Unvergessene Legende

Vor 30 Jahren starb unser „Wödmasta“ Ernst Happel!

Fußball International
14.11.2022 16:26

Kaum zu glauben, aber doch wahr: 30 Jahre ist es bereits her, dass Österreich IHN an den Tod verloren hat! Heute vor 30 Jahren, am 14. November 1992, erlag Ernst Happel, seines Zeichens einer unserer größten Fußballer und vor allem unser größter Trainer aller Zeiten, in der Innsbrucker Universitätsklinik einem langwierigen Krebsleiden. Auch wenn er sich weder als Spieler (Rang 3) noch als Trainer (Rang 2) jemals über den Gewinn eines Weltmeister-Titels freuen durfte, wurde er doch bereits zu Lebzeiten „Wödmasta“ gerufen ...

Als Spieler zählte Happel in seinen Glanzzeiten zur erweiterten Weltklasse, zur Legende wurde er aber erst als Coach. Vor allem in den 1970er- und 1980er-Jahren erarbeitete sich Happel den Ruf eines absoluten Spitzentrainers, der von Erfolg zu Erfolg eilte - und das mit einer äußerst knorrigen Art. In seiner Zeit als Kicker war der Wiener Vergnügungen abseits des Platzes alles andere als abgeneigt, als Trainer führte er ein strenges Regiment. Er achtete stets auf den Zapfenstreich, duldete Widerspruch nur äußerst ungern und galt nicht gerade als Betreuer mit außergewöhnlicher psychologischer Einfühlsamkeit.

Und dennoch - oder gerade deshalb - war Happel ein Garant für Triumphe. Er nahm Anleihen am damals revolutionären niederländischen „Totaalvoetbal“ und gilt als Wegbereiter der Abseitsfalle. Pressing spielten seine Mannschaften schon Ende der 1960er-Jahre. Auch aus diesem Grund reicht sein Einfluss bis in die heutige Zeit. Happel wurde im Zusammenhang mit seinen taktischen Ideen, aber auch mit seinem oft einsilbigen Auftreten zum Trainer-Vorbild für viele seiner Ex-Spieler.

Begonnen hatte alles beim SK Rapid, wo er bereits als 13-Jähriger landete. Mit den Hütteldorfern schaffte Happel als Spieler sechs Meistertitel, einen Cup-Sieg und 1951 den Erfolg im damals prestigeträchtigen Zentropacup, mit der Nationalmannschaft 51 Länderspiele sowie die WM-Teilnahmen 1954 (Rang drei) und 1958. Unvergessen sind seine drei Tore zum 3:1-Heimsieg gegen Real Madrid im Meistercup. 1959 ließ er nach einem eineinhalbjährigen Intermezzo bei Racing Club Paris seine Karriere bei Rapid ausklingen. Der Spieler Happel hätte den Trainer Happel wohl zur Weißglut gebracht.

Als sogenannter „Stopper“ gönnte sich der begeisterte Kartenspieler und Casino-Besucher regelmäßig Ausflüge in die Offensive, brachte als letzter Mann den Ball auch gern mit dem Hintern unter Kontrolle oder prüfte seinen Goalie und engen Freund Walter Zeman mit Schüssen aufs eigene Tor. 1959 übernahm der wegen seiner Ähnlichkeit zu einem türkischen Schauspieler „Aschyl“ genannte Happel bei Rapid das Amt des Sektionsleiters. Ein Jahr später wurden die Grün-Weißen Meister, wieder ein Jahr darauf gewannen sie den Cup und drangen im Meistercup bis ins Semifinale vor.

Mit Happels Engagement bei ADO Den Haag von 1962 bis 1968 nahm seine Trainerkarriere so richtig Fahrt auf. Es folgten Stationen bei Feyenoord (1968 - 1973), FC Sevilla (1973 - 1974), Club Brügge (1974 - 1978), dem Nationalteam der Niederlande (1978), Harelbeke (1979), Standard Lüttich (1979 - 1981), Hamburger SV (1981 - 1987) und FC Tirol (1987 - 1991). Am Ende seiner Klub-Laufbahn hielt der Kettenraucher bei damals unerreichten 18 Titeln. Dazu zählten Triumphe im Meistercup (1970 mit Feyenoord und Franz Hasil, 1983 mit dem HSV) sowie zwei Meistertitel in den Niederlanden mit Feyenoord, drei Meistertitel in Belgien mit Brügge, zwei Meistertitel in Deutschland und zwei in Österreich. 1970 gewann er mit Feyenoord auch den Weltcup.

1978 wäre Happel zudem seinem Spitznamen „Wödmasta“ beinahe gerecht geworden. Im WM-Finale mit den Niederlanden gegen Argentinien traf Rob Rensenbrink beim Stand von 1:1 kurz vor Ende der regulären Spielzeit nur die Stange, die Südamerikaner setzten sich schließlich in der Verlängerung mit 3:1 durch. Sein zweites Teamchef-Engagement und gleichzeitig seine letzte Tätigkeit als Trainer führte Happel mit Jahresbeginn 1992 zum ÖFB. Mit dem Nationalteam brachte er es in neun Länderspielen auf zwei Siege, drei Remis und vier Niederlagen, ehe er am 14. November in der Innsbrucker Universitätsklinik wenige Tage vor seinem 67. Geburtstag verstarb.

Das letzte Spiel auf der Bank erlebte der von einer Krebserkrankung schon schwer gezeichnete Starcoach am 28. Oktober 1992 beim 5:2 in der WM-Qualifikation gegen Israel - in jenem Stadion, das seit Ende 1992 seinen Namen trägt.

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(Bild: KMM)



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