Ohne Maßnahmen steuert die Pflege auf den Notstand zu, sagt die Arbeiterkammer Vorarlberg. Die Studie der Gesundheit Österreich von 2021 zum Pflegekräftebedarf basiere auf falschen Annahmen.
Was man zurzeit aus Krankenhäusern und Pflegeheimen hört, lässt einen erschauern: In der Langzeitpflege in Vorarlberg sind 200 Betten nicht belegt, weil das Personal fehlt. In den Spitälern sind es 100. Allein am Landeskrankenhaus Rankweil sind 50 Betten leer. Psychiatriepatienten müssen dort sogar frühzeitig entlassen werden.
Pflegekräfte fehlen also überall, schlägt der neue AK-Präsident Bernhard Heinzle Alarm. Das Ganze noch verheerender macht seiner Meinung nach die Studie der Gesundheit Österreich (GÖG), nach der der Bedarf an Pflegekräften bis ins Jahr 2030 definiert werden soll.
Die GÖG-Studie ortet österreichweit bis 2030 einen Pflegekräftebedarf von 75.700 Personen. Für Vorarlberg wären das 3.400. Seltsamerweise ist in der Studie aber nur von 2.414 die Rede.
AK Vorarlberg-Präsident Bernhard Heinzle
Wenige Pflegekräfte bleiben bis zur Pension
„Das ist eine Schönwetterstudie mit falschen Annahmen“, kritisiert Heinzle. In Wahrheit sei der Ausbildungsbedarf weit höher. „Mit den aktuellen Ausbildungsständen erreichen wir nicht einmal die geschönten Zahlen der Studie“, behauptet der AK-Landespräsident und belegt das auch gleich mit Zahlen: „Die GÖG-Studie ortet österreichweit bis 2030 einen Pflegekräftebedarf von 75.700 Personen. Für Vorarlberg wären das 3.400. Seltsamerweise ist in der Studie aber nur von 2.414 die Rede.“
Dass das nicht stimmen kann, davon ist auch AK-Direktor Rainer Keckeis überzeugt. Die Studie gehe nämlich davon aus, dass es keine Berufsabbrecher gibt und alle bis zur gesetzlichen Alterspension arbeiten. „Die Realität sieht anders aus. Wir haben bei den FH-Studiengängen momentan zu wenige Teilnehmer - 60 statt 100 - und eine Abbruchrate von 25 Prozent“, rechnet Keckeis vor.
Kaum eine Pflegekraft arbeite zudem bis zur Pension im Job. Die psychischen und physischen Belastungen seien einfach zu hoch. „Dadurch ergibt sich ein Ausbildungsrückstand, der mit der vom Land anvisierten Strategie nie und nimmer aufgeholt werden kann“, sagt Keckeis.
Vom Land fordern Heinzle und Keckeis deshalb Folgendes: bessere Rahmenbedingungen wie Dienstplansicherheit oder Einhaltung des höheren Pflegeschlüssels, mehr Ausbildungsplätze speziell für gehobene Dienste, eine Weiterführung der Diplomausbildungen in den Krankenpflegeschulen für mindestens zehn Jahre und eine Umsetzung des AK-Modells zur Anstellung pflegender Angehöriger.
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