USA haben Hinweise
Einschlag in Polen: Rakete wohl aus der Ukraine
Nach der Explosion in Polen, bei der zwei Menschen getötet wurden, haben die USA Hinweise darauf, dass es sich bei dem Geschoss um eine Flugabwehrrakete aus der Ukraine handelt. US-Präsident Joe Biden teilte diese Information am Mittwoch bei einem Treffen mit anderen Staats- und Regierungschefs von NATO- und G7-Staaten auf Bali mit. Es soll sich um eine Rakete des Systems S-300 gehandelt haben.
Nach der Explosion nahe der ukrainischen Grenze im Dorf Przewodow gab es zunächst den Verdacht, dass die Rakete aus Russland stamme. Moskau dementierte dies. In Polen wurde der Ausnahmezustand ausgerufen. Ein Teil der Streitkräfte wurde in erhöhte Bereitschaft gesetzt.
Biden verspricht weitere Untersuchungen
Wie nun bekannt wurde, soll es sich um eine Rakete des Systems S-300 gehandelt haben. Dieses Geschoss sowjetischer Bauart ist ein wesentlicher Bestandteil der ukrainischen Flugabwehr. „Ich möchte das nicht sagen, bevor wir es nicht vollständig untersucht haben, aber angesichts der Flugbahn ist es unwahrscheinlich, dass sie von Russland abgefeuert wurde“, erklärte der US-Präsident. „Ich werde dafür sorgen, dass wir genau herausfinden, was passiert ist“, versprach Biden nach einem Krisentreffen am Rande des G20-Gipfels. Die Untersuchung sei allerdings noch nicht abgeschlossen.
Moskau wird trotzdem verantwortlich gemacht
Am G20-Gipfel hieß es trotz der jüngsten Erkenntnisse, dass Russland mit seinem Beschuss der Ukraine Verantwortung für den Vorfall in Polen trage - selbst dann, wenn es sich tatsächlich um eine ukrainische Abwehrrakete gehandelt haben sollte. Der polnische Präsident Andrzej Duda reagierte nach dem Vorfall vorsichtiger und betonte, dass es noch nicht klar sei, woher das Geschoss stamme. Er erklärte, dass es „höchstwahrscheinlich“ aus russischer Fertigung stamme. Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki bat ebenfalls um „Zurückhaltung und Umsicht“. „Ich rufe alle Polen auf, angesichts dieser Tragödie ruhig zu bleiben“, erklärte Morawiecki. Man habe jedoch die Überwachung des Luftraums verstärkt, so der Ministerpräsident.
Im polnischen Außenministerium war man kurz nach der Explosion überzeugt, es handle sich um eine Rakete aus russischer Fertigung. Außenminister Zbigniew Rau bestellte den russischen Botschafter ein und forderte „unverzügliche, umfassende Erklärungen“.
Frankreich warnte vor voreiligen Schlüssen - es müsse mit „größter Vorsicht“ erörtert werden, wer das Geschoss abgefeuert habe. „Viele Länder verfügen über die gleiche Art von Waffen, sodass die Identifizierung des Raketentyps nicht unbedingt Aufschluss darüber gibt, wer dahintersteckt“, gab das Büro von Präsident Emmanuel Macron am Mittwoch zu bedenken und warnte vor „erheblichen Risiken einer Eskalation“.
Kiew: „Russland verbreitet Verschwörungstheorie“
Weder Russland noch die Ukraine wollen mit dem Raketeneinschlag etwas zu tun haben. Moskau ortete eine „gezielte Provokation“, nachdem behauptet wurde, es handle sich um russische Raketen. Man habe keine Ziele im ukrainisch-polnischen Grenzgebiet beschossen, so das Verteidigungsministerium. Die in Medien veröffentlichten Trümmerteile hätten nichts mit russischen Waffensystemen zu tun. Auch die Ukraine dementierte, dass es sich um eine ihrer Raketen handle. „Russland verbreitet nun eine Verschwörungstheorie, dass es angeblich eine Rakete der ukrainischen Luftabwehr war, die auf Polen niederging“, so Außenminister Dmytro Kuleba auf Twitter.
Die NATO-Botschafter treffen sich am Mittwochvormittag zu einer Krisensitzung „auf Basis von Artikel 4 des NATO-Vertrags auf Bitten Polens“, wie es hieß. Die Passage besagt, dass Mitglieder des Militärbündnisses einander konsultieren, wenn beispielsweise die Sicherheit eines Mitglieds bedroht ist.
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