Bei einem russischen Raketenangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew und Umgebung sind offiziellen Angaben zufolge zwei Wohnhäuser beschädigt worden. „Mehrere Raketen hat die Luftabwehr über Kiew abgeschossen“, schrieb Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko am Dienstag im Nachrichtenkanal Telegram. Insgesamt seien allein über dem Stadtgebiet vier Raketen abgeschossen worden. Mindestens die Hälfte der Bewohner sei ohne Strom, erklärte Klitschko.
Ein Video von einem brennenden fünfstöckigen Wohnhaus wurde vom stellvertretenden Präsidialamtschef Kyrylo Tymoshenko auf Telegram gepostet (siehe oben). „Die Gefahr ist noch nicht gebannt. Bleiben Sie in den Unterkünften“, warnte Tymoshenko. Laut „Kyiv Independent“ wurden drei Häuser getroffen. Bei dem Angriff auf Kiew kam Klitschko zufolge mindestens eine Person ums Leben. Eine Leiche sei aus einem Wohngebäude in dem Bezirk Petschersk gezogen worden. In dem Bezirk befinden sich auch der Sitz des Präsidenten und mehrere Regierungsgebäude. Rettungskräfte seien vor Ort.
Luftalarm im ganzen Land
Es ist das erste Mal seit mehr als zwei Wochen, dass russische Streitkräfte die ukrainische Hauptstadt beschießen. Es gibt zudem auch Berichte über Einschläge im Umland von Kiew, sowie über Angriffe in den Gebieten Odessa, Tscherkassy, Kirowohrad, Chmelnyzkyj, Charkiw und Dnipropetrowsk. Auch in Lwiw (Lemberg) im Westen der Ukraine gab es Explosionen. Zwischenzeitlich wurde im gesamten Land Luftalarm ausgerufen. Ukrainischen Medienberichten zufolge wurden die Raketen über dem Kaspischen Meer abgefeuert.
NATO: Russland nicht unterschätzen
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg warnte unterdessen davor, Russlands militärische Fähigkeiten nach den jüngsten Niederlagen zu unterschätzen. „Wir haben gesehen, dass Russland bereit ist, hohe Verluste in Kauf zu nehmen“, sagte der Norweger am Rande eines Treffens der EU-Verteidigungsminister in Brüssel. Moskau verfüge über beträchtliche militärische Fähigkeiten. Zudem gehe Russland brutal gegen Zivilisten vor. „Wir müssen die Ukraine so lange unterstützen, wie es nötig ist.“
Die ukrainische Armee hat in der vergangenen Woche einen großen Erfolg verbucht: Nach erfolgreichen Gegenoffensiven zogen sich die Russen im südlichen Gebiet Cherson aus der gleichnamigen Gebietshauptstadt und weiteren Orten auf der rechten Seite des Dnipro zurück. Nach militärischen Rückschlägen und dem Rückzug aus gut der Hälfte der eroberten Gebiete setzt Moskau verstärkt auf Schläge zur Ausschaltung der Stromversorgung.
Durchhalteappell von Selenskyj
Nach den Angriffen am Dienstag, die nach Kiewer Militärangaben etwa 100 Raketen und Marschflugkörper umfassten, hat der Ukraine hat Präsident Wolodymyr Selenskyj den Durchhaltewillen seines Landes bekräftigt. Der Feind werde sein Ziel nicht erreichen, sagte der 44-Jährige in einer Videobotschaft am Dienstag. Alles werde repariert und die Stromversorgung wieder hergestellt, sicherte der Staatschef zu. Gleichzeitig lobte er mit geballter Faust die Ukrainer: „Ihr seid Prachtkerle!“
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