Bei einem internationalen Großschlag von Polizeikräften ist einem ganzen Netzwerk aus Internet- und Telefonbetrügern, die meist mit der Masche „Falscher Polizist“ operierten, das Handwerk gelegt worden. Der hochorganisierten Tätergruppe aus Indien waren etliche Österreicher zum Opfer gefallen. Der Schaden allein hierzulande betrug rund 2,7 Millionen Euro!
In einer einzigartigen „pankontinentalen Kollaboration“ sei es der Polizei gelungen, sowohl den Web-Betrügern als auch der dahinterliegenden organisierten Kriminalität einen empfindlichen Schlag zu versetzen, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung des Bundeskriminalamts (BK). Durch Ermittlungen des BK, von Interpol und der indischen Polizeibehörde CBI (Central Bureau of Investigations) wurde in Neu-Delhi ein Callcenter ausfindig gemacht und zerschlagen, von dem aus weltweit Telefonbetrug begangen worden war.
Betrugsmodus „Falscher Polizist“ weitverbreitet
Europaweit nehmen Internetbetrügereien - u.a. mit dem Modus „Falscher Polizist“ - stark zu. Betrüger geben sich am Telefon als Polizisten aus und verleiten Opfer zur Herausgabe von Geld und Wertgegenständen. Die Betrüger geben sich hierbei oft als die örtliche Polizei aus, es meldet sich aber auch immer öfter ein fingierter Interpol- oder Europol-Agent am Telefon. In Österreich entstand so bereits Schaden in Millionenhöhe!
Ein Opfer in Österreich bekam Mitte September einen derartigen Anruf. Es hieß, die Identität des Opfers sei gestohlen worden und nun solle Geld transferiert werden. Das Opfer habe richtig reagiert und den Vorfall auf einer Polizeiinspektion gemeldet, berichtete das BK. Betrugsspezialisten wurden auf den Fall aufmerksam. Im Zuge der Ermittlungen stellte ein Informant dem BK höchst brisantes Video- und Audiomaterial aus diesem Callcenter zur Verfügung. „Die Spur der Telefonbetrüger konnte bis nach Neu-Delhi in Indien zurückverfolgt werden“, hieße es in der Aussendung des BK.
Die erfolgreiche, Kontinente überspannende polizeiliche Zusammenarbeit zwischen Österreich und Indien in diesem Fall zeigt, dass kein Krimineller außerhalb der Reichweite von Interpols globalem Netzwerk liegt.
Jürgen Stock, Interpol-Generalsekretär
Zahlreiche Festnahmen bei Zugriff
Aufgrund der Informationen aus Wien konnten die Behörden in Indien eigene Ermittlungen aufnehmen. Im Zuge der Operation „Haechi“ gelang es dem CBI, in dem Callcenter mehrere Verdächtige festzunehmen und zahlreiches elektronisches Beweismaterial sicherzustellen. Auch drei Köpfe dieser kriminellen Bande seien gefasst worden, hieß es seitens des BK. Allein in Österreich gab es 1100 Anzeigen und 387 Opfern.
Hier fand der Zugriff der indischen Behörden in Neu-Delhi statt:
Der Zugriff durch indische Behörden fand bereits Ende September statt. In Österreich laufen die Ermittlungen in enger Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Wien. Aus kriminalanalytischer Sicht könne daher davon ausgegangen werden, dass dieses Callcenter allein sämtliche Straftaten nach dem Sub-Modus „Englischsprachiger Agent“ in Österreich begangen habe, hieß es weiter.
„Mut zu haben, aufzulegen“
Generell sei der Modus des „Falschen Polizisten“ aber weiterhin stark verbreitet und führt weiterhin wöchentlich zu enormen Schäden bei der Zivilbevölkerung, warnte das Bundeskriminalamt. An die Bevölkerung appellierte BK-Direktor Andreas Holzer, bei Anrufen dieser Art „den Mut zu haben, aufzulegen“. Danach gelte es, die österreichische Polizei zu verständigen und auch das eigene Umfeld über die Betrugsmasche aufzuklären.
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