Der letzte sogenannte „Restaurantbär“ in Albanien wird nach Österreich gebracht, um dort endlich ein artgemäßes Leben zu führen: Braunbär „Mark“, der seit mehr als 20 Jahren auf Beton in einem kleinen Käfig neben einem Restaurant in Tirana dahinvegetieren muss, wird von der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ gerettet - der Einsatz ist für Anfang Dezember geplant. Auch die „Krone Tierecke“ konnte sich einst vor Ort vom Leid der albanischen Bären überzeugen.
„Wir freuen uns riesig, dass wir bald einen neuen, vierten Bewohner in unserem Bärenwald begrüßen dürfen. Mit ‘Mark‘ wird auch das schreckliche Kapitel der Restaurantbären in Albanien beendet. Wir können ihm ein bärengerechtes Zuhause bieten und setzen alles daran, ihm noch einen schönen Lebensabend zu ermöglichen“, sagt Sigrid Zederbauer, Betriebsleiterin des Bärenwaldes Arbesbach.
„Mark“ ist 24 Jahre alt. Sein Käfig ist viel zu klein und bietet keinerlei Möglichkeiten, natürliches Verhalten auszuleben; das Tier ist sowohl Hitze als auch Schlechtwetter seit Jahrzehnten schutzlos ausgeliefert. Außerdem hat er keinerlei Rückzugsmöglichkeit und ist ständig den Blicken der Restaurantbesucher ausgesetzt. Eine Winterruhe, wie es physiologisches Bedürfnis von Bären ist, konnte er nie machen.
‘Marks‘ Zähne sind teilweise gebrochen, wahrscheinlich deshalb, weil er regelmäßig auf den Stahlstangen seines Käfigs kaut.
Sigrid Zederbauer, Betriebsleiterin des Bärenwaldes Arbesbach
Die allgemeine Gesundheit des Bären ist aufgrund der schlimmen Haltungsbedingungen dementsprechend schlecht. Zederbauer: „‘Mark‘ ist schwer übergewichtig, da er mit völlig ungeeigneten Nahrungsmitteln gefüttert wird und sich nur eingeschränkt bewegen kann. Er zeigt auch Bewegungsprobleme, die eine weitere medizinische Untersuchung erfordern. Seine Krallen sind durch das ständige Gehen auf Beton stark abgenutzt.“
Keine legalen Papiere für „Mark“
Die Haltung des Bären ist auch in Albanien illegal. Denn Privatpersonen dürfen zwar Bären halten, diese dürfen allerdings nicht der Wildnis entnommen werden. Der Eigentümer von „Mark“ konnte jedoch keine Dokumente vorlegen, die eine legale Herkunft beweisen. „Mark“ wurde deshalb bislang nicht von den Behörden konfisziert, weil es in Albanien keine geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten oder Schutzzentren gibt.
„Vier Pfoten“ konnte mit dem Angebot, den Bären zu übernehmen, den Behörden aus dieser Verlegenheit helfen“, erklärt Zederbauer. Noch im Jahr 2016 gab es in Albanien über 30 Bären, die in erbärmlichen Verhältnissen bzw. in kleinen Käfigen neben Restaurants oder Hotels leben mussten. Dank „Vier Pfoten“ und anderen Tierschutzorganisation konnten die meisten von ihnen gerettet und in ausländische Schutzzentren gebracht werden.
Keine „Restaurantbären mehr in Albanien
“Mark„ ist nun nach allgemeinem Wissenstand und auf Basis der fundierten Recherche von “Vier Pfoten„ der letzte Bär, der unter solchen Bedingungen lebt. Seine Rettung ist daher ein echter Meilenstein. Die Tierschützer wollen sich auch weiterhin in Albanien dafür einsetzen, dass die private Haltung von Bären gänzlich verboten wird. “Keiner Privatperson sollte es erlaubt sein, einen Bären oder ein anderes Wildtier zu halten. Wir bleiben daher in intensivem Austausch mit der Regierung in Tirana, um dieses Ziel eines Verbots letztendlich auch zu erreichen", so Sigrid Zederbauer.
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