„Privatjet bereit“
Berlusconi will Putin zum Rückzug überreden
Wie zuletzt immer wieder berichtet, laufen im Hintergrund bereits seit geraumer Zeit Gespräche zwischen den USA und Russland über den Krieg in der Ukraine. Doch Kiew und Moskau sprechen weiterhin nicht direkt miteinander. Dies soll sich nun bald ändern, wenn es nach dem Willen des italienischen Ex-Premiers Silvio Berlusconi geht. Dieser will laut den Worten eines Vertrauten den Kreml-Chef überreden, sich aus der Ukraine zurückzuziehen - und das bis Weihnachten!
Kulturstaatssekretär Vittorio Sgarbi machte gegenüber der britischen Zeitschrift „The Spectator“ Andeutungen, dass Berlusconi sich als „einzige Person“ sehe, die in der Lage sei, in der aktuell festgefahrenen Situation einen Frieden zwischen den Kriegsparteien zu vermitteln. „Er glaubt, er kann es schaffen. Und wenn er es schafft, ohne die Position der NATO zu untergraben, dann könnte er als Held in die Geschichtsbücher eingehen“, wird der Berlusconi-Intimus vom Magazin zitiert. Der Privatjet des Senators stehe bereit, heißt es.
Anrufversuche zu Kriegsbeginn gescheitert
Berlusconi hatte vor Kurzem berichtet, dass er zu Beginn des Kriegs zweimal erfolglos versucht habe, den russischen Präsidenten anzurufen. Warum die Kontaktaufnahme jetzt erfolgreich sein soll, ist unklar. Tatsache ist aber, dass die beiden sich während Berlusconis Amtszeiten als Regierungschef von 2001 (mit einer Unterbrechung zwischen 2006 und 2008, als Romano Prodi die Regierung anführte) bis 2011 angefreundet haben. Putin war mehrmals in Berlusconis Sommerresidenz auf Sardinien. Einer umstrittenen Einladung kam der Italiener im Jahr 2015 nach und besuchte die damals schon von den Russen annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Zuletzt prahlte der 86-Jährige vor Kollegen seiner Partei Forza Italia, dass Putin ihn zu seinen fünf Freunden zähle, die er habe.
Wirbel um Geburtstagsgeschenk aus Moskau
Zum Geburtstag soll es auch Geschenke aus Moskau gegeben haben - in Form von 20 Flaschen Wodka. Die Veröffentlichung von Aufnahmen aus der privaten Veranstaltung sorgte in Italien und der EU für Aufregung, sorgte man sich doch darüber, dass mit dem Eintritt von Berlusconis Partei in die rechte Regierung unter Giorgia Meloni nun die Russland-Politik der Union torpediert würde. Berlusconi dementierte übrigens später, dass er Wodka von Putin bekommen habe. Das sei ein Scherz gegenüber seinen Abgeordneten gewesen, versicherte der Ex-Regierungschef. Meloni stellte zudem klar: „Ich habe die Absicht, eine Regierung mit einer klaren und eindeutigen außenpolitischen Linie zu führen. Italien ist voll und ganz und mit erhobenem Haupt Mitglied der EU und der NATO. Diejenigen, die damit nicht einverstanden sind, werden nicht Teil der Regierung sein können.“
Mehrheit der Italiener will Ende der Waffenlieferungen
Doch die Bevölkerung scheint den Kurs nicht mehr mitzutragen. Laut jüngsten Umfragen wünschen sich die meisten Italiener, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Friedensverhandlungen mit dem Kreml zustimmt. Anfang November kam es in Rom zur bisher größten Kundgebung gegen den Ukraine-Krieg und gegen Waffenlieferungen an die Ukraine. Laut Veranstaltern versammelten sich aus diesem Anlass rund 100.000 Menschen in Rom. Die Polizei schätzte die Zahl der Demonstranten auf lediglich 40.000, dennoch war das ein lautstarker Protest. Berlusconi könnte bei seinem Diplomatie-Vorhaben auch die Stimmung des Volkes im Blick haben.
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