Wegen Terroranschlag
Türkisches Militär geht wieder gegen die PKK vor
Das türkische Militär geht wieder gegen die Arbeiterpartei Kurdistans PKK vor. 881 Menschen sind laut dem dortigen Innenministerium an dem Einsatz beteiligt. Aus Sicht der Regierung ist die verbotene Partei für den Terroranschlag am vergangenen Sonntag in Istanbul verantwortlich.
Die aktuelle Operation ziele darauf ab, „Terroristen zu neutralisieren“, die in der Region Zuflucht suchten, sagten Vertreterinnen und Vertreter des türkischen Innenministeriums. Das Militär geht in den östlichen Provinzen des Landes sowie im Nordirak regelmäßig gegen die PKK vor. Bei dieser handelt es sich um eine kurdische Untergrundorganisation mit sozialistischer Ausrichtung, die für die politische Autonomie kurdisch besiedelter Gebiete kämpft. Ihr militärischer Arm verübte Anschläge auf militärische, aber auch zivile Ziele.
Für den Anschlag am Sonntag auf der belebten Einkaufsstraße Istiklal in Istanbul will die Gruppe jedoch nicht verantwortlich sein. Auch die syrische Kurdenmiliz YPG und deren politischer Arm PYD, die alle als „Terrororganisationen“ eingestuft sind, dementierten die Verantwortung für den Anschlag. Zuvor hatte eine festgenommene Syrerin laut den Behörden berichtet, Verbindungen zu den Parteien zu haben. Ihr wird vorgeworfen, die Bombe platziert zu haben, die sechs Menschen tötete und 80 weitere verletzte.
Kurden sprechen von „Manipulation“
„Der Versuch des faschistischen Staates (...), diesen Angriff unserer Bewegung in die Schuhe zu schieben und zu behaupten, er sei von Rojava aus verübt worden, ist eine höchst bewusste Manipulation (...) Es ist sehr offensichtlich, dass die AKP-MHP (Wahlbündnis Volksallianz Türkei unter Minister Erdogan, Anm.) darauf abzielt, das notwendige Umfeld für eine Invasion zu schaffen (...)“, hieß es am Dienstag in einer Stellungnahme der Union der Gemeinschaften Kurdistans (KCK), der zivilen Dachorganisation der PKK.
Eine ähnliche Theorie hat auch Ewa Ernst-Dziedzic, außenpolitische Sprecherin der Grünen. Die Anzeichen würden sich mehren, dass der türkische Präsident Tayyip Recep Erdogan „den furchtbaren Terroranschlag in Istanbul als konstruierte Rechtfertigung dafür heranziehen könnte, abermals die Autonome Kurdenregion in Nordostsyrien beziehungsweise kurdische Regionen im Nord-Irak anzugreifen“, sagte sie am Dienstag in einer Aussendung. Noch bevor die Ermittlungen richtig begonnen hätten, hätte die türkische Polizei gleich einen vermeintlichen Tathergang präsentiert.
Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu wurden mittlerweile 50 Menschen im Zusammenhang mit dem Anschlag in Istanbul festgenommen.
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