Eher „Einkaufszettel“

COP27: Experten erwarten nur schwaches Ergebnis

Ausland
17.11.2022 11:36

Die Verhandlungen auf der Weltklimakonferenz COP27 gehen mit nur vagen Absichtserklärungen in die finale Runde. Donnerstagfrüh kursierte in Ägypten ein 20 Seiten umfassendes „Non Paper“, das als Entwurf für den Abschlusstext dienen soll. Ausgesprochen unüblich ist es, dass zu diesem Zeitpunkt erneut nur Stichworte zu den einzelnen Themen festgehalten werden und kein echter Entwurfstext präsentiert wird. Experten erwarten kein ambitioniertes Ergebnis.

Eigentlich enden Klimakonferenzen offiziell Freitagabend. Beobachter rechnen aber bereits fix damit, dass es in diesem Jahr erneut in eine Verlängerung geht. Die ägyptische Präsidentschaft hatte eine Abschlusskonferenz zunächst für Samstagabend angesetzt. Donnerstagmittag war auf Beamtenebene eine neue Verhandlungsrunde angesetzt.

Staaten müssen sich auf jeden Beistrich einigen
Das Ringen um den Entwurfstext ist stets hart. Die knapp 200 verhandelnden Staaten müssen sich im Konsens auf jeden Beistrich einigen. Jedes Land hat zudem ein Veto-Recht, unabhängig von der Größe. Während der Globale Süden auf deutlich größere Finanzhilfen, etwa für durch die Klimakrise entstandene Schäden („Loss and Damage“) drängt, wollen manche große Industriestaaten den Ausstieg aus fossilen Energieträgern nicht einmal erwähnt wissen.

Vier Billionen Euro in Erneuerbare Energien investieren
Im aktuellen Entwurf kommen fossile Energien nur einmal vor: Es wird betont, wie wichtig es sei, den Anteil Erneuerbarer Energien auf allen Ebenen zu erhöhen. Die Länder werden demnach gebeten, „die anhaltenden Bemühungen, die Maßnahmen zur Verringerung aus der unverminderten Kohleverstromung zu beschleunigen und ineffiziente Subventionen für fossile Brennstoffe auslaufen zu lassen“, hieß es. Insgesamt müssten bis 2030 weltweit rund vier Billionen Euro jährlich in Erneuerbare Energien investiert werden.

Das - von vielen Experten geforderte - dezidierte Aus für alle fossilen Energien schaffte es erneut nicht in den Entwurf. Die Wissenschaft sagt deutlich, dass das Einhalten des 1,5-Grad-Ziels nur möglich sei, wenn der Ausstieg aus allen fossilen Energieträgern erfolgt, also aus Öl, Gas und Kohle. Bereits bei der COP im Vorjahr in Glasgow gab es große Kämpfe um jene Formulierung. Industriestaaten, die stark auf fossile Energien bauen, setzten sich damals im letzten Moment noch durch und schwächten den Text ab.

„Tiefes Bedauern“ für Entwicklungsländer
Im Entwurf wird „tiefes Bedauern“ darüber zum Ausdruck gebracht, dass Entwicklungsländer, die die finanziellen und technologischen Mittel hätten, um ihre Treibhausgase zu reduzieren, hinter ihren Möglichkeiten zurückblieben.

Ein Klimaaktivist, der den Schuldenerlass für Entwicklungsländer fordert (Bild: APA/AFP/MOHAMMED ABED)
Ein Klimaaktivist, der den Schuldenerlass für Entwicklungsländer fordert

Experten sprachen Donnerstagfrüh eher von einem „Einkaufszettel“ der einzelnen Staaten, als einem ambitionierten Entwurfstext. Im Bezug auf die Klimafinanzierung wird auf eine „wachsende Lücke“ zwischen dem Bedarf von Entwicklungsländern, besonders wegen der bereits spürbaren Auswirkungen der Klimakrise, und der Höhe der tatsächlichen Hilfestellungen hingewiesen. Auf einen der Schwerpunkte der Konferenz, der von Entwicklungsländern geforderten Einrichtung eines Fonds für gefährdete Länder, um die durch globale Erwärmung verursachten „Verluste und Schäden“ („Loss and Damage“) auszugleichen, wird nur hingewiesen.

Von konkretem Geldtopf war nichts zu lesen
Im Text wird auf die „dringende Notwendigkeit, die Klimaschutzmaßnahmen und die Bereitstellung von Unterstützung für die Bewältigung des Klimawandels in den Bereichen Abschwächung, Anpassung sowie Verluste und Schäden zu beschleunigen und zu verstärken“ hingewiesen. Nur so könnten die Klimaziele der Pariser Vereinbarung erreicht werden. Von einer konkrete oder verpflichtenden Einsetzung eines solchen Geldtopfes war nichts zu lesen.

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Das klare Ende von Kohle, Öl und Gas, sowie ein Bekenntnis zu einem Finanzierungstopf für Schäden und Verluste müssen Eingang in das Papier finden.

Klima- und Energieexpertin Jasmin Duregger

Scharfe Kritik am Stand der Verhandlungen kommt von Greenpeace. „Es ist absolut inakzeptabel, wenn am Ende einer zweiwöchigen Klimakonferenz nur bereits beschlossene Entscheidungen wiederholt werden. Die Abschlusserklärung von Sharm El-Sheikh muss die Klimaschutzbestrebungen hochschrauben“, sagte Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin der Umweltorganisation in Österreich der APA. „Das klare Ende von Kohle, Öl und Gas, sowie ein Bekenntnis zu einem Finanzierungstopf für Schäden und Verluste müssen Eingang in das Papier finden.“ Alles andere sei verantwortungslos jenen Millionen Menschen gegenüber, die bereits heute ihre Heimat in Folge der Klimakrise verlieren würden.

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