Unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, aber immer ein lohendes Ziel vor Augen: zwei Touren rund um Stuben am Arlberg.
Stuben am Arlberg liegt auf 1410 Metern Seehöhe und gehört zur Gemeinde Klösterle. Aus dem Jahr 1330 stammt die erstmalige Erwähnung des Ortes als Poststation - „des Kaisers höchste Stuben“. Der Name stammt der Überlieferung zufolge von der Bezeichnung „Wärmestube“ - es war dies der letzte Ort für Rast und Einkehr vor der Arlberg-Passhöhe und im Winter somit die letzte Wärmestube für Reisende, Säumer und Fuhrleute. Heute ist Stuben vor allem als Destination für Wintersportler bekannt. Ganzjährig wohnen dort nur knapp 90 Personen.
Auch für anspruchsvolle Wanderer gibt es Routen
Es gibt mehrere Routen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden, die in einem großzügigen Bogen um das Örtchen führen. Eine leichte Rundtour startet direkt im Ort und führt über den Weg „Schattahalb“ am „Seele“ vorbei bis zum Anschluss der ehemaligen Bundesstraße. Nach 200 Metern bergab zweigt ein Pfad rechts auf einen Forstweg ab (Wegweiser beachten). Vorbei an einem Brunnen und durch den Wald geht es auf eine weitere Forststraße. Dieser folgt man Richtung Stuben retour, kurz nach der Jagdhütte geht es links zur Steinmauer hinauf und dieser entlang bis zum Kreuz. Anschließend führt der Weg über die Wiese in Richtung Lawinendamm. Unter der Alphütte wird der Bach gequert, dann geht es links dem Schotterweg folgend bis zum Flexental und zum Wasserfall. Retour wieder über den Schotterweg bis zum E-Trial-Park und dann ein kurzes Stück entlang der Straße bis nach Stuben.
Typ: je nach Variante - gemütliche Rundtour oder fordernde Wanderung
Dauer: 1.5 bis 2 Stunden für die leichte Runde und gut 3 Stunden für den Höhenweg (nur bei trockener Witterung begehbar!)
Startpunkt: Stuben am Arlberg
Anforderung: der leichte Rundweg ist für alle Fitnesslevels geeignet, der Höhenweg erfordert eine gute Kondition und Trittsicherheit, Schwindelfreiheit ist ebenso von Vorteil
Ausrüstung: Bergschuhe mit guter Profilsohle, Tagesrucksack mit Getränk und Jause, da die meisten Gasthäuser/Hotels in der Zwischensaison geschlossen haben, eventuell Wanderstöcke, dem Wetter angepasste Kleidung
ÖffentlicheVerkehrsmittel: Buslinien 90 W (750) von Langen a. A. Bahnhof , 90 S (720) von Bludenz Bahnhof bis Stuben Hotel Post
Eine anspruchsvolle Tour für Geübte und Trittsichere ist die Gafriweg-Höhenwanderung. Die Strecke sollte nur bei trockener Witterung begangen werden, da manche Wegabschnitte ausgesetzt und schottrig sind. Vom Hotel Post in Stuben folgt man der Dorfstraße bis zum Ortsende. Weiter geht es bis zur ersten Kehre, hier wird die Straße gequert und vorbei am E-Trial-Park geht es stetig bergan in Richtung Flexental. Am Ende des Weges wird der rauschende Flexenbach gequert. Danach steigt der Franz-Josef-Weg (oder Flexenweg) teilweise recht steil in Richtung Flexenpass/Zürs an. Bereits nach kurzer Zeit bietet sich ein überaus eindrucksvoller Ausblick auf die Flexengalerie. Heute ist es kaum vorstellbar, dass der Wanderpfad mit einer Steigung von bis zu 25 Prozent einmal die Hauptverbindung auf die Passhöhe darstellte und trotz aller Gefahren rege begangen war.
Eine Gedenktafel entlang der Strecke erinnert an einen besonderen Vorfall: am 21. Dezember 1886 verunglückte Franz Josef Mathis auf dem Flexenweg. Er wurde von einer Lawine bis ins Bachtobel mitgerissen. Nach 30 Stunden unter den Schneemassen konnte Mathis wie durch ein Wunder lebend geborgen werden und ging als „Lawinen-Franz-Josef“ in die Geschichte ein. Das Ereignis wurde mehrfach literarisch aufgearbeitet und die Geschichte in den Vorarlberger Schulen regelmäßig gelesen.
Sturz in Gletscherspalte nur knapp überlebt
Viele Unfälle endeten jedoch nicht so glimpflich, und als am 29. Dezember 1891 Josef Walch an derselben Stelle tödlich verunglückte, war dies ein weiterer Anstoß, einen lawinensicheren Zugang nach Zürs und Lech zu fordern. 1897 wurde die neue Flexenstraße schließlich fertiggestellt. Wer die alte Strecke auf die Passhöhe zu Fuß geht, kann erahnen, welch Mühsal und Gefahr diese im Winter bedeutete.
Der Hobbysportler wird allerdings mit fantastischen Ausblicken entlohnt. Oben angekommen wird die L 198 gequert und man folgt dem Grafi-Weg in Richtung Alpe Rauz. Durch das Rauztobel geht es hinab zurück nach Stuben. Ein Abstecher in Richtung Kirche lohnt sich. Dort steht ein Denkmal für den Skipionier und Gründer der ersten Skischule am Arlberg, Hannes (eigentlich Johann) Schneider. Dieser wurde 1890 in Stuben geboren. Schneider war nicht nur Sportler und Skilehrer, sondern spielte in über fünfzehn populären Skifilmen mit, darunter „Der weiße Rausch“. Bei den Dreharbeiten zum Streifen „Der heilige Berg“ überlebte er einen Sturz in eine Gletscherspalte nur knapp.
1938 wurde er von den Nazis in „Schutzhaft“ genommen, nachdem er sich nach dem Anschluss Österreichs mehrfach öffentlich gegen das Nazi-Regime ausgesprochen hatte. In seiner Skischule verwahrte er sich gegen jegliche Nazi-Parolen und weigerte sich, nur Arier zu unterrichten. Aufgrund seiner guten Beziehungen ins Ausland und auf internationalen Druck wurde Schneider rund einen Monat nach seiner Verhaftung freigelassen. Er stand allerdings unter Hausarrest und ihm wurde das Skilehrerpatent entzogen. Daraufhin verkaufte der Skipionier sein Sportgeschäft und emigrierte mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten wo er 1955 verstarb.
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