Ideen und Entdeckungen

Meilensteine der Medizingeschichte

Gesund Aktuell
20.11.2022 05:00

Um zu jener Gesundheitsversorgung zu gelangen, wie sie heute möglich ist, brauchte es etliche Entdeckungen, Ideen und Innovationen der Menschheit. Wir beleuchten einige davon näher - allerdings ohne Anspruch auf Vollständigkeit...

Seit ihren Ursprüngen versuchen Menschen, Krankheiten auf den Grund zu gehen, Gesundheit zu erhalten oder wiederherzustellen. Etliche Versuche gingen schief und mussten verworfen werden, andere Entdeckungen wurden ganz zufällig gemacht oder waren zunächst Flops. Doch die Geschichte beweist: Die Errungenschaften kluger Köpfe haben Millionen Leben gerettet oder besser gemacht. 

Desinfektion
Noch Mitte des 19. Jahrhunderts starben Frauen im Kindbett, weil Ärzte sich schlichtweg nicht die Hände wuschen. Der junge Arzt Ignaz Semmelweis ordnete an der Wiener Geburtshilflichen Klinik als hygienische Maßnahme Händedesinfektion mit Chlorkalk an. Er gilt als „Retter der Frauen“. Heute gibt es für jedes Spital umfassende Hygienepläne.

Narkose
1842 kam Äther als Narkosemittel auf - die Geburtsstunde der modernen Anästhesie. Längere, komplizierte Eingriffe wurden möglich. Die Chirurgie konnte sich dadurch enorm weiterentwickeln.

Impfungen
Ihre Erfolgsgeschichte beginnt mit dem Kampf gegen Pocken. 1796 gelingt es dem englischen Arzt Edward Jenner, einen Burschen mit Kuhpocken zu infizieren. Er wird immun gegen die menschliche Variante. Stetig mehr Krankheiten konnten nun zurückgedrängt werden, die früher mitunter tödlich waren: Diphtherie, Tuberkulose, Polio etc. Nach der weltweiten Grippeepidemie 1918/19 wird erst 1945 ein Influenza-Impfstoff entwickelt. Heute erfolgt die Forschung sehr viel schneller, etwa am Vakzin gegen Covid-19.

Antibiotika
Der schottische Biologe Alexander Fleming entdeckte das Penicillin, ein Mittel, das Bakterien töten konnte, zufällig 1928. Aber erst im Zweiten Weltkrieg begannen die USA erfolgreich mit der Produktion. Die Arznei revolutionierte die Behandlung von Infektionen. Die Schattenseiten - ihr mit den Jahren ausufernder Einsatz: Gegen Antibiotika treten immer mehr resistente Erreger auf. Moderne Forscher sind heute gezwungen, stetig wirkungsvollere Varianten zu entwickeln.

Bildgebende Verfahren
Die Entdeckung der Röntgenstrahlung (durch Wilhelm Conrad Röntgen ) ermöglicht 1895 erstmals zu sehen, was im Körper vorgeht - ohne ihn aufzuschneiden. Bald wurden sie in der Medizin genutzt, auch schon zum Bestrahlen von Tumoren. Mit der Dosis musste experimentiert werden, denn es traten Nebenwirkungen wie Haarausfall und erhöhtes Krebsrisiko auf. 1971 wurde ein Mensch erstmals mittels der Computertomographie durchleuchtet. Inzwischen gibt es Verfahren ohne Röntgenstrahlung: Bei der Sonographie sendet man Ultraschallimpulse den Körper. In der Magnetresonanztomographie erzeugt das Gerät starke Magnetfelder und Radiowellen. Atome der Körperzellen geben unterschiedliche Strahlung ab, deren Signale ein Rechner in ein Bild umformt.

Dialyse
Eine erste Apparatur zur Blutwäsche bei Nierenversagen stellte John Abel (Baltimore USA) 1913 aus Kollodium („Schießbaumwolle“) her. Er führte damit Experimente am Hund durch. Die erste Dialysebehandlung bei Menschen nahm Georg Haas (D) Anfang der 1920er vor. Dem Niederländer Willem Kolff gelang es 1945, dass seine Patientin überlebte.

Insulin
Am 27. Juli 1921 gelang den Medizinern Frederick Banting und Charles Best erstmals die Isolierung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse von Hunden. Dieses injizierten sie einem Tier ohne dieses Organ, womit ihnen eine Blutzuckerreduktion von 40 Prozent gelang. Ein Jahr später erhielt der 13-jährige Leonard Thompson tierisches Insulin, die gefährlich hohen Zuckerwerte sanken. Erstmals gab es eine wirksame Therapie bei Typ-1-Diabetes. Heute wählt man aus verschiedenen Insulinen und Verabreichungsformen, etwa mittels Pumpensystemen.

Chemotherapie
Im Jahr 1949 wurde N-Lost (Senfgas) in den USA als erste Chemotherapie zugelassen, eine Substanz, die man im Ersten Weltkrieg als chemischen Kampfstoff einsetzte. Heute bleibt Chemotherapie (v. a. in Kombination mit anderen Substanzen) zentrale Säule der medikamentösen Behandlung, ist mittlerweile aber viel besser verträglich. Immer öfter wird die „Chemo“ aber bereits durch andere Therapien ersetzt.

Herzschrittmacher
Das erste Gerät aus dem Jahre 1952 hatte die Größe eines Röhrenfernsehers. Der Patient musste es vor sich her schieben. 1958 wurde der Schrittmacher erstmals komplett in den Körper eingesetzt. Seit 1979 kann man Batteriestand und Funktion ohne chirurgischen Eingriff überprüfen. Geräte werden immer kleiner.

Erforschung der DNA
1953 entschlüsselten die Molekularbiologen James Watson und Francis Crick die Doppelhelix-Struktur der DNA. Ihre Entdeckung war Grundlage für die moderne Genetik und Gentherapie.

Organtransplantation
Mehrere hundert Organe werden alleine jährlich in Österreich transplantiert. 1883 verpflanzte der Schweizer Chirurg Theodor Kocher einem schilddrüsenoperierten Mann Schilddrüsengewebe unter die Haut. Lange konnten dessen Wachstumsstörungen zwar nicht unter Kontrolle gehalten werden, aber der Siegeszug der Transplantationschirurgie begann. 1954 wurde in den USA erstmals erfolgreich eine Niere übertragen. Dazu brauchte es aber neue Operationstechniken und Erkenntnisse über das Abwehrsystem des Körpers. 1967 erfolgte die erste Herztransplantation. Der Patient überlebte 18 Tage. Heute sind die langfristigen Erfolgsaussichten einer Transplantation stark angestiegen.

Hormonelle Verhütung
Die erste „Anti-Baby-Pille“ wurde in Österreich 1962 zugelassen. Damit konnten Frauen erstmals selbst bestimmen, wann und wie viele Kinder sie bekommen wollten. Ein Meilenstein der Emanzipation! Heute stehen hormonelle Verhütungsmittel als Pflaster, Ring, Spritze etc. zur Verfügung.

HIV-Medikamente
Noch vor wenigen Jahrzehnten galt AIDS als Todesurteil - bis 1987 das erste Medikament (AZT) in den USA zugelassen wurde. Die Nebenwirkungen waren aber schwer. Den Durchbruch erreichten Forscher 1996, als die Kombinationstherapie vorgestellt wurde. Heute ist HIV gut behandelbar. Außerdem lässt sich mit der sogenannten Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) Infektionen vorbeugen.

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