTX Kundengelder in Höhe von zehn Milliarden US-Dollar veruntreut haben soll. Ein Großteil davon soll an Alameda geflossen sein. Das Unternehmen soll damit riskante Finanzwetten eingegangen sein. Verstärkt wurde die Liquiditätskrise des FTX-Konzerns durch den Wertverlust der eigenen Kryptowährung FTT, die einen erheblichen Teil der Einlagen ausmachte.

Noch kurz vor der Pleite wollte Rivale Binance FTX übernehmen. Doch daraus wurde nichts. (Bild: AFP)
Noch kurz vor der Pleite wollte Rivale Binance FTX übernehmen. Doch daraus wurde nichts.

Welche Rolle spielten dabei Binance und Changpeng „CZ“ Zhao?
Binance ist die weltweit größte Kryptobörse und ein Wettbewerber von FTX. In der Gründungsphase von FTX 2019 trat Binance-Chef Changpeng Zhao allerdings noch als Förderer und Investor von FTX auf. Doch mit dem Aufstieg von FTX kühlte auch das Verhältnis zwischen den beiden Krypto-Stars „SBF“ und „CZ“ ab. Binance gab im Sommer 2021 seine FTX-Anteile für umgerechnet rund zwei Milliarden US-Dollar zurück und erhielt im Rahmen dieses Deals auch FTT-Coins im Wert von über 500 Millionen Dollar. Als Binance vor gut einer Woche ankündigte, sich von seinen FTT-Beständen zu trennen, geriet die FTX-Hauswährung unter starken Druck. Es folgte wenig später der Insolvenzantrag von FTX und der Rücktritt von Sam Bankman-Fried als FTX-CEO.

Aber wollte „CZ“ nicht FTX vor einer Pleite bewahren?
Auf Twitter stellte Binance eine Rettung von FTX zumindest in Aussicht. Doch die Übernahme wurde bereits nach einem Tag abgeblasen. „Die Probleme übersteigen unsere Fähigkeit, zu helfen“, hieß es mit sarkastischem Unterton in einem Tweet. Viele Beobachter glauben, dass es einen Masterplan von „CZ“ gab, um den Untergang zu beschleunigen. Binance-Chef Changpeng Zhao hat dies entschieden dementiert.

Müssen FTX-Kunden um ihr Geld fürchten?
Ja, es ist möglich, dass sie sämtliche Einlagen verlieren. Das Ausmaß des Schadens wird davon abhängen, welche Assets noch vorhanden sind. Sorgen bereiten Anlegern auch Berichte, wonach nach dem Insolvenzantrag nicht alle noch vorhandenen Einlagen gesichert worden seien. Der Leiter der Rechtsabteilung des Unternehmens, Ryne Miller, sagte, dass FTX „Anomalien bei Wallet-Bewegungen im Zusammenhang mit der Konsolidierung von FTX-Guthaben über Börsen hinweg“ untersuche.

Für Nutzer von FTX besteht die reale Möglichkeit, all ihre Einlagen zu verlieren. (Bild: maxtrks28 - stock.adobe.com)
Für Nutzer von FTX besteht die reale Möglichkeit, all ihre Einlagen zu verlieren.

Was unternehmen Behörden?
FTX und Bankman-Fried werden in mehreren Ländern von Finanzaufsichtsbehörden und Strafverfolgern unter die Lupe genommen. Kompliziert wird der Fall, weil die FTX-Gruppe zwar eine Tochtergesellschaft in den USA betreibt, der Konzern aber in Antigua und Barbuda eingetragen ist und seinen Hauptsitz auf den Bahamas hat. Die Royal Bahamas Police teilte mit, Finanzermittler arbeiteten mit der Börsenaufsicht Bahamas Securities Commission zusammen, um mögliches kriminelles Verhalten zu untersuchen. Bankman-Fried hält sich dem Vernehmen nach noch auf den Bahamas auf.

Welche Auswirkungen gibt es auf Kryptowährungen wie Bitcoin?
Für den Kryptomarkt sind die Vorgänge rund um FTX ein Schock. Zwar sind die Anleger allerlei Skandale gewohnt, der FTX-Crash aber trifft den Markt in einer heiklen Phase: Seit einiger Zeit steigen weltweit die Zinsen, weil Notenbanken gegen die hohe Inflation vorgehen. Einige Zentralbanken beginnen zudem, in der Krise geschaffenes Geld aus den Märkten zu ziehen. Steigende Zinsen und sinkende Liquidität schaden besonders riskanten Finanzanlagen, zu denen Digitalwährungen zählen. Entsprechend sind Bitcoin, Ether und andere Kryptoanlagen durch die FTX-Krise weiter unter Druck geraten. Allein der Bitcoin hat zuletzt knapp ein Viertel seines Werts auf etwa 16.000 Dollar verloren. Zu Wochenbeginn konnte er sich etwas erholen.

Welche Folgen könnte die FTX-Pleite für die Kryptoregulierung haben?
Grundsätzlich befeuert jeder Finanzskandal die Rufe nach einer stärkeren Regulierung. Behörden wie die deutsche Bafin und die großen Notenbanken treten seit langem dafür ein. Am Montag sprach sich etwa der Chef der japanischen Zentralbank, Haruhiko Kuroda, für eine strengere Regulierung aus. Allerdings ist der Weg dorthin steinig, wie eine Studie des Internationalen Währungsfonds (IWF) zeigt: Demnach ist die Kryptobranche nicht nur ein sich besonders schnell entwickelnder Bereich. Auch sei die Datenlage für eine stringente Regulierung löchrig, die relevanten Marktteilnehmer seien äußerst zahlreich, schreiben Aditya Narain und Marina Moretti vom IWF. Nationale Bemühungen seien zudem sehr unterschiedlich, die weltweite Krypto-Regulierung entsprechend zersplittert.

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