Nord-Stream-Sabotage
Satellitendaten zeigen „dunkle Schiffe“ nahe Lecks
Dass es sich bei den Ende September aufgetretenen gleich vier Lecks an den Gasleitungen Nord Stream 1 und Nord Stream 2 um zeitgleiche Unfälle gehandelt hat, glaubt wohl niemand. Die Behörden mehrerer Länder gehen von einem politischen Sabotageakt aus. Diese Theorie wird nun auch durch neue Satellitendaten erhärtet, bei deren Auswertung zwei sogenannte Dark Ships (Dunkle Schiffe) in der Nähe der Lecks entdeckt wurden …
Wie die US-Computerzeitschrift „Wired“ in ihrer Online-Ausgabe berichtet, hat ein US-Unternehmen namens SpaceKnow kurz vor den mutmaßlichen Sabotageakten offenbar zwei „Dunkle Schiffe“ in der Nähe der beiden Gaspipelines in der Ostsee entdeckt, deren automatisches Identifizierungssystem AIS abgeschaltet war.
Dass die Schiffe, die laut Angaben von SpaceKnow etwa 130 bzw. rund 95 Meter lang waren, offensichtlich ihrer Routen bzw. ihre jeweiligen Standorte verschleiern wollten, sei verdächtig, erklärte der Geschäftsführer der Firma, Jerry Javornicky, gegenüber „Wired“. Man habe die Daten daher auch an die NATO übermittelt, sagte er.
Laut Javornicky waren die besagten Schiffe nur wenige Tage, bevor die Pipelines durch Explosionen zerstört wurden, im näheren Umkreis der Leckstellen unterwegs. Insgesamt, so zeigen die Satellitendaten, seien 25 Schiffe dort unterwegs gewesen, aber nur zwei, die ihren AIS-Tracker ausgeschaltet hatten, berichtet „Wired“.
„Sie hatten ihr AIS ausgeschaltet, was bedeutet, dass es keine Informationen über ihre Bewegung gab. Und sie versuchten, ihre Standortinformationen und andere allgemeine Informationen vor der Welt verborgen zu halten“, wird Javornicky in dem Computer-Magazin zitiert.
Die Entdeckung, die SpaceKnow bei der Analyse von Aufnahmen mehrerer Satelliten gemacht hat, dürfte die Spekulationen über die Ursache der Explosionen weiter befeuern. Mehrere Staaten, die den Vorfall untersuchen, glauben, dass die Pipelines Nord Stream 1 und 2 von einer Reihe von Explosionen erschüttert worden sind. Verdächtigt wird vor allem Russland.
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System sorgt für Identifizierung von Schiffen
Das Automatic Identification System (AIS) sorgt auf den Weltmeeren für die Identifizierung der Schiffe. Das automatische Erkennungssystem übermittelt Daten wie die eindeutige Kennung, Geschwindigkeit, Kurs, Position, Rufzeichen usw. an das Kartenanzeige- und Informationssystem (ECDIS). Es wurde im Dezember 2000 von der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) als verbindlicher Standard angenommen.
Die mit dem AIS erhobenen Daten werden verwendet, um die Bewegungen von Frachtern, Tankern oder Fischkuttern zu verfolgen, um die Navigation zu verbessern, Kollisionen zu vermeiden und den Schiffsverkehr in überlasteten Gebieten zu regeln sowie um Schiffe in Seenot zu identifizieren.
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